Die Impfung von Kindern ab zwölf Jahren gegen Covid-19 ist möglich, aber noch nicht empfohlen.
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Update Studie zur Covid-Impfung ab zwölf kann nun doch starten

Der für den 12. Juli 2021 geplante Start musste zwar verschoben werden. Doch nun kann es losgehen. Ab dem 30. Juli soll geimpft werden.

Update vom 30. Juli 2021

Das Projekt bekam nun doch grünes Licht vom NRW-Gesundheitsministerium. Ab dem 30. Juli 2021 wird in Siegen geimpft.

Update vom 14. Juli 2021

Die geplante Studie im Impfzentrum Siegen-Wittgenstein kann wegen nicht umsetzbarer Auflagen nicht stattfinden. Die Partner suchen nach einer Lösung.

Ursprüngliche Meldung vom 9. Juli 2021

Wie groß ist die Bereitschaft bei Kindern und Jugendlichen ab zwölf Jahren, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen? Wovon hängt das ab? Und wie wirken höhere Impfquoten in dieser Altersgruppe auf den Schul- und Ausbildungsbetrieb? Diese Fragen soll eine Studie beantworten, zu der rund 30.000 Kinder und Jugendliche im Kreis Siegen-Wittgenstein eingeladen werden. Sie können sich voraussichtlich ab 13. Juli 2021 im Impfzentrum des Kreises impfen lassen und werden gebeten, mehrere Fragebögen auszufüllen. An der Studie „Priorisierung der Covid-19 Schutzimpfung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Landkreis Siegen-Wittgenstein“ ist die Kinderklinik der RUB beteiligt.

Wir halten die Impfung von 12- bis 15-jährigen für sinnvoll.


Folke Brinkmann

Zu Anfang der Impfkampagne standen ältere Menschen im Mittelpunkt, inzwischen können sich alle ab 16 Jahren um Impftermine in den Impfzentren bemühen. Der Impfstoff von Biontech/Pfizer ist zugelassen ab zwölf Jahren, allerdings empfiehlt die Ständige Impfkommission die flächendeckende Impfung von Kindern zwischen 12 und 15 Jahren nicht. „Ich denke, sie empfiehlt sie noch nicht“, schätzt Prof. Dr. Thorsten Lehr, Professor für Klinische Pharmazie, Universität des Saarlandes. Diese Einschätzung teilt Dr. Folke Brinkmann von der Universitäts-Kinderklinik der RUB. „Die Kommission argumentiert mit der zu dünnen Datenlage, aber inzwischen gibt es Daten aus den USA und Kanada, wo über drei Millionen Kinder in dem Alter geimpft wurden, und zum Glück gab es keine Berichte über schwerwiegende Nebenwirkungen der Impfung.“ Hingegen sehe man in der Kinderklinik durchaus auch bei Kindern schwere Verläufe von Covid-19 und langanhaltende Beschwerden nach einer Infektion, die unter dem Oberbegriff Long-Covid zusammengefasst werden. „Wir halten die Impfung von 12- bis 15-jährigen für sinnvoll“, sagt sie.

Zumal die Gruppe der 15- bis 34-Jährigen relativ gesehen seit rund zwei Monaten die höchsten Inzidenzen aufweist, die konstant steigen. „Es ist uns ein Anliegen, hier zu intervenieren“, so Thorsten Lehr. Die Initiatoren hoffen, durch die Impfung einen normalen Schulbetrieb im Herbst 2021 ermöglichen zu können und Kindern und Jugendlichen mehr Teilhabe als bisher in der Pandemie zu eröffnen. Denn die Folgen der Lockdowns seien erheblich, verdeutlicht Prof. Dr. Eva Möhler, Direktorin Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Universitätsklinikum des Saarlandes: „Die Anzahl der Suizidversuche bei Mädchen hat sich verdoppelt, dreimal so viele Kinder sind computerspielsüchtig, vor allem Jungen. Essstörungen nehmen zu, 70 Prozent der Kinder und Jugendlich geben in Befragungen an, dass ihre Lebensqualität gelitten hat. Da müssen wir als Gesellschaft etwas tun.“

Vergleich mit dem Märkischen Kreis

Im Kreis Siegen-Wittgenstein werden alle ab zwölf zur Impfung eingeladen, begleitende Elternteile können gleich mitgeimpft werden. Der Fokus liegt auf Menschen bis Ende 20, die noch in der Ausbildung oder im Studium sind. Rund 30.000 potenzielle Impflinge sind das, wobei unklar ist, wie viele der über 16-Jährigen sich schon Impftermine auf anderem Wege besorgt haben. Die Termine können Interessierte über die bekannten Wege vereinbaren. Gespritzt wird der Impfstoff von Biontech/Pfizer, nach drei Wochen findet der zweite Impftermin statt.

In den kommenden Monaten wird sich dann zeigen, wie die Impfung dieser Altersgruppe sich auf die Möglichkeit auswirken wird, Präsenzunterricht an Schulen und Berufsschulen sowie Universitäten durchzuführen. Ein Enddatum hat die Studie bewusst nicht: „Die Pandemie ist gerade wieder im Umbruch, die Delta-Variante ist sehr präsent, wir müssen kurzfristig reagieren können“, so Lehr. Zum Vergleich ziehen die Forschenden Daten aus dem Märkischen Kreis heran, der eine ähnliche Altersstruktur hat und bisher ähnliche Inzidenzen aufweist wie Siegen-Wittgenstein.

Egal ob geimpft oder nicht, werden darüber hinaus alle Menschen ab zwölf eingeladen, an einer Online-Befragung teilzunehmen. Abgefragt werden die Lebensqualität, die Mediennutzung, eigene Stärken und Schwächen sowie die Einschätzung des Einflusses der Coronapandemie auf das eigene Leben. Auch die Impfbereitschaft und Gründe für oder gegen die Entscheidung für eine Impfung werden erhoben.

Kooperationspartner

Beteiligt sind die Universität des Saarlandes, die RUB und die Universität Siegen, das Universitätsklinikum des Saarlandes sowie das Universitätsklinikum Bochum sowie das Impfzentrum Siegen-Wittgenstein, Fachkliniken und die Kinderärztinnen und -ärzte der Region.

Veröffentlicht

Freitag
09. Juli 2021
13:40 Uhr

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