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„Die Frauenquote ist keine Lösung”
Im Jahr 2014 hat Elif Kavun den Workshop Crossfyre nach Bochum geholt. Er richtet sich vorrangig an junge Nachwuchswissenschaftlerinnen. Die Abkürzung steht für „Workshop on Cryptography, Robustness, and Provably Secure Schemes for Female Young Researchers”. Der Rubin-Redaktion hat Elif Kavun erzählt, warum sie die Veranstaltung organisiert hat, was sie von der Frauenquote hält und welche Förderung sie sich für Frauen in der IT-Forschung wünschen würde.
Als Sie das erste Mal von Crossfyre gehört haben, was haben Sie da gedacht?
Ich war ein bisschen skeptisch, weil ich mich gefragt habe: „Warum ist der Workshop speziell für Frauen?“ Die Idee gefiel mir nicht, aber mein Betreuer Christof Paar ermutigte mich teilzunehmen. Ich sagte mir: Bevor du gegen eine Sache bist, musst du sie dir wenigstens angesehen haben. Also fuhr ich zu der Veranstaltung in Eindhoven 2012, und tatsächlich gefiel es mir, wie die Gemeinschaft der Forscherinnen denkt. Sie denkt wie ich.
Und zwar?
Es gab eine Diskussionsrunde, in der wir Ideen ausgetauscht haben, wie man Frauen in der IT-Sicherheit am besten unterstützen kann. Ihnen spezielle Stellen an der Uni anzubieten, um die Frauenquote zu erfüllen, ist keine Lösung. Das denken die meisten Forscherinnen. Stattdessen sollte man praktische Lösungen finden. Zum Beispiel Kinderbetreuung bei Konferenzen. Bei Crossfyre haben wir das gemacht.
Crossfyre war die erste Veranstaltung, die Sie organisiert haben. Was war Ihre Motivation?
Es war eine nette Herausforderung für mich. Und ich wollte die Veranstaltung nach Bochum holen, um Werbung für unsere Universität zu machen. Einen zusätzlichen Anreiz hat das DFG-Graduiertenkolleg Ubicrypt geboten, in dem ich Mitglied bin. Sie stellt finanzielle Mittel bereit, um Frauen in der Forschung zu fördern.
Ich habe immer gedacht, dass wir irgendetwas Wissenschaftlicheres mit dem Geld machen sollten. Nicht einfach frauenspezifische Seminare, die sich um die persönliche Karriereentwicklung drehen. Also wollte ich Forscherinnen aus verschiedenen Ländern einladen und sie unterstützen, indem ich ihnen auf der Tagung die Möglichkeit gebe zu netzwerken.
Sind Sie zufrieden mit dem Ergebnis?
So wie das Feedback von den Teilnehmern ausgefallen ist, kann ich zufrieden sein. Sie waren froh, dass sie dabei waren, und haben ihren Dank geschickt. Mir war es sehr wichtig, junge Forscherinnen mit dem Workshop zu erreichen. Und das ist uns gelungen! Bachelor- und Masterstudentinnen sowie Doktorandinnen kamen zu der Tagung in Bochum. Ich bin glücklich, dass wir die Zielgruppe erreicht haben.
Was nehmen Sie persönlich von dem Workshop mit?
Auf der einen Seite habe ich zum ersten Mal eine Veranstaltung organisiert, auf der anderen Seite habe ich gelernt, wie man eine Diskussion leitet. Ich hatte keine Ahnung, dass ich die Richtung, in die eine Diskussion geht, so sehr beeinflussen kann. Und natürlich habe ich neue Leute kennengelernt. Wenn ich heute an die Tagung zurückdenke, stelle ich fest: Das ist eine ganze Menge!
Zu guter Letzt, haben Sie irgendeinen speziellen Rat für Nachwuchsforscherinnen in der IT-Sicherheit?
Junge Forscherinnen haben manchmal Probleme mit dem Selbstbewusstsein. Sie denken zum Beispiel, dass sie nicht vortragen können. Selbst wenn man zuerst nervös ist, muss man trotzdem einfach anfangen. Nachdem man es eine Weile gemacht hat, ist es ok.
Natürlich ist es wichtig, überhaupt die Chance zu haben zu präsentieren. Workshops wie Crossfyre sind eine Plattform, um in einer freundlichen Atmosphäre Erfahrungen zu sammeln. Daher empfehle ich jedem, an solchen Veranstaltungen teilzunehmen.
Elif Kavun wurde 1986 in Izmir, Türkei geboren. Sie absolvierte ein Bachelorstudium in Elektronik und Nachrichtentechnik am Izmir Institute of Technology und erwarb einen Master in Kryptografie von der Middle East Technical University in Ankara. 2011 kam sie für die Promotion zur Ruhr-Universität. Ihre Arbeit beschäftigt sich mit ressourceneffizienter Kryptografie. Elif Kavun entwickelt neue Verschlüsselungsalgorithmen, um die Sicherheit zum Beispiel von Handys und Smartcards zu verbessern. Dabei stellt sie auch effiziente Möglichkeiten bereit, um diese Algorithmen in den Geräten zu implementieren.
24. November 2014
14.15 Uhr