Vishal Kalel, Prof. Dr. Christine Falk, Medizinische Hochschule Hannover, Mitglied der Jury und Laudatorin, Grzegorz Popowicz, Ralf Erdmann, Michael Sattler (von links)
 
© Event images Berlin/Andreas Schulz

Medizin Bochumer Wissenschaftler erhalten den Erwin-Schrödinger-Preis

Das interdisziplinäre Team will Parasitenkrankheiten besiegen.

Sie suchen gemeinsam einen Wirkstoff gegen Parasiten, die die Schlafkrankheit, die Chagas-Krankheit und Leishmaniosen auslösen: Prof. Dr. Ralf Erdmann, Inhaber des Lehrstuhls für Systembiochemie der Ruhr-Universität Bochum (RUB), sowie sein Mitarbeiter Dr. Vishal Kalel im Team mit Prof. Dr. Michael Sattler und Dr. Grzegorz Popowicz vom Helmholtz-Zentrum München und Dr. Maciej Dawidowski von der Medizinischen Universität Warschau sind mit dem diesjährigen Erwin-Schrödinger-Preis ausgezeichnet worden. Der mit 50.000 Euro dotierte Preis wurde am 12. Oktober 2020 bei der virtuellen Jahrestagung der Helmholtz-Gemeinschaft übergeben.

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Im Fokus der Arbeit des interdisziplinären Teams aus Biologie und Chemie stehen Trypanosomen. Die geißeltragenden Parasiten werden durch den Stich der Tsetse-Fliege, Raubwanzen oder Sandfliegen übertragen und verursachen unter anderem die Chagas-Krankheit, die Afrikanische Schlafkrankheit oder Leishmaniose, an der geschätzte 18 Millionen Menschen weltweit leiden. Die Chagas-Krankheit verläuft in bis zu zehn Prozent der Fälle tödlich. Vorhandene Medikamente haben starke Nebenwirkungen und können die Parasiten nicht vollständig vernichten. Auch viele Nutztiere sterben an den Folgen von Trypanosomen-Infektionen.

Der Wirkstoff, der den Parasiten ausschaltet

„Wir suchen daher einen Wirkstoff, der den Parasiten durch die Interaktion mit seinem Stoffwechsel ausschaltet“, erklärt Ralf Erdmann. Dabei nutzt das Team die Unterschiede zwischen menschlichen und parasitären Importmaschinen aus. Genauer geht es um spezielle Zellkompartimente, die Glykosomen, in denen Trypanosomen Zucker abbauen, der ihnen die Energie zum Leben liefert. Um zu funktionieren, brauchen die Glykosomen verschiedene Enzyme, die sie aus der Zellflüssigkeit importieren müssen. Dafür ist eine ausgefeilte Proteintransportmaschinerie verantwortlich. Genau gegen diese Transportprozesse richtet sich die Arbeit des Forschungsteams. In einer Machbarkeitsstudie konnten die Forscher zeigen, dass ein bestimmtes Molekül verhindern kann, dass die notwendigen Enzyme ins Glykosom gelangen. Dadurch bricht der Energiehaushalt der Parasiten zusammen.

Um auf dieser Basis wirksame und sichere Medikamente entwickeln zu können, sind weitere Studien erforderlich.

Der Preis

Mit dem Erwin-Schrödinger-Preis werden herausragende wissenschaftliche oder technisch innovative Leistungen ausgezeichnet, die in Grenzgebieten zwischen verschiedenen Fächern der Medizin, Natur- und Ingenieurwissenschaften erzielt worden sind und an denen Vertreterinnen und Vertreter mindestens zweier Fachrichtungen mitgewirkt haben. Er wird jährlich bei der Jahrestagung der Hermann-von-Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren vergeben und ist mit 50.000 Euro dotiert.

Zu den Personen

Ralf Erdmann studierte Biologie an der RUB, wo er 1986 sein Diplom erwarb und drei Jahre später seine Dissertation abschloss. Bis 1991 arbeitete er weiter als Postdoc an seiner Heimatuniversität und wechselte dann für vier Jahre an die Rockefeller University in New York. Zwischen 1995 und 1997 arbeitete er am Institut für Biochemie und Pathobiochemie der RUB. Nach seiner Habilitation wechselte er als Professor an die Freie Universität Berlin. 2002 kehrte er an die RUB zurück, wo er an der Medizinischen Fakultät den Lehrstuhl für Systembiochemie innehat.

Vishal Kalel studierte von 2001 bis 2004 Chemie am Sir Parshurambhau College. Im Anschluss spezialisierte er sich auf Biochemie an der Savitribai Phule Pune University. 2009 kam er als Visiting Research Fellow des Deutschen Akademischen Austauschdienstes an die RUB in die Abteilung für Systembiochemie. Hier schloss er 2010 bis 2015 seine Promotion ab und leitet seit 2016 die Drug Sceening Unit der Abteilung.

Pressekontakt

Prof. Dr. Ralf Erdmann
Systembiochemie
Institut für Biochemie und Pathobiochemie
Medizinische Fakultät
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: +49 234 32 28938
E-Mail: ralf.erdmann@rub.de

Veröffentlicht

Mittwoch
14. Oktober 2020
09:10 Uhr

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