Als Kind wollte Elaine Nunes Tierärztin werden. Jetzt erforscht die Biologin, wie sich Orchideen-Gattungen entwickelt haben.
© RUB, Marquard

Porträt Ein bisschen zu Hause in Bochum

Auch in Bochum lässt es sich gut zu südamerikanischen Orchideen forschen. Das findet jedenfalls eine Brasilianerin.

Sei es das Eichhörnchen, das über den Weg im Botanischen Garten hoppelt, oder die kleine Blüte der Kletterpflanze neben dem Gewächshaus: Dr. Elaine Lopes Pereira Nunes schenkt allem sofort ihre volle Aufmerksamkeit. Und wenn die Brasilianerin über ihre Arbeit spricht, hört sie nicht auf zu lächeln.

Elaine Nunes ist Humboldt-Stipendiatin und seit Juli 2016 am Lehrstuhl für Evolution und Biodiversität der Pflanzen von Prof. Dr. Thomas Stützel tätig. Insgesamt bleibt die Biologin für 18 Monate ihrer Heimatuniversität in Curitiba fern und erforscht an der RUB Orchideen.

Ich war schon immer neugierig.


Elaine Nunes

Ihre Liebe zu den Pflanzen begann schon in der Kindheit. Im Garten ihrer Großmutter hat Nunes in den Schulferien viel über die Natur gelernt. „Meine Großmutter wusste alles über Pflanzen“, sagt Nunes. Trotzdem wollte sie als Kind zunächst Tierärztin werden. Das hat sich geändert, als ihre Katze von einem Hund gebissen wurde: „Ich musste meine Katze einschläfern lassen. Da ist mir klargeworden, dass ich das niemals selbst machen könnte“, erzählt Nunes.

Der Schulunterricht brachte sie zur Biologie. „In der Schule habe ich Genetik gehabt und mich sofort verliebt. Ich wollte Zusammenhänge entdecken“, so die Stipendiatin. Nunes begann, Biologie zu studieren. Es war für sie schnell klar, dass sie anschließend in die Forschung geht. „Ich war schon immer neugierig. Als Wissenschaftlerin stelle ich ständig neue Fragen. Selbst in Bereichen, in denen man glaubt, dass sie erforscht sind, kann man auf Dinge stoßen, die neue Fragen aufwerfen. Und das treibt mich an“, fasst sie ihre Arbeitsweise zusammen.

Im Botanischen Garten findet man unterschiedliche Orchideen-Gattungen. Nunes erforscht sie.
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In ihrem aktuellen Forschungsprojekt möchte Nunes eine Frage beantworten, die sie sozusagen aus ihrer Doktorarbeit mitgenommen hat. In ihrer Dissertation untersuchte sie brasilianische Orchideen der Gattung Bulbophyllum. Sie ist einer anderen Gattung namens Dendrobium sehr ähnlich. Beide Gattungen entstammen einer gemeinsamen Art. Ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede erforscht Elaine Nunes aktuell.

Dieser Vergleich hat dazu geführt, dass sie sich nun intensiver mit diesen beiden Gattungen beschäftigt. Woher stammt deren enorme Vielfalt mit insgesamt mehr als 3.000 verschiedenen Orchideenarten? „Diese Vielfalt hat mit dem Verhalten von Bestäubern wie der Biene zu tun. Das ist soweit bekannt. Ich möchte aber die Geschichte dahinter erfahren“, beschreibt die Biologin ihre Motivation.

Ich wollte wirklich gerne nach Bochum zurückkommen.


Elaine Nunes

Elaine Nunes ist nicht zum ersten Mal in Bochum. Bereits 2012 hat sie vier Monate lang mit Thomas Stützel zusammengearbeitet. „Meine erste Erfahrung mit der RUB war toll. Ich wollte wirklich gerne nach Bochum zurückkommen. Das Humboldt-Stipendium hat das möglich gemacht“, freut sich Nunes.

Vor ihrem aktuellen Aufenthalt in Bochum hat die Biologin in Gießen gemeinsam mit anderen internationalen Stipendiaten vier Monate lang Deutsch gelernt. „Für meine Arbeit benötige ich eigentlich kaum Deutsch. Dass ich es so intensiv lernen durfte, finde ich aber gut. Schließlich möchte ich in den knapp zwei Jahren in Deutschland auch Teil vom Land und der Kultur sein“, hofft Nunes.

Einiges hat sie schon von der deutschen Kultur kennen und lieben gelernt: „Das deutsche Essen mag ich. Besonders Kartoffeln. Und ich liebe Schnitzel“, schwärmt Nunes. Ein bisschen fühle sie sich schon wie zu Hause – zu Hause in Bochum.

Unveröffentlicht

Von

Katharina Gregor

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