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Fürs Praktikum an die Harvard Medical School
Eine konzentrierte Stille liegt im Operationssaal. RUB-Absolvent Ibrahim Bölükbas steht am Operationstisch und beobachtet Roboterarme bei einer Hals-OP. Der operierende Arzt sitzt einige Meter entfernt. Er bedient ein Da-Vinci-Operationssystem, das seine feinen Handbewegungen zum Roboter am OP-Tisch überträgt.
Unter anderem, um diese Technik live zu erleben, hat Bölükbas sich dazu entschieden, nach seinem Medizinstudium an der RUB für ein Praktikum noch einmal zur Uni zu gehen. Weil er hervorragende Leistungen an der RUB erbrachte, konnte der 25-Jährige dafür sogar einen Platz im Exchange Clerkship Program der Harvard Medical School in Boston ergattern. Somit war er der erste Absolvent aus Bochum, der an dem internationalen Praxisprogramm teilnehmen durfte.
„Ich wollte vor meiner Facharztausbildung noch einmal ins Ausland, vor allem, um Erfahrungen im OP zu sammeln“, sagt Bölükbas. Im November und Dezember 2019 durfte der Mediziner die klinische Arbeit in den USA kennenlernen. OP-Techniken und -Methoden wie der Da-Vinci-Roboter standen dabei im Fokus. Die Studienstiftung des deutschen Volkes förderte seinen Auslandsaufenthalt. „Viele internationale Absolventinnen und Absolventen waren an der Medical School unterwegs. Es war eine bunt gemischte Gruppe, mit der ich die Zeit dort verbrachte“, so Bölükbas.
Ich wurde sehr warm aufgenommen.
Aufgeregt sei er vor dem Praktikumsbeginn weniger gewesen, weil er wusste, dass er in Bochum gut ausgebildet wurde. „Mein Einstieg war geschmeidig. Ich war gut vorbereitet und wurde sehr warm aufgenommen“, sagt der Mediziner. Er habe keine Probleme gehabt, im internationalen Kontext mitzuhalten.
„Ich wusste allerdings vorher schon, dass im Operationssaal viele Fragen von den leitenden Ärzten gestellt werden. Deshalb habe ich manches Detailwissen vorab vertieft“, sagt er. Bölükbas habe aber insgesamt gemerkt, dass deutsche Medizinerinnen und Mediziner international einen guten Ruf haben. „Inhaltlich habe ich keinen großen Unterschied zwischen den Ausbildungsniveaus gemerkt. Es passte einfach“, sagt Ibrahim Bölükbas.

Neben den beobachtenden Tätigkeiten im Operationssaal durfte er auch Wunden nähen, medizinische Eingriffe vorbereiten und selbst Patientinnen und Patienten im an der Medical School angrenzenden Krankenhaus aufnehmen und untersuchen.
Beeindruckt war der Mediziner davon, wie gut die Operationstermine organisiert waren und wie früh diese schon bekannt waren, denn in Deutschland seien diese spontaner. Das machte es ihm einfacher, sich seinen Operationsplan selbst zusammenzustellen. „Ich musste mich allerdings auch durchsetzen können, weil das Interesse der anderen Gaststudierenden an den Operationstechniken auch sehr groß war. Das war ich aus Deutschland gar nicht gewohnt, dass so viele Studierende in den OP möchten“, sagt er.
Es lohnt sich manchmal einfach, die Extra-Meile im Studium zu gehen.
Bis zu 14 Stunden täglich arbeitete der RUB-Absolvent in der Medical School und trotzdem wollte er während des Aufenthaltes auch das kulturelle Leben in Cambridge und Boston mitnehmen. „Das Studentenleben ist dort sehr lebendig“, sagt er. Für ihn lohnte sich der USA-Aufenthalt kulturell und fachlich. Ibrahim Bölükbas rät allen Medizinstudierenden während des Studiums oder vor dem Berufseinstieg zu einem Auslandsaufenthalt. „Zum Lernen und für den Perspektivwechsel ist es hilfreich. Es lohnt sich manchmal einfach, die Extra-Meile zu gehen“, sagt er. Seine nächste Karrierestation wird auch im Ausland sein: Ibrahim Bölükbas beginnt im Februar 2020 seine Facharztausbildung in Zürich. „Vielleicht möchte ich danach noch mal für ein Fellowship in die USA. Das Ruhrgebiet kann ich mir aber auch sehr gut vorstellen, vor allem wenn ich irgendwann in die Forschung möchte“, sagt er.
18. Dezember 2019
09.23 Uhr