Ausstellung
Ur- und Frühgeschichtliche Fundstätten aus der Luft betrachtet
Die Kunstsammlungen der Ruhr-Universität zeigen 35 Aufnahmen des Luftbildarchäologen Baoquan Song. Zur Eröffnung am 18. Dezember sind die Medien herzlich eingeladen.
Ausschließlich vom Flugzeug aus und mit geübtem Auge erkennt man, dass auf einem Acker in der Warburger Börde vor 7.000 Jahren ein acht Meter breites und 45 Meter langes Langhaus stand – oder sich, auf einem anderen Feld, am Niederrhein ein großes Römerlager befand, von dem aus zwei Legionen, rund 10.000 Soldaten, in die tragische Varusschlacht zogen. Dr. Baoquan Song verfügt über ein Flugzeug und ein geübtes Auge. Der Luftbildarchäologe hat in den vergangen rund 20 Jahren über 2.500 archäologische Fundorte entdeckt. 30 von ihnen zeigt er ab dem 18. Dezember 2025 in den Kunstsammlungen der Ruhr-Universität. An diesem Tag, um 17.30 Uhr, wird die Ausstellung „Archäologie aus der Luft – Methoden und Ergebnisse der Luftbildarchäologie in NRW“ feierlich eröffnet.
Ausstellung auf einen Blick
Ausstellung auf einen Blick
Voraussichtlich bis Ende September 2026 können die Gäste insgesamt 35, je 120 mal 80 Zentimeter große Luftbildaufnahmen bewundern; einige der Fundorte sind doppelt vertreten. Alle Aufnahmen sind am Himmel über Nordrhein-Westfalen entstanden, von Bild 1 bis Bild 35 erzählen sie über mehrere tausend Jahre hinweg die spannende Geschichte der Region. Los geht’s mit Langhäusern und kleinen Siedlungen aus der Jungsteinzeit, es folgen unter anderem Grabfelder aus der Bronze- und Eisenzeit, römische Lager und Gutshöfe und schließlich Burganlagen aus dem Frühmittelalter.
In der Regel zeigen die Fotos die Grundrisse bzw. Konturen der Gebäude und Anlagen, die sich auf Feldern oder Wiesen gut sichtbar (aber nur aus der Luft) abzeichnen. Bisweilen ergeben sich interessante Konstellationen, wenn zum Beispiel die Römer für ein Militärlager denselben Ort nutzten wie ein paar tausend Jahre davor die Menschen in der Bronzezeit für ein Gräberfeld. Oder wenn sich ein heutiger Bauernhof direkt über den Ruinen einer Motte, einer frühmittelalterlichen Burg, befindet. Wie die meisten der aus der Luft entdeckten Fundstätten, wurde die Burgruine bislang nicht freigelegt. Das geschieht nur, wenn die Stätte akut bedroht ist, beispielsweise durch geplante Baumaßnahmen. Dann erfolgen Notgrabungen.
Bonusfotos zu aktuellem Forschungsprojekt
Neben jedem Foto beschreibt eine Tafel den abgebildeten Fundort. Per QR-Code erfahren Interessierte einiges mehr über die Hintergründe der einzelnen Aufnahmen und Orte sowie allgemein über die Luftbildarchäologie, einer wenig verbreiteten Form der Archäologie. Im deutschsprachigen Raum ist, neben Bochum, Wien der einzige Standort. Folglich ist in der Öffentlichkeit wenig über die Luftbildarchäologie bekannt. Auch das möchte Baoquan Song mit der Ausstellung ändern. Die Besonderheiten seines faszinierenden Fachgebietes erklärt der Wissenschaftler in einem ausführlichen Interview im Forschungsmagazin Rubin, siehe Infobox „Angeklickt“.
Die aufregende Reise in die NRW-Historie endet eigentlich im Frühmittelalter. Doch Baoquan Song nutzt die Gelegenheit, um mit zwei Bonusfotos auf sein aktuelles Forschungsprojekt hinzuweisen. Darin geht es um archäologische Fundorte aus der Zeit der Industrialisierung bis heute. Darum zeigen die letzten beiden Bilder in der Ausstellung die Villa Hügel und die Spuren einer Flaggstellung aus dem Zweiten Weltkrieg.