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Mehr als nur Fair Trade
Sie studieren an der RUB Sozial- und Medienwissenschaft. Und vor wenigen Wochen haben Sie Ihr eigenes Unternehmen gegründet. Wie ist es dazu gekommen?
Ich male schon lange Aquarelle und hatte vor Kurzem die Idee, diese auf T-Shirts zu drucken. Auf einer Party habe ich die Idee mit Crispin Müller, einem guten Freund, ein wenig weitergesponnen. Daraus ist „Feinwasser Postcapitalist Clothing“ entstanden.
Und wofür steht Feinwasser Postcapitalist Clothing?
Wir verkaufen Fair-Trade-Shirts. Für uns war klar, dass es Fair Trade sein muss, wir aber auch darüber hinausgehen wollen.
Viele große Firmen starten zurzeit Initiativen mit fairen Produkten und beginnen, sich für Umweltschutz einzusetzen. Dabei geben sie dann viel Geld für die Marketingmaßnahmen aus und wenig für die eigentliche Veränderung, die angestrebt ist. Das Verhältnis stimmt dabei nicht.
Dieses Konzept ist weit davon entfernt, was wir uns mit Feinwasser vorstellen. Man kann als Unternehmen mehr machen, als Fair-Trade-Siegel auf die Produkte zu drucken.
Was denn zum Beispiel?
Seine Lieferanten und Produktionsbetriebe genau kennen. Wir möchten Shirts dort kaufen, wo die Baumwolle wächst und wir wissen, wieviel Lohn die Näherinnen und Näher für ihre Arbeit bekommen. Ziel für uns ist es, irgendwann eine komplett eigene Lieferkette zu haben. Das ist jetzt noch nicht möglich. Dazu benötigen wir einen Kredit, an den Bedingungen geknüpft sind. So weit sind wir noch nicht. Wir sammeln noch weitere Ideen.
Wir wollen keine Firma mit hierarchischen Strukturen sein, die von oben die Richtung für die Mitarbeiter vorgibt.
Wie kommen Sie an neue Ideen?
Wir veranstalten demnächst ein Visionentreffen. Wir wollen keine Firma mit hierarchischen Strukturen sein, die von oben die Richtung für die Mitarbeiter vorgibt. Bei uns können Leute mitmachen, die Ideen haben, das Projekt weiterzubringen. Es wäre schön, wenn wir uns später über eine Art Verein oder gemeinnützige GmbH tragen könnten.
Steht für dieses Unternehmenskonzept der Zusatz Postcapitalist Clothing?
Er steht für unseren Anspruch an das Unternehmen. Natürlich verkaufen wir immer noch T-Shirts und handeln damit nicht außerhalb des kapitalistischen Systems. Aber wir möchten nach Möglichkeiten suchen, das System zu verändern. Zum Beispiel haben wir Shirts für Initiativen entworfen, die auch innovative Ansätze verfolgen. Bei dem Verkauf der Shirts spenden wir die Hälfte des Gewinns an die jeweilige Initiative.
Und das ist postkapitalistisch?
Das ist einer von vielen Aspekten, den wir als postkapitalistisch verstehen.
Außerdem können die Kunden bei uns den Preis bestimmen, den sie für ein Shirt zahlen möchten. Je nachdem, wie die eigenen finanziellen Möglichkeiten sind. Wir haben Kunden, die bezahlen 50 Euro für ein Shirt. Andere bezahlen 29 Euro. Das liegt im eigenen Ermessen. Wenn die Leute wissen, woran sie sind und wie das Unternehmen arbeitet, dann zahlen sie auch einen fairen Preis dafür.
Ich habe meinen Bekannten gesagt: Wenn ihr kein Shirt braucht, dann holt euch keins.
Und was ist für Sie ein fairer T-Shirt-Preis?
Schwierig zu sagen, weil Geld überall auf der Welt unterschiedlich viel wert ist. Es sollte so teuer sein, dass man sich bewusst für den Kauf entscheidet. Ein T-Shirt sollte nicht mal eben nebenbei gekauft werden. Das sage ich auch Leuten, die ich kenne.
Viele Bekannte fühlten sich dazu verpflichtet, ein Shirt von mir zu kaufen, um mein Projekt zu unterstützen. Ich habe ihnen gesagt: Wenn ihr kein Shirt braucht, dann holt euch keins.
Wir möchten mit Feinwasser nicht den Konsum anregen, sondern durch Qualität dafür sorgen, dass sich die Leute die Shirts nicht mehr bei Primark oder H&M holen. Und dass sie die Shirts länger tragen.
Ein interessantes Ehrenamt, ein außergewöhnlicher Nebenjob oder ein spannendes Hobby: Wir wollen wissen, wer die Menschen sind, die über den RUB-Campus laufen. Was machen Sie, wenn Sie nicht an der Uni arbeiten, studieren, lehren und lernen? Interesse, dabei zu sein? Einfach eine E-Mail an die Redaktion schreiben. Wir freuen uns!
6. September 2016
10.02 Uhr