Islam im Abseits? Eine wissenschaftliche Antwort auf Dobrindt
Weshalb wird so heftig diskutiert, ob der Islam zu Deutschland gehört? In der Debatte liefern Forscher aus Bochum und Kiel Erklärungsansätze.
Die Islamwissenschaftlerin Prof. Dr. Anja Pistor-Hatam von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und ihr Kollege Prof. Dr. Stefan Reichmuth von der RUB beziehen in einem fünfseitigen Paper Stellung zur Islamdebatte in Deutschland. Ausgangpunkt sind die jüngsten Äußerungen von CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt und anderen namhaften CSU-Politikern, in denen sie Menschen islamischen Glaubens per se als demokratiefeindlich stigmatisieren.
Eine grundsätzliche Weigerung, die Religion der Muslime in Deutschland als zugehörig anzuerkennen, sei in einem pluralistischen Gemeinwesen kein gangbarer Weg in die Zukunft, so Pistor-Hatam und Reichmuth. In Deutschland sei heute muslimisches Engagement im sozialen, politischen und kulturellen Leben, beispielsweise im Vereinsleben, breit gefächert. Viele Muslime sind mittlerweile deutsche Staatsbürger.
„Ihre Akzeptanz und die des Islams ist dort am größten, wo auch die meisten von ihnen leben – trotz aller aktuellen kommunalen und sozialen Probleme, die in diesem Zusammenhang auftreten“, erläutern die Autoren. Vor diesem Hintergrund werben die Wissenschaftler vor allem für die Rückkehr der Vernunft in die Debatte – aber auch für Mut zur Kritik, für religiöse Toleranz und für eine Erziehung zu Humanität und Aufgeschlossenheit.