Die Methode Oral History ist nicht nur für Geschichtswissenschaften interessant. © RUB, Marquard

Lehre Forschendes Lernen mit Oral History

Lehrmaterialien für die Hochschullehre sind online verfügbar.

Im Projekt Forschendes Lernen mit Oral History (FLOH) hat das Projektteam seit 2022 daran gearbeitet, die Methode Oral History in die Lehre der geschichtswissenschaftlichen Studiengänge der Ruhr-Universität Bochum einzubinden. Entstanden sind dabei unter anderem praktische Handreichungen für Lehrende, die die Methode Studierenden näherbringen möchten. 

Von der Planung, über die Interviewführung bis hin zur Transkription und Auswertung können Hochschullehrende ihr Wissen erweitern und bekommen Tipps an die Hand, um die Methode in einer Lehrveranstaltung umzusetzen. Auf der Projektseite gibt es dafür neun entwickelte Lehreinheiten. Außerdem können Lehrende eine technische Ausrüstung für die Umsetzung beim Projektteam ausleihen. Interessierte können sich dazu per Mail melden. 

Was ist Oral History?

Oral History ist eine Methode der Geschichtswissenschaft, bei der Gespräche mit Zeitzeug*innen im Mittelpunkt stehen. Durch Interviews sollen ihre persönlichen Erfahrungen dokumentiert und damit für Forschung sowie Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Darüber werden individuelle Perspektiven abseits der großen Geschichtsschreibung sichtbar und erweitern unseren Blick auf Vergangenheit und Gegenwart. Die Fragenstellerin oder der Fragensteller sollten hier eine möglichst neutrale Position einnehmen und ein offenes Gespräch ermöglichen, das die Zeitzeug*innen dazu anregt, ihre Geschichte zu erzählen.

Seit den 1980er-Jahren etablierte sich Oral History als Methode der deutschsprachigen Geschichtswissenschaft und entwickelt sich fortlaufend weiter. Zu Beginn diente sie vor allem dazu, die Stimmen der Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen aufzuzeichnen.

„Mit Oral History können studentische Forschungsprojekte in die Lehre eingebunden werden. Durch die angebotenen Lehreinheiten werden Studierende bei ihrem Lern- und Forschungsprozess begleitet und dazu befähigt, selbstständig Oral History-Projekte zu planen, durchzuführen und zu evaluieren. Dadurch werden nicht nur fachliche wie methodische Kompetenzen gefördert, sondern auch kritisches Denken und die Fähigkeit zur Selbstreflexion, die die Methode der Oral History voraussetzt“, so Elena Lewers, die Teil des FLOH-Projektteams ist. 

Die Methode Oral History beschränkt sich allerdings nicht nur auf Geschichtswissenschaften. „Lebensgeschichtliche oder auch biografische Interviews, die im Mittelpunkt von Oral History stehen, werden nicht nur im Fach Geschichte, sondern auch in den Sozialwissenschaften oder kulturwissenschaftlichen Fächern angewandt. Die Methode ist vor allem dann nützlich, wenn ein Interesse an dem Verständnis individueller Lebenswelten, sozialer Prozesse und kultureller Praktiken mit Bezug zu historischen Ereignissen besteht“, sagt Lewers. 

Das FLOH-Projekt gehört zur Professur für Didaktik der Geschichte und Public History von Christian Bunnenberg und wird finanziert über die Stiftung Innovation in der Hochschullehre. Ursprünglich initiiert wurde das Projekt von Juniorprofessorin Dr. Juliane Czierpka.

Veröffentlicht

Donnerstag
28. November 2024
09:11 Uhr

Teilen