Minigolf als Spitzensport Wo Einfallswinkel nicht gleich Ausfallwinkel ist
Doktorand Sebastian Kube spielt nicht nur Minigolf auf höchstem Niveau, er entwirft auch Bälle.
Nach diesem Treffen weiß ich endlich, warum ich beim Minigolf auf praktisch jeder Bahn vier oder fünf Schläge benötige, bis der Ball endlich im Loch verschwindet. „Einfallswinkel ist hier nicht gleich Ausfallswinkel. Deshalb ist das Spiel über Bande nicht so einfach“, erklärt Sebastian Kube.
Der RUB-Doktorand sollte es wissen, schließlich spielt er Minigolf auf höchstem Niveau, war 2011 Vize-Weltmeister im Einzel und 2009 Jugendeuropameister mit der Mannschaft; außerdem spielt er in der Bundesliga sowie international für Deutschland – und er gehört zum Trainerstab aller deutschen Nationalmannschaften: Damen, Herren und Jugend.
Zur Person
In Deutschland ist er der Einzige mit solch einer Doppelfunktion als Kaderspieler und Fachtrainer. Der 28-Jährige erklärt, wie das kam: „Im Laufe der Zeit habe ich mir ein gewisses technisches Know-how angeeignet, das ich als Trainer weitergeben kann. Ich habe mich vor allem sehr intensiv mit Bällen beschäftigt.“
Man muss wissen, dass Minigolfer in der Regel zwar nur einen Schläger benutzen, aber bis zu 300 verschiedene Bälle. Diese unterscheiden sich in Größe, Gewicht, Härte, Oberfläche, Farbe und Sprunghöhe. Wenn man jetzt noch wüsste, welcher Ball sich für welche Bahn und Unterlage am besten eignet? Sebastian Kube weiß es und setzt dieses Wissen gezielt ein: „Mittlerweile entwerfe ich eigene Bälle, die in Auflagen von 50 bis 300 produziert und weltweit verkauft werden.“
Sebastian Kubes Karriere begann im Alter von zwölf Jahren an der idyllisch an der Ruhr gelegenen Anlage des Minigolfclubs Witten, die er als Lieblingsanlage bezeichnet. Nicht umsonst treffen wir uns dort – obwohl Kube mittlerweile für den Bundesligisten Minigolfclub Dormagen Brechten spielt. 2018 belegte sein Team den dritten Platz bei den deutschen Meisterschaften. Diesen Erfolg würde Kube gern wiederholen beziehungsweise übertreffen. Immerhin wird der Titel in diesem Jahr in Witten vergeben.
Termin
Doch zunächst muss sich Kubes Mannschaft in der zweigeteilten Bundesliga mit je fünf Teams qualifizieren. Die Meisterschaft beginnt Ende März, und jeder spielt in seiner regionalen Hälfte gegen jeden. Pro Team treten sieben Spieler gegeneinander an. Gewonnen hat das Team mit den wenigsten Schlägen. Das klingt transparent. Auf diese Weise werden auch die meisten internationalen Titelkämpfe entschieden, in den letzten Jahren zumeist zugunsten von deutschen Spielerinnen, Spielern und Teams.
An dieser Stelle frage ich Sebastian Kube, ob schon mal mit 18 Schlägen durch die Anlage gekommen ist, also bloß einen Schlag pro Loch benötigt hat. Der Spitzenminigolfer antwortet angenehm diplomatisch: „Das klappt schon hin und wieder. Es gibt aber auch einige Anlagen, wo 18 Asse unmöglich sind.“ Sebastian Kube schlägt solch ein sogenanntes Ass übrigens nebenbei beim Fotoshooting – obwohl die Fotografin mitten auf der Bahn liegt.
Nicht immer gelingt ihm dieses Kunststück auf der sogenannten Fensterbahn, bei der der Ball eine steile Rampe hinaufrollen und durch eine Maueraussparung muss. Anschließend fällt der Ball senkrecht nach unten, um im Idealfall bis ins Loch zu rollen. „Diese Bahn gibt es nur auf dem System Eternit, und auf diesem Untergrund klappt das leider nur selten“, räumt Sebastian Kube ein.
Nicht zuletzt aufgrund solcher Unwägbarkeiten fasziniert ihn die Sportart Minigolf. „Jede Anlage, jede Bahn stellt eine neue Herausforderung dar.“ Eher für den Kopf, konkretisiert er. Seinen Körper trainiert er allerdings auch: „Ich gehe regelmäßig ins Unifit.“