Neues Angebot Wie Psychotherapeuten traumatisierten Flüchtlingen helfen
Flüchtlinge aus Bürgerkriegsländern leiden häufig unter psychischen Verletzungen. Für die Behandlung benötigen Psychologen Zeit und Unterstützung aus der Heimat der Patienten.
Seit Juni 2016 kümmert sich das Team von Dr. Tobias Teismann am Zentrum für Psychotherapie an der RUB um zwölf Patienten. Die meisten von ihnen wollen studieren und besuchen daher die Deutsch- und Integrationskurse der Universität. Ihre Deutschkenntnisse reichen für Therapiegespräche aber noch nicht aus, daher arbeiten die Psychologen erstmalig mit Dolmetschern zusammen. Die Dolmetscher sind Studierende und wurden für ihre Aufgabe umfangreich geschult.
„Die größte Herausforderung in der Zusammenarbeit zwischen Psychologen und Dolmetschern ist der Zeitverlust. Wir mussten unsere Planungen umstellen, da wir in diesen Sitzungen nur die Hälfte der regulären Inhalte unterbringen können“, berichtet Teismann.
Aktuell können Sitzungen in arabischer, französischer und persischer Sprache übersetzt werden.
Interkulturelle Kommunikation notwendig
Die Mitarbeiter des Zentrums für Psychotherapie haben viel Erfahrung im Umgang mit traumatisierten Patienten. Die Arbeit mit Flüchtlingen stellt die Therapeuten aber vor neue Herausforderungen: Die Dolmetscher müssen nicht nur übersetzen, sondern auch Kulturvermittler sein. Sie erklären den Therapeuten, warum die Patienten auf bestimmte Themen mit Zurückweisung oder Ablehung reagieren.
Viele der Patienten waren in ihren Heimatländern Folter und Verfolgung ausgesetzt und benötigen nun Unterstützung, diese Erlebnisse zu verarbeiten.
Die bürokratischen Fallstricke im Asylrecht sind für uns Neuland.
Tobias Teismann
Oft wenden sich Sozialarbeiter oder ehrenamtliche Helfer an das Zentrum für Psychotherapie, um Hilfe für ihre Schützlinge zu suchen. Bei einem ersten Aufnahmegespräch klären die Therapeuten mit den Flüchtlingen, ob und wie sie ihnen helfen können. In der Regel treffen sich ein Therapeut, ein Dolmetscher und ein Flüchtling im Anschluss zu fünf Einzelsitzungen. In diesen Sitzungen wird diagnostiziert, unter welcher Krankheit die Patienten leiden.
Bei Patienten, die eine anschließende mittel- oder langfristige Therapie benötigen, beantragt das Zentrum bei der Krankenkasse oder dem Sozialamt eine Kostenübernahme der Therapie. Wenn die Kosten übernommen werden, können die Patienten eine reguläre Psychotherapie im Zentrum machen.
Erfahrungsschatz der Medizinischen Flüchtlingshilfe
Neben dem International Office der RUB, das die Übersetzer bezahlt, unterstützt auch die Medizinische Flüchtlingshilfe die Therapeuten. Die ehrenamtlichen Helfer der Flüchtlingshilfe kennen die Asylgesetze und geben ihr Wissen zu den Asylverfahren an die Therapeuten weiter.
„Die bürokratischen Fallstricke im Asylrecht sind für uns Neuland“, erklärt Teismann. „Wir profitieren ungemein vom Wissen der Flüchtlingshilfe und können so die Lebenumstände der Patienten genauer einschätzen und ihnen besser helfen.“