Wer über das Mobilfunknetz LTE telefonierte, konnte abgehört werden. © RUB, Marquard

IT-Sicherheit Sicherheitslücke ermöglicht Abhören von Mobilfunkanrufen

Seit sechs Jahren werden unzählige Anrufe über den Telefonstandard Voice over LTE abgewickelt. Abhörsicher waren die Gespräche nicht.

Anrufe über das Mobilfunknetz LTE, auch 4G genannt, sind verschlüsselt und sollten somit eigentlich abhörsicher sein. Dass das jedoch nicht immer der Fall ist, zeigten Forscher vom Horst-Görtz-Institut für IT-Sicherheit (HGI) der RUB. Sie konnten Inhalte beliebiger Telefonanrufe entschlüsseln, wenn sie sich mit dem Opfer in derselben Funkzelle befanden und das Handy kurz nach dem abzuhörenden Anruf selbst anriefen. Sie nutzten dabei einen Fehler aus, den einige Hersteller bei der Implementierung der Basisstationen gemacht hatten.

Die Schwachstelle betrifft Voice over LTE, den Telefonstandard, der für nahezu alle Mobilfunkanrufe verwendet wird, wenn diese nicht über spezielle Messengerdienste erfolgen. Die Ergebnisse veröffentlichte das HGI-Team um David Rupprecht, Dr. Katharina Kohls und Prof. Dr. Thorsten Holz vom Lehrstuhl für Systemsicherheit zusammen mit Prof. Dr. Christina Pöpper von der New York University Abu Dhabi beim 29. Usenix Security Symposium, das vom 12. bis 14. August 2020 als Online-Konferenz stattfindet. Die betroffenen Telefonanbieter und Hersteller wurden rechtzeitig vor der Veröffentlichung kontaktiert; die Schwachstelle sollte weitestgehend behoben sein.

Noch betroffene Basisstationen per App ermitteln

Dennoch ist nicht ausgeschlossen, dass es irgendwo auf der Welt noch Funkzellen gibt, in denen die Schwachstelle auftritt. Um sie aufzuspüren, hat die Bochumer Gruppe eine App für Android-Geräte entwickelt.

Mit dieser App können technisch versierte Personen helfen, Funkzellen aufzuspüren, die die Sicherheitslücke noch enthalten. © RUB, Marquard

Weitere Informationen zur App stellen die Forscher auf der Webseite www.revolte-attack.net bereit.

„Voice over LTE wird seit sechs Jahren verwendet“, sagt David Rupprecht. „Ob Angreifer die Sicherheitslücke in der Vergangenheit ausgenutzt haben, können wir nicht überprüfen.“ Er setzt sich dafür ein, dass der neue Mobilfunkstandard so modifiziert wird, dass das gleiche Problem bei der Errichtung von 5G-Basisstationen nicht wieder auftreten kann.

David Rupprecht (rechts) kooperierte unter anderem mit Bedran Karakoc (links), der in seiner Bachelor-Arbeit am Horst-Görtz-Institut für IT-Sicherheit die App entwickelte. © RUB, Marquard

Veröffentlicht

Mittwoch
12. August 2020
08:30 Uhr

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