Alexandra Seeland berät Studierende mit Care Verpflichtungen.
© RUB, Marquard

Studierende mit Care-Aufgaben Das Rückgrat informeller Versorgung

Sie studieren und übernehmen parallel Fürsorgetätigkeiten: Young Adult Carers sind einer ständigen Doppelbelastung ausgesetzt. Was das bedeutet weiß Alexandra Seeland von der Psychologischen Studienberatung. 

„Sogenannte Young Adult Carers sind junge Menschen, die in ihren Familien und Lebensgemeinschaften Care-Aufgaben übernehmen“, erklärt Alexandra Seeland von der Psychologischen Studienberatung der Ruhr-Universität. „Sie tragen eine enorme Verantwortung, die Palette von Fürsorgetätigkeiten ist breit.“

Zu den Care-Aufgaben kann die Versorgung kranker Eltern, Großeltern oder Geschwister zählen. Neben dem Studium stemmen Young Adult Carers alltäglich Aufgaben im Haushalt wie putzen, waschen oder einkaufen. Die Aufgaben und jeweiligen Lebenssituationen können individuell sehr unterschiedlich sein: So kann es sich beispielsweise um die Begleitung der Einnahme von Medikamenten handeln oder anderer pflegerischer Aufgaben wie das Wechseln von Verbänden oder die Unterstützung beim An- und Ausziehen.

Viele sind sich der Care-Verantwortung gar nicht bewusst. 


Alexandra Seeland

Oft kommunizieren sie mit Ämtern oder managen die Begleitung zu Ärzten oder anderen Terminen. „Wir sehen viel Studierende, die sich als Familienmanagerinnen und -manager betätigen und sich der Care-Verantwortung gar nicht bewusst sind. Dennoch kann neben dem Studium auch das zu viel werden“, ergänzt Seeland.

Psychische und physische Überforderung

Studierende übernehmen unter Umständen die gesetzliche Vertretung Angehöriger oder die Versorgung und Betreuung der Geschwister. Auch emotional bieten sie Unterstützung und Trost. Sie haben finanzielle Angelegenheiten im Blick, kümmern sich im Notfall. Nehmen diese Aufgaben einen zu großen Raum ein, sei es aus zeitlicher, psychischer und physischer Überforderung, können sich negative Folgen in Erschöpfungssymptomen, wie beständiger Müdigkeit, Antriebsschwäche oder emotionale Verstimmungen, ausdrücken und zur Gefährdung des Studienerfolgs führen. Betroffene sind sich der Ursachen häufig gar nicht bewusst.

„Junge Menschen, die für ihre Angehörigen sorgen, bilden das Rückgrat informeller Versorgung. Ihre Belastungen sind hoch“, so Seeland. „Care-Aufgaben und ein Studium gleichzeitig zu managen, ist eine Doppelbelastung und kann zu einer großen Herausforderung werden. In solchen Situationen macht es Sinn, sich Hilfe und Unterstützung zu holen.“

Austausch und Hilfsangebote

Das Peer-Quartier bietet seit Ende 2022 ein Austausch-Café für Studierende mit Care-Verpflichtungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten an. Hier können sich Eltern, die Studium und Kinder unter einen Hut bringen müssen, Studierende, die zu pflegende Angehörige haben, aber auch Familienmanagerinnen und -manager austauschen.

Termin

Das nächste Care Café findet am 6. Dezember 2023 im Peer Quartier statt. Weitere Informationen finden sich auf der Veranstaltungswebseite.

Veröffentlicht

Donnerstag
30. November 2023
09:21 Uhr

Teilen