Ferienprogramm Wie Flüchtlingskinder Natur und Sprache entdecken
Schmetterlinge fangen, Erdreich untersuchen, Butter herstellen: Bei den Forschertagen an der RUB ist Wissenschaft zur schönsten Nebensache der Welt geworden.
An einer Böschung am Rande des Botanischen Gartens, etwas versteckt hinter Ästen und Büschen, entnimmt eine Gruppe junger Forscher Bodenproben. Hier ist Kraft gefragt, denn die Bohrstöcke, sogenannte Pürckhauer, müssen tief in den Boden gedreht und anschließend herausgezogen werden.
Die jungen Forscher gehören zu den insgesamt rund 50 Flüchtlingskindern, die vom 18. bis 21. Juli 2016 an den Forschertagen „Natur erleben“ der RUB teilnehmen. Sie lernen dabei die Fächer Biologie, Chemie, Geografie und Physik kennen. Vier Tage lang führen die Schüler im Alter von acht bis 14 Jahren in Kleingruppen naturwissenschaftliche Experimente durch. Und verbessern dabei spielerisch ihre Deutschkenntnisse.
Praxiserfahrungen sammeln
Von dem Ergebnis der Bodenprobe sind die Schüler verblüfft: Je tiefer der Pürckhauer im Boden steckte, desto heller ist die Erde, die er zu Tage beförderte. Ganz unten ist sie sogar ein bisschen weiß.
Wie das aussieht, sollen die Kinder aufmalen. Dabei unterstützen sie Lehramtsstudierende, die bei den Forschertagen die Kinder betreuen und gleichzeitig Praxiserfahrungen im Unterrichten sammeln – als Teil des Bachelormoduls „Deutsch für Schülerinnen und Schüler mit Zuwanderungsgeschichte“.
Die meisten verstehen schon viel Deutsch.
Lena Kortenjann
Eine von ihnen ist Lena Kortenjann, die im sechsten Semester Geografie und Spanisch auf Lehramt studiert. „Die Kinder sind sehr neugierig, und es macht Spaß, die Aufgaben mit ihnen zusammen umzusetzen“, erzählt sie. Sprachprobleme gebe es kaum. „Die meisten verstehen schon viel Deutsch.“
Etwas weiter unten, mitten im Botanischen Garten, entdecken die Schüler gemeinsam mit Biologiestudierenden die Welt der Insekten. Geschickt fangen sie Bienen und Schmetterlinge ein und beobachten die Tiere neugierig von Nahem.
Experimente im Schülerlabor
Eifrig geforscht wird auch im Alfried-Krupp-Schülerlabor. Hier machen die Physik- und Chemie-Gruppen Experimente. Während die Physiker mit den Kindern Gläser zum Klingen bringen, weisen die Chemiker mit den Nachwuchsforschern Fett in Milchprodukten nach oder stellen Butter aus Sahne her.
Damit die Schüler alles nachvollziehen können, haben die Chemiker während eines Kurses ein Heft mit Anleitungen erstellt. „Die Studierenden haben für die Erklärungen viele Bilder verwendet, weil das für die Kinder leichter zu verstehen ist“, erklärt Laura Schröder, Doktorandin der Chemiedidaktik.
Positive Bilanz
Gibt es dennoch Verständigungsprobleme, stehen Übersetzer bereit, die freiwillig aushelfen. Die Kinder kommen aus zehn verschiedenen Ländern, darunter Armenien, Aserbaidschan oder Syrien.
Thomas Völkner, Leiter und Organisator der Forschertage, zieht eine positive Bilanz: „Sowohl die Kinder als auch die Studierenden haben viel dazu gelernt.“ Er hofft, das Ferienprogramm für geflüchtete Kinder im nächsten Jahr fortsetzen zu können.