Die Grafik symbolisiert, wie Photonen gekoppelt werden, nachdem sie an einem künstlichen Atom – einem sogenannten Quantenpunkt – in einem Hohlraumresonator gestreut wurden.
© Universität Basel

Physik Forschende erzeugen exotischen Quantenlicht-Zustand

Gekoppelte Lichtteilchen könnten sowohl die medizinische Bildgebung als auch das Quantencomputing voranbringen.

Lichtteilchen, auch Photonen genannt, interagieren normalerweise nicht miteinander. Ein internationales Forschungsteam konnte nun erstmals zeigen, dass einige wenige Photonen kontrolliert manipuliert und zur Wechselwirkung gebracht werden können. Das eröffnet neue Möglichkeiten in der Entwicklung von Quantentechnologien. Die Ergebnisse beschreibt ein Team der Universität Basel, der University of Sydney und der Ruhr-Universität Bochum in der Zeitschrift Nature Physics, online veröffentlicht am 20. März 2023.

Abstände messen und Informationen übertragen mithilfe von Licht

Photonen interagieren im Vakuum nicht miteinander; sie können ungestört durcheinander hindurchfliegen. Das macht sie wertvoll für den Datentransfer, weil Informationen mit Lichtgeschwindigkeit nahezu störungsfrei transportiert werden können. Nicht nur für die Datenübermittlung, sondern auch in gewissen Messinstrumenten ist Licht hilfreich, weil damit winzige Abstände bestimmt werden können, beispielsweise in der medizinischen Bildgebung. Die Sensitivität solcher Messinstrumente ist dabei abhängig von der durchschnittlichen Anzahl der Photonen im System.

Auch wenn Photonen nicht untereinander wechselwirken, so interagieren sie doch mit anderen Materialien, beispielsweise wenn sie durch Glas hindurchfliegen. Diese Interaktion ist normalerweise unabhängig von der Intensität des Lichts. Nur wenn man sehr energiereiches Laserlicht verwendet, beeinflusst die Intensität die Interaktion. In der aktuellen Arbeit zeigten die Forschenden nun einen solchen Intensitätseffekt für nur zwei Photonen. Sie wiesen nach, dass ein einzelnes Photon etwas langsamer durch ihr Messinstrument flog als zwei Photonen.

Damit demonstrierten die Forschenden außerdem die von Einstein 1916 postulierte stimulierte Lichtemission erstmals für einzelne Photonen. Der Effekt war die Grundlage für die Erfindung des Lasers und ist zuvor nur bei einer großen Anzahl von Photonen beobachtet worden.

Quantenlicht mithilfe von künstlichen Atomen erzeugt

Um das Licht auf die beschriebene Weise zu manipulieren, erzeugte das Team in einem Halbleiter einen Hohlraum, welcher die Lichtteilchen festhielt, sowie ein künstliches Atom, einen sogenannten Quantenpunkt. In diesem wurden die Photonen aneinandergebunden, und es entstand ein neuer verschränkter Zustand – eine Art Schicksalsgemeinschaft, in der sich der Doppelpack anders verhält als einzelne Photonen.

Die Quantenpunkte stellte das Team um Dr. Arne Ludwig von der Ruhr-Universität Bochum her. Die Forschenden hoffen, dass ihre Experimente den ersten Schritt darstellen, um Quantenlicht für Anwendungen nutzbar zu machen.

Veröffentlicht

Dienstag
21. März 2023
09:53 Uhr

Teilen