Als eines der wenigen leuchtenden Meerestiere lässt sich der Blitzlichtfisch auch im Aquarium halten. Stefan Herlitze (links) und Jens Hellinger untersuchen sein Leuchten. © RUB, Marquard

Verhaltensbiologie Die Glühwürmchen unter den Fischen

Blitzlichtfische senden dank leuchtender Bakterien in speziellen Organen unter ihren Augen nachts Blinksignale aus. Wozu sie die brauchen, haben Bochumer Biologen untersucht.

Der Blitzlichtfisch Anomalops katoptron, der in den Korallenriffen des Pazifiks lebt, nutzt Blinksignale zur nächtlichen Futtersuche. Hat er es gefunden, geht das Blinken beim Fressen in ein Dauerleuchten über. Neben dem Umgebungslicht steuert also auch die Anwesenheit von Futter die Biolumineszenz der Fische. Das haben Verhaltensbiologen um Prof. Dr. Stefan Herlitze und Dr. Jens Hellinger herausgefunden. So konnten sie ergründen, wozu die Fische ihre Biolumineszenz einsetzen. Für viele andere leuchtende Meerestiere ist diese Frage noch ungeklärt.

Nach hinten drehbare Leuchtorgane

Blitzlichtfische, auch Laternenträger genannt, leben in Schwärmen von acht bis 50 Tieren, die nachts auf den Riffdächern der Korallen nach Plankton jagen. Tagsüber ziehen sich die Fische in Tiefen bis zu 400 Meter zurück und ruhen dort wahrscheinlich in Unterwasserhöhlen. Sie besitzen unter ihren Augen nach hinten drehbare Leuchtorgane, in denen sie biolumineszente Bakterien als Symbionten beherbergen. Durch die Drehung der Leuchtorgane erzeugen die Fische Blinkmuster unterschiedlicher Frequenzen. Über die Funktion der Leuchtorgane gab es bisher nur Vermutungen.

„Mit verhaltensbiologischen Methoden ist es uns jetzt gelungen zu zeigen, dass Anomalops katoptron seine Leuchtorgane zur Futtersuche nutzt und seine Blinkfrequenz kontextabhängig anpasst“,  erklären Stefan Herlitze und Jens Hellinger. Für die Untersuchungen nutzen die Forscher wasserdichte Infrarotscheinwerfer, die sie eigens mit der Fakultätswerkstatt entwickelt haben.

Konstantes Leuchten beim Fressen

Ihre Beobachtungen zeigen, dass die Fische während der Nacht im Mittel 90-mal pro Minute blinken. Setzten die Forscher dem Wasser Zooplankton zu, senkten die Tiere schlagartig ihre Blinkfrequenz und zeigen ein nahezu konstantes Leuchten, während sie fraßen.

Nicht leuchtende Kontrolltiere derselben Art hatten fast keinen Jagderfolg. Sie zeigten auch keine Änderung in der Blinkfrequenz bei Anwesenheit von Zooplankton. Die Blinkfrequenz bei nicht leuchtenden Fischen lässt sich über die Beobachtung der Rotation der Leuchtorgane bestimmen. „Diese Ergebnisse zeigen deutlich, dass Anomalops katoptron zur Nahrungssuche auf seine Leuchtorgane angewiesen ist“, folgern Stefan Herlitze und Jens Hellinger.

Unveröffentlicht

Von

Meike Drießen

Teilen