Medizin Impfschutz bei Autoimmunerkrankungen verbessern
Durch spezifische immunsupressive Behandlungen kann sich das Infektionsrisiko der Betroffenen erhöhen. Ein Projekt ermittelt Impfraten und -hindernisse und gibt Empfehlungen.
Impfschutz gegen Infektionskrankheiten ist für Menschen mit Autoimmunerkrankungen besonders wichtig. Über Impfraten und -reaktionen sowie mögliche Vorbehalte ist dennoch wenig bekannt. Diese Informationen ermittelt das Projekt MAC-VAC unter Koordination der Klinik für Neurologie der Ruhr-Universität Bochum (RUB) im St. Josef Hospital. Die Forschenden werden für drei Jahre aus dem Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses mit rund 1,8 Millionen Euro gefördert.
Viele Fragen sind offen
Fünf bis acht Prozent der Weltbevölkerung – etwa fünf Millionen Menschen im deutschsprachigen Raum – leiden an chronisch entzündlichen Erkrankungen, die durch das Immunsystem vermittelt werden. Dazu gehören die Multiple Sklerose (MS), diverse entzündlich-rheumatischen Erkrankungen sowie die chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, zusammengefasst im Kürzel MAC für MS/Arthritis/Colitis. „Für diese Patientinnen und Patienten ist ein ausreichender Impfschutz besonders wichtig, da sie aufgrund ihrer Erkrankung und der häufig damit verbundenen immunsuppressiven Therapie ein erhöhtes Risiko haben, an Infektionen zu erkranken“, erklärt Konsortialführerin Prof. Dr. Kerstin Hellwig. „Dennoch sind gerade diese Menschen möglicherweise nicht ausreichend geimpft.“
Bislang haben sich nur wenige Studien mit diesem Thema befasst, und es sind viele Fragen unbeantwortet; insbesondere nach Einflussfaktoren auf die Impfrate bei MAC-Patientinnen und -Patienten. Im Projekt wolle die Forschenden Impfhemmnisse und -hürden identifizieren und Handlungsempfehlungen entwickeln, die die Impfraten bei Patientinnen und Patienten mit diesen Erkrankungen steigern können.
Krankenkassendaten, Interviews und Folgekosten
Das Team wird im ersten Schritt Routinedaten von der Barmer Ersatzkasse bei MAC-Patienten auswerten, um die die Impfraten und entsprechende Einflussfaktoren, die Impfwirksamkeit sowie das Auftreten schwerer Impfreaktionen zu identifizieren. Zusätzlich zur Datenauswertung führen die Forschenden Interviews mit MAC-Betroffenen und behandelnden Ärztinnen und Ärzten. Außerdem wollen sie vermeidbare Folgekosten gesundheitsökonomisch auswerten und entwickeln zielgruppengerechtes Informationsmaterial.
„Die im Projekt gewonnenen Erkenntnisse können als Grundlage zur Information von behandelnden Medizinerinnen und Medizinern und Betroffenen dienen“, sagt Kerstin Hellwig. „Sie sollen dazu beitragen, Infektionserkrankungen durch eine bessere und gezieltere Impfberatung und Impfung vorzubeugen, und damit die Versorgung aller Betroffenen verbessern.“