Astronomie Citizen-Science-Projekt zur Suche nach Quallengalaxien startet
Alle Interessierten können sich an der Suche nach dem seltenen Phänomen beteiligen.
Quallengalaxien sind durch einen langen Materialschweif gekennzeichnet, den sie hinter sich herziehen, wenn sie mit hoher Geschwindigkeit in eine dichtere Umgebung stürzen. Für sie bedeutet dieser Sturz den Anfang vom Ende: Sie verlieren dabei ihr Gas, aus dem sie neue Sterne bilden können. Für die Forschung macht sie das zu einer wahren Fundgrube. Da Quallengalaxien schwierig automatisiert zu erkennen sind, aber für das menschliche Auge recht einfach, startet eine internationale Kooperation der Astronomie ein Citizen-Science-Projekt, an dem Ancla Müller aus der Fakultät für Physik und Astronomie der Ruhr-Universität Bochum beteiligt ist. Alle Interessierten sind eingeladen Quallengalaxien zu suchen.
Wie Quallengalaxien entstehen
Wenn eine Galaxie in die dichte Umgebung eines Galaxienhaufens fällt, erfährt sie eine Widerstandskraft, die die Gaskomponente aus der Galaxie herausziehen kann, sodass ein Schweif aus Material zurückbleibt. Die spektakulären Schweife und Materialklumpen verleihen der Galaxie oft das auffällige Aussehen einer Qualle. Jede neu entdeckte Quallengalaxie ist ein Schnappschuss eines Schlüsselmoments in der Entwicklung dieser Galaxie in einem bestimmten Moment der kosmischen Zeit. „Wenn wir mehr von ihnen finden und beobachten, können wir die zeitliche Entwicklung rekonstruieren, von dem Moment an, in dem sie in einen Haufen eintreten, bis zu dem Punkt, an dem sie vollständig von ihrem Gas befreit sind“, so Ancla Müller.
Das Projekt namens „Fischen nach Quallengalaxien“ basiert auf astronomischen Bildern, die von DECaLS, des Dark Energy Camera Legacy Survey, aufgenommen wurden. Diese Bilder stellt die Forschungskooperation GASP – kurz für GAs Stripping Phenomena in galaxies with MUSE – online zur Verfügung, sodass sich jede und jeder auf die Suche nach Quallengalaxien machen kann, um Kandidaten zu identifizieren. „Durch die Mithilfe der Öffentlichkeit können wir die Suche auf Tausende Bilder ausweiten und hoffen so, die Zahl der bekannten Quallengalaxien erhöhen zu können“, sagt Ancla Müller. „Derzeit sind nur einige Hunderte von ihnen bekannt.“