Gesa Berretz aus der Bochumer Abteilung Biopsychologie war Erstautorin des Übersichtsartikels. © RUB, Marquard

Neurowissenschaft Wie vergleichbar verschiedene Stresstests sind

Stress lässt sich auf viele Arten auslösen und untersuchen. Aber kommt dabei auch das Gleiche heraus?

Mit vielen verschiedenen Tests untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, was bei Menschen unter Stress im Gehirn vor sich geht. Inwiefern die diversen Methoden, mit denen Probanden unter Stress gesetzt werden, miteinander vergleichbar sind, ist unklar. In einer Metaanalyse hat ein Biopsychologie-Team der RUB 31 frühere Studien verglichen, die Stress mittels funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT) untersucht hatten. Das Team arbeitete heraus, welche Hirnregionen standardmäßig bei Stress aktiviert sind und welche Stresstests ähnliche Aktivierungsmuster auslösen. Die Ergebnisse beschreiben sie in der Zeitschrift „Neuroscience and Biobehavioral Reviews“, online veröffentlicht am 5. Februar 2021.

Für die Arbeiten kooperierten Gesa Berretz, Dr. Julian Packheiser und Prof. Dr. Sebastian Ocklenburg vom Lehrstuhl für Biopsychologie mit Prof. Dr. Robert Kumsta, Genetische Psychologie, und Prof. Dr. Oliver Wolf, Kognitionspsychologie.

Aktivierungsmuster aus 36 Studien verglichen

Eine Reihe von Hirnarealen, unter anderem die Insula, das Claustrum, der lentiforme Nucleus und der inferiore frontale Gyrus, waren immer aktiviert, egal welcher Stresstest angewendet wurde. „Diese Hirnareale scheinen eine zentrale Rolle bei Stress zu spielen“, resümiert Gesa Berretz.

Außerdem ergab die Analyse, dass die verwendeten Verfahren größtenteils konsistente Ergebnisse erzielten und somit gut geeignet scheinen, um Stress zu untersuchen. Lediglich zwei Verfahren, genannt Cyberball und Aversive Viewing, stellten Ausnahmen dar. Beim ersten Verfahren werden Probanden sozial bei einem virtuellen Ballspiel ausgegrenzt. Das Hirnaktivitätsmuster, das durch diesen Stresstest hervorgerufen wird, zeigte weniger Überschneidungen mit den Aktivitätsmustern anderer Verfahren. Beim Aversive Viewing sehen die Probanden verstörende Filmszenen mit Gewaltinhalten, während sie in der Kontrollbedingung neutrales Filmmaterial gezeigt bekommen. In einigen Experimenten mit diesem Verfahren ergab die Metaanalyse keine Unterschiede zwischen Stress- und Kontrollbedingung. Deshalb ist laut den Forschern bei der Interpretation von Studien mit diesen Verfahren besondere Sorgsamkeit geboten.

Veröffentlicht

Freitag
12. Februar 2021
09:11 Uhr

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