Summer School Der finnische Blick auf Bochum
Europäische Städte stehen vor großen Herausforderungen. Welche Smart-City-Strategien Oulu und Bochum entwickelt haben, darum ging es bei der UNIC Summer School.
Fünf Tage standen ganz im Zeichen der beiden Städte Oulu und Bochum. Unter dem Titel „Smart City Concepts in Oulu & Bochum: Solutions to Pressing Urban Challenges“ lud die Fakultät für Wirtschaftswissenschaft erstmals Studierende der UNIC-Partneruniversität Oulu nach Bochum ein. Vom 11. bis zum 15. September 2023 diskutierten Studierende drängende städtische Herausforderungen, wie den Klimawandel, und verglichen Smart-City-Konzepte. Initiatoren der Summer School waren Prof. Dr. Michael Roos vom Lehrstuhl für Makroökonomik der Ruhr-Universität Bochum und Prof. Dr. Jaakko Simonen von der Oulu Business School der University of Oulu. Kooperiert wurde mit der Smart City Innovation Unit Bochum.
Arya Yaghoubi hat gerade seinen Master im Fach „Information Processing Science“ an der Universität Oulu begonnen; Anni Niemelä steht kurz vor ihrem Abschluss in Marketing. Im Interview berichten die beiden davon, wie die Summer School es schafft, über Theorie hinauszugehen und warum sich Bahnfahren in Finnland ganz anders anfühlt.
Das Thema Smart Cities fande ich spannend, da es aktuell und wichtig für Städte ist.
Arya Yaghoubi
Warum wolltet ihr an der Summer School teilnehmen?
Arya Yaghoubi: Für mich war vor allem interessant, dass ich für die UNIC Summer School an eine andere Universität und in ein anderes Land reisen durfte. Ich reise gerne und mag es, neue Dinge kennenzulernen. Auch das Thema Smart Cities fande ich spannend, da es aktuell und wichtig für Städte ist.
Anni Niemelä: Mich hat der interdisziplinäre Ansatz der Summer School überzeugt. Internationale Studierende aus unterschiedlichen Fachrichtungen haben gemeinsam in Projekten gearbeitet. Ich studiere beispielsweise Marketing und im Nebenfach Museologie.
Was genau habt ihr in der Summer School gemacht?
Arya: Wir haben uns mit der Entwicklung und Umsetzung von Smart-City-Konzepten beschäftigt. Hierzu haben wir uns angeschaut, wie die Städte Oulu und Bochum mit drängenden Herausforderungen umgehen. Wir haben uns mit den anderen Studierenden ausgetauscht und in Gruppen neue Ideen entwickelt, die wir der Stadt vorstellen konnten.
Ein Problem, das beide Städte teilen, ist der Fachkräftemangel.
Anni Niemelä
Stehen Bochum und Oulu vor ähnlichen Herausforderungen?
Anni: Beide Städte haben eine sehr ähnliche Geschichte. Es war sehr interessant zu vergleichen, wie sich die Dinge in Oulu und in Bochum entwickelt haben. Eine der größten Herausforderungen, vor der beide Städte stehen, ist der demografische Wandel. Die Bevölkerung altert und es werden nicht genug Kinder geboren. Wir müssen also Lösungen finden, wie wir unsere Gesundheitsversorgung und die Altersvorsorge neu organisieren. Ein weiteres Problem, das beide Städte teilen, ist der Fachkräftemangel. Es gibt viele freie Ausbildungsplätze, auf die sich niemand bewerben möchte, beispielsweise in der Pflege. Anderseits gibt es Menschen mit Qualifikationen, für die es keine passenden freien Stellen gibt. Menschen müssen für bestimmte Jobs begeistert und qualifiziert werden.
Arya: Genau, und ich möchte noch die Herausforderung des Klimawandels hinzufügen. Beide Städte arbeiten daran, Lösungen hierfür zu finden, was sehr viel Zeit und Geld kostet.
Gibt es etwas, das euch an Bochum überrascht hat?
Arya: Ich konnte viele kulturelle Unterschiede feststellen. Wenn man beispielsweise in Finnland in den Bus oder in die U-Bahn steigt, halten die Leute mindestens ein oder zwei Meter Abstand zueinander. Hier sitzen die Menschen direkt nebeneinander und unterhalten sich. Das war sehr interessant. Außerdem habe ich in Bochum viele internationale Menschen gesehen. In Finnland kann man das nur in Helsinki sehen, aber nicht in anderen Städten. Und das gibt mir wirklich ein gutes Gefühl. Außerdem habe ich viele historische Orte gesehen und ich konnte das Prestige der Stadt spüren.
Anni: Ich finde lustig, was du über den Abstand in der Bahn gesagt hast. Das kann man auch auf die Entfernung der Städte beziehen. Die deutschen Städte liegen alle so nah beieinander. Bei uns in Finnland kann es Stunden dauern, bis man die nächste Stadt erreicht hat. Wir sind daran gewöhnt, dass die Entfernungen groß sind, deshalb ist es verrückt, dass es hier weitere Städte gibt, die nur fünfzehn Kilometer entfernt liegen, und ebenfalls groß sind.
Die Vielfalt der Studierenden hat mich beeindruckt.
Arya Yaghoubi
Was hat euch in den fünf Tagen der Summer School am meisten beeindruckt?
Anni: Wie viel wir in kurzer Zeit geschafft haben. Ich glaube, das lag auch an der besonderen Arbeitsweise. Wir haben viel in Gruppen gearbeitet, in denen Studierende aus Bochum und Oulu zusammenkamen. Am Ende jeden Tages haben wir dann unsere Ergebnisse präsentiert. Ich denke, das war sehr effektiv.
Arya: Mich hat vor allem die Vielfalt der Studierenden beeindruckt und das wir uns alle ab dem ersten Tag gut verstanden haben. Es war eine wunderbare Zeit und ich hoffe, dass ich meine neuen Freunde in Zukunft wiedersehen werde – vielleicht dann in Oulu.
Und was ist aus eurer Sicht die Hauptaufgabe der Städte?
Arya: Ich denke, die Städte müssen noch agiler werden, um sich schnell an neue Herausforderungen anpassen zu können. Veränderungsprozesse werden oft durch Bürokratie erschwert.
Anni: Wir müssen uns mit dem Klimawandel und den damit einhergehenden Krisen auseinandersetzen. Selbst in Oulu haben wir im Sommer teilweise dreißig Grad. Wie können wir also in Zukunft eine Smart City haben, wenn der Planet unbewohnbar werden könnte.
Warum lohnt es sich, an einer internationalen Summer School teilzunehmen?
Anni: Ich kann eine UNIC Summer School allen Studierenden empfehlen. Die Abwechslung zum normalen Unterricht ist toll, ebenso wie die Möglichkeit, andere Länder durch kurzfristige Austauschprogramme besuchen zu können. Wir haben in Bochum Orte besichtigt und uns mit den örtlichen Behörden ausgetauscht, dadurch wurden das ganze Thema viel konkreter. Ein Begriff, den wir während der Woche oft verwendet haben, war Resilienz. Das werden wir mitnehmen.
Arya: Auch ich werde meinen Freunden von der Summer School erzählen. Ich habe in Bochum nicht nur viele nette Leute getroffen und Theorie gelernt, sondern ich bin mir sicher, dass ich das Gelernte auch noch praktisch anwenden werde.