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Wie Menschen Schäden an Gebäuden wahrnehmen
Wie Laien Gebäudeschäden im Vergleich zu Fachleuten beurteilen, haben Bochumer Psychologinnen gemeinsam mit Ingenieuren untersucht. Im Gegensatz zu Experten beurteilten Laien Schäden an historischen Gebäuden als weniger schlimm als vergleichbare Schäden an modernen Bauwerken.
„Ein Kirchturm mit deutlich erkennbarer Schieflage wurde von 53 Prozent der Befragten als vernachlässigbar beschädigt oder gar nicht beschädigt gewertet“, gibt Wirtschaftspsychologin Katharina Friedrichs ein Beispiel. Insgesamt beurteilten die Teilnehmer Wohnhäuser akkurater als alte Türme, Kirchen und Burgen.
Die Studie ist Teil des Sonderforschungsbereichs 837 „Interaktionsmodelle für den maschinellen Tunnelbau“, der seit 2010 an der RUB läuft. Ziel der Forscherinnen und Forscher ist es, ingenieurtechnische Grenzwerte mit dem subjektiven Empfinden von Menschen zu vergleichen. Bei starken Abweichungen müsse man eventuell über Maßnahmen nachdenken, um die Bevölkerung entsprechend zu informieren.
Sehr starke und sehr leichte Schäden schätzten die Befragten ähnlich ein wie Fachleute. Mittelschwere Schäden hingegen unterschätzten sie großteils. Feine Haarrisse in den Fassaden, so vermutet Markus Obel vom Lehrstuhl für Massivbau, nehmen Laien kaum wahr. Ziel beim Tunnelbau sei es, auch solche Beeinträchtigungen zu vermeiden – selbst wenn sie nur rein optischer Natur seien und die Tragfähigkeit nicht beeinflussten. Denn Risse in der Fassade, auch wenn sie nur optischer Natur sind, können den Wert einer Immobilie senken; die Kosten für die Beseitigung der Schäden müsste der Bauherr des Tunnelprojekts tragen.
22. Juni 2017
10.36 Uhr