Das Rektorat wendet sich an alle Mitglieder der RUB: Dr. Christina Reinhardt, Prof. Dr. Andreas Ostendorf, Prof. Dr. Kornelia Freitag, Prof. Dr. Axel Schölmerich und Prof. Dr. Uta Hohn (von links). © RUB, Marquard

Offener Brief Wie es an der Ruhr-Universität weitergeht

Das Rektorat wendet sich an alle Mitglieder der RUB und lädt zum Dialog ein.

Liebe Studierende und zukünftige Studierende, liebe Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, liebe Beschäftige der Ruhr-Universität Bochum,

in den vergangenen sechs Monaten wurde angesichts der Covid-19 Pandemie und des Hackerangriffs von Ihnen allen manches erduldet und sehr viel zusätzlich geleistet. Dafür möchten wir ausdrücklich danken!

Trotz gravierender Einschränkungen wurde weiter geforscht, gelehrt, studiert und der Betrieb in Technik und Verwaltung aufrechterhalten. Unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bewiesen einmal mehr ihre große Leistungsstärke und hohe Motivation. Labor- und Bibliotheksschließungen, häusliche Betreuung von Angehörigen und Home Schooling unter Pandemiebedingungen verlangsamten den Fortschritt von Projekten, aber die Forschung kam nicht zum Erliegen. Auf allen Gebieten, nicht zuletzt auch bei der Erforschung der Pandemie, wurden weiter herausragende Ergebnisse erzielt. Lehrende und Studierende meisterten gemeinsam den plötzlichen Sprung in die reine Online-Lehre – und den späteren Übergang zu Laborpraktika mit kompliziertesten Sicherheitsanforderungen. Und unter komplexen Rahmenbedingungen wurden Prüfungen und Abschlüsse schnell wieder ermöglicht. Hinzu kommt der große Einsatz der Kolleginnen und Kollegen in Technik und Verwaltung, ohne die all das nicht möglich gewesen wäre.

Gefragt sind kluge und findige Köpfe

Kluge und findige Köpfe sind in schwierigen Zeiten wie diesen besonders gefragt. Gerade jetzt ist es gut, an einer starken Universität wie der RUB tätig zu sein. Wir haben allen Grund, motiviert und zuversichtlich in die Zukunft zu schauen!

Dennoch: Das letzte Semester mit Moodle, Zoom und Home Office hat uns alle viel Kraft und Nerven gekostet und wir sehnen uns nach Normalität. Daher fragen sich vielleicht insbesondere die Studierenden: Wie kann es sein, dass Schwimmbäder und Schulen wieder aufmachen, die RUB für Studierende aber weitestgehend geschlossen bleibt? Warum sind die Regeln auf dem Campus viel strenger als außerhalb? Wie wird es im nächsten Semester weitergehen?

Und auch der Übergang zum generellen Betrieb unter Covid-19 Bedingungen, der wieder mehr Präsenz für Beschäftigte auf dem Campus mit sich bringt, wirft Fragen auf: Ist das nicht zu früh? werden einige von Ihnen fragen. Anderen geht er vielleicht nicht weit genug, da sie den Erfolg ihrer Arbeit gefährdet sehen, wenn nicht bald durchgehende Anwesenheit vor Ort möglich wird.
Wir möchten Ihnen daher hier die Prämissen darlegen, die das Handeln und Abwägen an der RUB, wie an anderen Universitäten, leiten. Und wir möchten den Dialog mit Ihnen intensivieren. Denn Ihre Fragen und Ihre konstruktive Kritik sind wichtig, damit wir weiterhin die verschiedenen Perspektiven aller Menschen auf dem Campus im Blick behalten.

Warum Universitäten besonders strengen Auflagen unterliegen

Im Unterschied zu Schulen und kleineren Bildungseinrichtungen bergen große Universitäten ein besonders hohes Risiko für die Ausbreitung des Virus. So ist die RUB mit ihren 43.000 Studierenden und ihrem großen Einzugsgebiet eine permanente mobile Massenveranstaltung. Die wichtigsten Regeln neben dem Tragen von Masken, nämlich Abstand halten und die Rückverfolgbarkeit von Infektionsketten, sind für diese Menge an Menschen unmöglich einzuhalten. Im Normalbetrieb könnte die RUB so zum Hotspot werden. Die Schließung weiter Teile der Uni wäre die sofortige Folge.

Wie wir im nächsten Semester trotzdem Präsenz möglich machen wollen

Die regulären Veranstaltungen für das kommende Wintersemester starten am 26. Oktober 2020 und die Erstsemester beginnen diesmal eine Woche später, am 2. November, ihr Studium. Die Fakultäten und ihre Lehrenden arbeiten derzeit an neuen Präsenzangeboten, damit möglichst viele Studierende vor Ort lernen, diskutieren und sich austauschen können. Dabei gilt: Das Recht auf Präsenz soll vor allem jenen zuteilwerden, die sie am nötigsten brauchen! Und das sind in erster Line die Erst- und Zweitsemester. Ihnen wollen wir den Besuch von mindestens einer, möglichst zwei Präsenzveranstaltungen ermöglichen, damit sie die so wichtige Integration in die universitäre Gemeinschaft vor Ort erleben können. Ebenso wichtig sind Präsenzangebote in den experimentellen und praktischen Veranstaltungen in den Naturwissenschaften, vielen ingenieurswissenschaftlichen Studiengängen sowie in der Medizin und im Sport. Davon ausgehend rechnen wir momentan aus, wie viele weitere Präsenzangebote für fortgeschrittene BA- bzw. für MA-Studierende die Verkehrsmittel und der Campus unter Corona-Bedingungen fassen können.

Wir planen, dass im Wintersemester über einen Tag verteilt nicht mehr als 4000 Studierende auf dem Campus sind. Das ist die Grenze dessen, was der Campus unter Einhaltung der derzeitigen Auflagen in unseren Räumen und auf unseren Wegen fassen kann. Für weitere Präsenz bleibt leider kein Raum. Und sollten die Infektionszahlen in unserer Region die Grenzwerte übersteigen und das Gesundheitsamt noch strengere Auflagen erlassen, so müssten wir auch diese Präsenzangebote wieder auf digitale Formate umstellen.

Breites Angebot für alle Studierenden

Studierende aller Semester und Fächer finden generell in einem breiten Online-Angebot eine Vielzahl von Kursen, um ihr Studium im WS 2020/21 angemessen fortzusetzen. Die Studienberatungen bieten Ihnen ganzheitliche fachliche und psychologische Hilfe zur sinnvollen Gestaltung des individuellen Studienplans an. Flankierend rüsten wir auf dem Campus weiter technisch auf. So werden alle Gebäude mit W-LAN Routern ausgestattet. Aus 100 Seminarräumen wird die Präsenzlehre auch über Zoom verfolgt werden können, falls einige der Seminar-Teilnehmerinnen und -teilnehmer nicht vor Ort sein können. Die bereits geschaffenen Einzelarbeitsplätze für Studierende in der UB und in der SSC-Cafeteria wurden durch weitere Plätze auf den Mensaemporen und im Blue Square aufgestockt. Und auch das Lernen in Gruppen würden wir gerne wieder ermöglichen und arbeiten an entsprechenden Konzepten.

Warum für Beschäftigte andere Regeln gelten

Anders als bei unseren 43.000 Studierenden ist die Zahl unserer Beschäftigten und ihr Begegnungsverhalten in Büros und auf Verkehrswegen überschaubar. Eine Rückkehr zu mehr Präsenz durch entsprechende Personaleinsatzkonzepte konnte daher für Beschäftigte bereits vor einiger Zeit erfolgen. Der Ablauf von Prozessen und unsere kollektive Leistungsfähigkeit ist dadurch spürbar besser geworden. Und dieses Mehr an Präsenz der Beschäftigten ist gleichsam eine wichtige Voraussetzung, um das geplante Angebot von Online- und Präsenzlehre für Studierende im kommenden Semester überhaupt möglich zu machen.

Einladung zum Dialog: Sie fragen, wir antworten!

Das Abwägen zwischen Risiken und Chancen ist ein täglicher Balance-Akt. Im Land und an unserer Uni. Niemand kann sagen, ob das kommende Semester noch mehr Freiheiten zulässt, oder ob das Infektionsgeschehen wieder mehr Einschränkungen nötig macht. Aber Sie alle können dazu beitragen, das Beste aus der Lage zu machen. Egal, ob als Studierende oder als Beschäftigte – Ihre konstruktive Kritik und Ihre Fragen helfen uns sehr, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Schreiben Sie uns, was Sie bewegt: Die Mitglieder des Rektorats und weitere Verantwortliche der RUB stehen Ihnen für den Austausch gerne zur Verfügung. Hier finden Sie zu uns.


Herzlichst,

Axel Schölmerich, Christina Reinhardt, Kornelia Freitag, Uta Hohn, Andreas Ostendorf

Veröffentlicht

Donnerstag
03. September 2020
08:59 Uhr

Von

Axel Schölmerich
Christina Reinhardt
Kornelia Freitag
Uta Hohn
Andreas Ostendorf

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