Carsten Lukas und Ralf Gold (rechts) hoffen auf verbesserte Behandlungsmöglichkeiten für Patientinnen und Patienten mit Multipler Sklerose.
© Katholisches Klinikum Bochum

EU-Projekt MS-Patienten können auf künstliche Intelligenz hoffen

Ein großer Datenpool soll Präzisionsmedizin und personalisierte Therapie bei Multipler Sklerose ermöglichen.

Künstliche Intelligenz ist in der Medizin ein Hoffnungsträger geworden. Helfen soll sie auch bei der Behandlung der Multiplen Sklerose (MS). Dazu unterstützt die Europäische Kommission im Rahmen der Innovative Health Initiative das Projekt CLAIMS – kurz für Clinical impact through AI-assisted MS care – für vier Jahre mit fast zehn Millionen Euro. Beteiligt sind 15 Partner aus neun Ländern. Zu ihnen gehört die Ruhr-Universität Bochum, vertreten durch das Institut für Neuroradiologie im St. Josef-Hospital.

Multiple Sklerose

MS ist eine Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems, von der in der EU rund 700.000 Menschen und in Deutschland nach neuen Zahlen der Deutschen Multiple-Sklerose-Gesellschaft mehr als 280.000 Menschen betroffen sind. Heilbar ist die in Schüben verlaufende Krankheit bisher nicht. Der Krankheitsverlauf von MS ist sehr unterschiedlich, sodass sich allgemeingültige Aussagen nur begrenzt machen lassen. Aus diesem Grund gilt Multiple Sklerose auch als Krankheit der 1.000 Gesichter. Die Universitätsklinik für Neurologie im St. Josef-Hospital zählt auf diesem Gebiet international zu den profiliertesten Kliniken.

Im Projekt soll eine stärker datengesteuerte und personalisierte klinische Entscheidungshilfe für die Behandlung der MS entstehen. Ziel ist es, eine diagnostische Begleitplattform zu entwickeln und zu validieren, die eine ganzheitliche Sicht auf jeden Patienten und jede Patientin ermöglicht. „Wir wissen, wie wichtig die Magnetresonanztomografie bei der Behandlung der Multiplen Sklerose ist“, so Prof. Dr. Carsten Lukas, Chefarzt der Neuroradiologie des St. Josef Hospitals. „Durch Verknüpfung mit den unterschiedlichsten klinischen Daten und Laborbefunden wird sie künftig noch aussagekräftiger und damit wertvoller.“ Die Plattform soll bestehende und neue Biomarkerdaten visualisieren sowie Krankheitsverläufe unter verschiedenen Behandlungsszenarien und unter Berücksichtigung von Komorbiditäten vorhersagen. Mithilfe von Deep-Learning-basierten Modellen zur Subtypisierung und Progression der Krankheit soll die Plattform die Präzision der MS-Behandlung verbessern und die wirtschaftliche Belastung für den Einzelnen und die Gesellschaft verringern.

„Mit dem CLAIMS-Projekt haben wir die Chance, eine neue hochanspruchsvolle Datenbasis zu nutzen und die Therapie dadurch präzise auf die speziellen Bedürfnisse des einzelnen Patienten auszurichten“, so Ralf Gold, Direktor der Klinik für Neurologie des St. Josef Hospitals.

Kooperationspartner

Mit icometrix (Projektleitung), Nocturne und der AALTO-Universität verfügt das Konsortium über große Erfahrung auf dem Gebiet der KI-basierten Bildanalyse und Prognosemodellierung für MS. Die Charité Universitätsmedizin Berlin ist Koordinatorin des Projekts. Zu den klinischen Partnern gehören neben der Ruhr-Universität Bochum das Centre Hospitalier Universitaire de Lille, die Casa di Cura Igea in Mailand, das Allgemeine Universitätskrankenhaus Prag und die Technische Universität Dresden. Auf industrieller Seite sind Bristol-Myers Squibb und Hoffmann-La Roche beteiligt.

Veröffentlicht

Mittwoch
05. Juli 2023
09:21 Uhr

Von

Jürgen Frech

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