Psychiatrische Behandlung gegen den eigenen Willen? Wann das ethisch gerechtfertigt ist, ist nicht leicht zu beantworten.
© RUB, Marquard

Buch Wann Zwang in der Psychiatrie ethisch zu rechtfertigen ist

Dieses Thema wird kontrovers diskutiert – jetzt auch in einem Tagungsband.

Sollen Menschen, die an psychischen Erkrankungen leiden, auch gegen ihren eigenen Willen behandelt werden? Mit dieser Frage setzt sich ein im Juli 2017 im Mentis-Verlag erschienenes Buch auseinander, das Forscherinnen und Forscher der Ruhr-Universität Bochum (RUB) herausgegeben haben. Es basiert auf den Ergebnissen einer internationalen Klausurwoche, die 2016 am RUB-Institut für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin stattfand. Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen hatten sich, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, untereinander und mit etablierten Forschern zu dem Thema ausgetauscht.

Gegen den eigenen Willen

Obwohl es in den vergangenen Jahren Anstrengungen gab, Zwangsbehandlungen für psychisch erkrankte Menschen zu reduzieren, kommt es immer noch regelmäßig vor, dass Patientinnen und Patienten gegen ihren Willen behandelt werden – vor allem dann, wenn sie aufgrund ihrer Krankheit eine Gefahr für sich selbst oder für andere darstellen. Oft empfinden Patienten die Maßnahmen als erniedrigend, manchmal können sie ihnen sogar schaden. Im Alltag ist es für Kliniker nicht leicht zu entscheiden, wann eine Zwangsbehandlung ethisch gerechtfertigt ist und wann nicht. Einheitliche Empfehlungen gibt es nicht, und in verschiedenen Ländern wird mit dem Thema sehr unterschiedlich umgegangen.

Der englischsprachige Tagungsband mit dem Titel „Beneficial coercion in psychiatry? Foundations and challenges“ enthält Beiträge zum Themenfeld Zwang aus Medizin, Philosophie, Rechtswissenschaften, Soziologie, Gesundheitswissenschaften, Psychologie und Theologie. Herausgeber des Werkes sind Dr. Jakov Gather, Alexa Nossek und Prof. Dr. Jochen Vollmann vom Bochumer Institut für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin sowie Prof. Dr. Tanja Henking, früher in Bochum tätig, heute an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Würzburg.

Originalveröffentlichung

Jakov Gather, Tanja Henking, Alexa Nossek, Jochen Vollmann (Herausgeber): Beneficial coercion in psychiatry? Foundations and Challenges, Mentis-Verlag, Münster 2017, 287 Seiten, ISBN: 9783957430830

Pressekontakt

Dr. Jakov Gather
Institut für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin
Medizinische Fakultät
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: 0234 32 23394
E-Mail: jakov.gather@rub.de

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Von

Julia Weiler

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