Kurz vor dem Start der Bundesligasaison trafen wir Minigolfer Sebastian Kube auf der Anlage des Minigolfclubs Witten. © RUB, Marquard

Minigolf als Spitzensport Wo Einfallswinkel nicht gleich Ausfallwinkel ist

Doktorand Sebastian Kube spielt nicht nur Minigolf auf höchstem Niveau, er entwirft auch Bälle.

Nach diesem Treffen weiß ich endlich, warum ich beim Minigolf auf praktisch jeder Bahn vier oder fünf Schläge benötige, bis der Ball endlich im Loch verschwindet. „Einfallswinkel ist hier nicht gleich Ausfallswinkel. Deshalb ist das Spiel über Bande nicht so einfach“, erklärt Sebastian Kube.

Der RUB-Doktorand sollte es wissen, schließlich spielt er Minigolf auf höchstem Niveau, war 2011 Vize-Weltmeister im Einzel und 2009 Jugendeuropameister mit der Mannschaft; außerdem spielt er in der Bundesliga sowie international für Deutschland – und er gehört zum Trainerstab aller deutschen Nationalmannschaften: Damen, Herren und Jugend.

Zur Person

Sebastian Kube hat an der RUB zunächst einen Bachelor in Umwelttechnik und Ressourcenmanagement erworben und anschließend einen Master in Bauingenieurwesen. Seit November 2018 promoviert er am Lehrstuhl für Tunnelbau, Leitungsbau und Baubetrieb. In seiner Dissertation beschäftigt Kube sich mit der Ortsbruststützung im maschinellen Tunnelbau.

„Studium und Sport konnte ich bislang immer in Einklang bringen, die Welt bereisen und sehr viele nationale und auch internationale Erfolge feiern“, sagt der 28-Jährige.

In Deutschland ist er der Einzige mit solch einer Doppelfunktion als Kaderspieler und Fachtrainer. Der 28-Jährige erklärt, wie das kam: „Im Laufe der Zeit habe ich mir ein gewisses technisches Know-how angeeignet, das ich als Trainer weitergeben kann. Ich habe mich vor allem sehr intensiv mit Bällen beschäftigt.“

Man muss wissen, dass Minigolfer in der Regel zwar nur einen Schläger benutzen, aber bis zu 300 verschiedene Bälle. Diese unterscheiden sich in Größe, Gewicht, Härte, Oberfläche, Farbe und Sprunghöhe. Wenn man jetzt noch wüsste, welcher Ball sich für welche Bahn und Unterlage am besten eignet? Sebastian Kube weiß es und setzt dieses Wissen gezielt ein: „Mittlerweile entwerfe ich eigene Bälle, die in Auflagen von 50 bis 300 produziert und weltweit verkauft werden.“

Sebastian Kubes Karriere begann im Alter von zwölf Jahren an der idyllisch an der Ruhr gelegenen Anlage des Minigolfclubs Witten, die er als Lieblingsanlage bezeichnet. Nicht umsonst treffen wir uns dort – obwohl Kube mittlerweile für den Bundesligisten Minigolfclub Dormagen Brechten spielt. 2018 belegte sein Team den dritten Platz bei den deutschen Meisterschaften. Diesen Erfolg würde Kube gern wiederholen beziehungsweise übertreffen. Immerhin wird der Titel in diesem Jahr in Witten vergeben.

Termin

Die deutschen Meisterschaften finden vom 3. bis zum 6. Juli 2019 statt auf der Anlage des Minigolfclubs Witten, Zeche-Holland-Straße 6, 58456 Witten. Die Weltmeisterschaften, an denen Sebastian Kube als Trainer teilnimmt, werden zwischen dem 23. und 27. Oktober in China ausgetragen.

Doch zunächst muss sich Kubes Mannschaft in der zweigeteilten Bundesliga mit je fünf Teams qualifizieren. Die Meisterschaft beginnt Ende März, und jeder spielt in seiner regionalen Hälfte gegen jeden. Pro Team treten sieben Spieler gegeneinander an. Gewonnen hat das Team mit den wenigsten Schlägen. Das klingt transparent. Auf diese Weise werden auch die meisten internationalen Titelkämpfe entschieden, in den letzten Jahren zumeist zugunsten von deutschen Spielerinnen, Spielern und Teams.

An dieser Stelle frage ich Sebastian Kube, ob schon mal mit 18 Schlägen durch die Anlage gekommen ist, also bloß einen Schlag pro Loch benötigt hat. Der Spitzenminigolfer antwortet angenehm diplomatisch: „Das klappt schon hin und wieder. Es gibt aber auch einige Anlagen, wo 18 Asse unmöglich sind.“ Sebastian Kube schlägt solch ein sogenanntes Ass übrigens nebenbei beim Fotoshooting – obwohl die Fotografin mitten auf der Bahn liegt.

Ass oder kein Ass? Auf jeden Fall wird im Minigolf der Treffer gleich mit dem ersten Versuch „Ass“ genannt. © RUB, Marquard

Nicht immer gelingt ihm dieses Kunststück auf der sogenannten Fensterbahn, bei der der Ball eine steile Rampe hinaufrollen und durch eine Maueraussparung muss. Anschließend fällt der Ball senkrecht nach unten, um im Idealfall bis ins Loch zu rollen. „Diese Bahn gibt es nur auf dem System Eternit, und auf diesem Untergrund klappt das leider nur selten“, räumt Sebastian Kube ein.

Nicht zuletzt aufgrund solcher Unwägbarkeiten fasziniert ihn die Sportart Minigolf. „Jede Anlage, jede Bahn stellt eine neue Herausforderung dar.“ Eher für den Kopf, konkretisiert er. Seinen Körper trainiert er allerdings auch: „Ich gehe regelmäßig ins Unifit.“

Wussten Sie schon, dass …

… dass die erste genormte Minigolf-Anlage vor fast genau 65 Jahren am 19. März 1954 in Ascona am Lago Maggiore eröffnet wurde? Entworfen hatte sie der Schweizer Gartenarchitekt Paul Bongni. Er schuf damit die Voraussetzung, dass Spieler an unterschiedlichen Plätzen nahezu identische Verhältnisse vorfinden. Dadurch wurden internationale Wettkämpfe möglich.

Veröffentlicht

Freitag
29. März 2019
09:24 Uhr

Von

Arne Dessaul

Teilen