NEUES AMT an der RUB Michalina Trompeta ist die erste Antidiskriminierungsbeauftragte
„Ich bin dabei, eine campusweite, niedrigschwellige Antidiskriminierungsstelle aufzubauen und zu etablieren,“ sagt Michalina Trompeta zu ihrer neuen Aufgabe an der RUB.
Michalina Trompeta ist seit September 2022 die erste Diversität- und Antidiskriminierungsbeauftragte an der RUB. Doch was sind ihre Aufgaben und wo kann man sich zu einer solchen Beratung melden? In einem Interview stellt sie sich vor.
Frau Trompeta, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zum neuen Amt. Wie kam es zu der erstmaligen Stelle an der RUB?
Die RUB ist der Empfehlung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes gefolgt, im Bereich der Hochschulberatung eine Antidiskriminierungsberatung anzubieten. Häufig sind die bereits etablierten Beratungsstellen zwar auf eine spezifische Diskriminierungskategorie spezialisiert, was wichtig und richtig ist. Doch werden dabei nicht alle relevanten Kategorien abgedeckt. Insbesondere im Bereich Rassismus, Klassismus und Queerfeindlichkeit ebenso wie mit Blick auf intersektionale Verschränkungen mehrerer Diskriminierungskategorien besteht eine empfindliche Lücke im Beratungsnetzwerk der RUB. Diese Lücke wird jetzt geschlossen. Der Fokus der Stelle liegt deshalb auch auf der Beratungstätigkeit.
Darüber hinaus hat sich die Hochschulleitung zum Ziel gesetzt, Diskriminierungen aktiv zu verhindern. Dazu bedarf es Strategien und Maßnahmen, die kooperativ erarbeitet und implementiert werden müssen. Während die Prorektorin für Diversität, Inklusion und Talententwicklung die strategische Gesamtleitung hat, ist es meine Aufgabe, konkret zu schauen, welche Formate im Einzelnen entwickelt werden sollten, um eine Talententwicklung unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder internationaler Familiengeschichte zu fördern.
Welche Aufgaben kommen denn einer ersten Antidiskriminierungsbeauftragten darüber hinaus noch zu?
Gerade zu Beginn meiner Tätigkeit besteht viel Aufbau- und Vernetzungsbedarf. Ich bin dabei, eine campusweite, niedrigschwellige Antidiskriminierungsstelle aufzubauen und zu etablieren. Diese soll mit anderen internen und externen Anlaufstellen kooperieren sowie vernetzt werden. In diesem Rahmen berate ich alle Mitglieder und Angehörige der RUB in Diskriminierungsfällen und kläre sie über ihre Rechte auf. Darüber hinaus arbeite ich in der Beschwerdestelle und im Think Tank Diversity mit. Außerdem bin ich zuständig für die Beratung und Weiterbildung der dezentralen Diversitätsbeauftragten an den Fakultäten, die jetzt eingesetzt werden, damit Betroffenen auch dort sensibilisierte Ansprechpersonen zur Verfügung stehen.
Welche Expertise bringen Sie für diese Aufgaben mit?
Bereits seit dem Studium beschäftigte ich mich machtkritisch mit Fragen rund um eine von Diversität geprägte Gesellschaft und habe in diesem Rahmen bei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes mitgearbeitet. Ich war in den vergangenen Jahren als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität zu Köln tätig, zuletzt am Arbeitsbereich Interkulturelle Bildungsforschung und im Zentrum für internationale Beziehungen der Humanwissenschaftlichen Fakultät. Zu meinen Arbeitsschwerpunkten in Forschung und Lehre gehörten Rassimustheorien, Rassismuskritische Bildungsarbeit und Intersektionalität. Hier war ich auch beraterisch tätig und habe mich in diversitätssensibler Beratung fortgebildet. Neben meiner theoretischen Expertise bringe ich persönliche Erfahrungen zum Thema Diskriminierung als migrantische, weibliche Erstakademikerin mit Care-Verpflichtungen in der Wissenschaft für die Stelle mit.
Was sind Ihre Ziele für die Beratungsstelle?
Ich wünsche mir, dass in Zukunft alle Angehörigen und Mitglieder der RUB ganz genau wissen, an wen sie sich wenden können, wenn sie sich von Diskriminierung betroffen fühlen oder welche beobachtet haben. Sie sollen sich sicher sein können, dass ihre Ansprechpersonen entsprechend geschult und sensibilisiert sind. Überdies möchte ich ein Bewusstsein dafür schaffen, dass Hochschule und Wissenschaft machtvolle und hierarchische Räume sind, die Ausschlüsse und Erschwernisse produzieren oder verstärken. Mein Anliegen ist es, in enger Vernetzung Antidiskriminierung als Querschnittsaufgabe zu etablieren mit dem Ziel, allen Beschäftigten und Studierenden die Möglichkeit zu geben, ihr volles Potenzial auszuschöpfen.
An wen richtet sich Ihr Beratungsangebot?
Alle Angehörigen und Mitglieder der Hochschule, die an der Universität eine Situation erlebt haben, in der sie sich diskriminiert gefühlt haben, können sich an mich wenden. Sei es wegen rassistischer Zuschreibungen oder aufgrund ihrer Herkunft, aus Gründen sexueller oder geschlechtlicher Identität oder wegen des Alters, einer Behinderung oder chronischen Erkrankung, aus religiösen oder klassistischen Gründen oder aufgrund von Care-Verpflichtungen. Dies gilt auch, wenn mehrere dieser Diskriminierungskategorien verschränkt wirksam werden. Ich stehe aber auch zur Verfügung, wenn Studierende oder Beschäftigte Diskriminierungssituationen beobachtet haben oder einfach Unterstützung in dem Bereich suchen. Ich freue mich auch über eine Kontaktaufnahme bei Fragen zu meiner Arbeit oder Anregungen und Ideen, wie wir Diskriminierungsrisiken an der RUB abbauen können.
Beratung – Anonym und persönlich
Welche Form der Beratung bieten Sie an?
Ich biete eine Antidiskriminierungsberatung an, das heißt Studierende und Beschäftigte können mit mir einen Beratungstermin vereinbaren, wenn sie das Gefühl haben, aus bestimmten Gründen diskriminiert worden zu sein. Die Beratung findet vertraulich statt und ist parteilich – das heißt: Ich glaube den ratsuchenden Personen und stärke ihnen den Rücken. Im Zentrum steht die gemeinsame Prüfung, welche Handlungsstrategien im Umgang mit der spezifischen Situation oder Erfahrung möglich sind. Hierbei geschieht nichts ohne das Einverständnis der Betroffenen. Bei Bedarf begleite ich auch im formalen Beschwerdeverfahren. Die Beratung kann aber auch in Anspruch genommen werden, wenn Personen ihren Gefühlen und Erfahrungen einfach Raum geben möchten, ohne dass sie zunächst weitere Schritte planen. Es ist auch eine anonyme Beratung möglich.
Wie kann man Sie erreichen?
Sie finden mich ab Ende Oktober im GA-Gebäude, sobald das neue Büro bezugsfertig ist. Sollte bis dahin aber bereits Beratungsbedarf bestehen, können selbstverständlich auch vorher schon Beratungsgespräche in Anspruch genommen werden – entweder per Mail, telefonisch oder ich finde einen geeigneten Raum.
Außerdem arbeite ich aktuell an der Internetseite meiner Antidiskriminierungsstelle mit Informationen und Materialien zum Thema weiteren Antidiskriminierungsmaßnahmen an der RUB sowie an einer Datenbank zu RUB-internen und externen Beratung- und Informationsangeboten.