Für Michael Bittner geht es im August 2018 zur Weltmeisterschaft.
© RUB, Kramer

E-Sport „Fifa gehört zu meinem Leben“

Michael Bittner möchte mit digitalen Torschüssen Weltmeister werden. Wie er sich dafür fit macht, erzählt er in einem Interview.

Für den Sport ist Michael Bittner 2016 von Bayreuth nach Bochum gekommen. Der 19-Jährige ist der erste E-Sport-Profi beim VfL Bochum und studiert nebenbei an der RUB Management and Economics. Ein bisschen Zeit fürs Studium hat er schon, aber das Computerspiel Fifa bestimmt seinen Alltag. Denn die Weltmeisterschaft steht an.

Herr Bittner, wie bereiten Sie sich auf den World Cup in London vor?
Ich trainiere mit Profis. In den letzten Monaten habe ich etwa 3.000 Spiele gespielt. Im Oktober 2017 hat es schon Klick gemacht, und ich wusste: 2018 ist was drin. Seit März steht nun das Feintuning an.

Letztens habe ich auch gegen Spencer Ealing alias Gorilla gespielt und 4:3 gewonnen. Er ist amtierender Weltmeister.

Heißt also, Sie trainieren mit der Konkurrenz?
Ja, sozusagen. Wenn ich Weltmeister werden möchte, dann muss ich ihn schlagen. Besseres Training gibt es da eigentlich nicht. Ich kann mir dabei etwas abschauen.

Und nach einem Spiel gibt es dann die Videoanalyse?
Ja, ich nehme auch Spiele auf. Wenn man sich ein Spiel im Nachhinein anschaut, dann ist man eben mit dem Kopf ganz anders dabei als während des Spiels. Dann sieht man andere Dinge, sieht Fehler und kann sich verbessern.

Über die E-Sports-Weltmeisterschaft Fifa 2018

Grundsätzlich konnte sich jeder, der Fifa auf der X-Box oder der Playstation spielt und mindestens 16 Jahre alt ist, für die WM qualifizieren. Die besten 32 Spieler aus den Qualifikationsturnieren treten im August in London gegeneinander an. Das Preisgeld beträgt 200.000 Dollar. Mit Michael Bittner, Spielername „MegaBit”, treten sieben weitere deutsche Spieler an. Insgesamt sind 19 Nationen vertreten. Spencer Ealing alias Gorilla ist der amtierende Weltmeister und kommt aus England.

Wie sieht denn ein typischer Trainingstag aus?
Momentan trainiere ich zwischen drei und fünf Stunden mit Profis. Am Anfang des Jahres war der Aufwand größer. Da musste ich erst die neue Spielversion kennenlernen. Da waren es eher zehn bis zwölf Stunden.

Man kennt sich also unter den Profis und kann problemlos Spiele gegeneinander ausmachen?
Ich bin seit zwei Jahren in der Szene vernetzt. Inzwischen ist mein Standing so, dass ich über Twitter nach einem Gegner suchen kann und es meldet sich immer ein Weltklasse-Spieler.

Als Kind wollte ich mal Fußballprofi werden. In New York habe ich gemerkt, dass ich über den Umweg E-Sport auch noch zu einem Verein kommen kann.

Haben Sie auch Vorbilder?
Vom Spielerischen her Gorilla. Ansonsten Benedikt Saltzer. Er spielt für den VfL Wolfsburg. Ihn habe ich bei meiner ersten WM im März 2016 in New York kennengelernt. Es war mein erstes Turnier überhaupt. Er war zu dem Zeitpunkt schon als Profi verpflichtet. In dem Moment habe ich mir gedacht, dass ich das auch schaffen kann.

Als Kind wollte ich mal Fußballprofi werden. In New York habe ich gemerkt, dass ich über den Umweg E-Sport auch noch zu einem Verein kommen kann. Das hat mich motiviert.

Das war Ihr Schlüsselmoment. Wie sah der Weg bis dahin aus?
Ich bin zufällig da gelandet. In der zwölften Klasse im Gymnasium habe ich den Modus für die WM-Qualifikation auf der X-Box entdeckt. Das war im Oktober 2015. Jeder Gedanke war auf einmal bei Fifa, weil ich die Chance gesehen habe. Ich habe dann 90 Spiele in drei Tagen gemacht und sogar ein FC-Bayern-Pokal-Spiel dafür ausfallen lassen und auch eine Seminararbeit hintenangestellt. Letztlich habe ich mich qualifiziert, und es ist alles super gelaufen.

Bei der WM selbst bin ich allerdings im Achtelfinale ausgeschieden.

Den World Cup 2016 fand ich schon überwältigend. Jetzt kann ich von den Erfahrungen profitieren.

Wie bleibt man konzentriert in so einem Turnier?
Man muss sich vor allem auf andere Gegebenheiten einstellen. Zuhause hat man sein gewohntes Umfeld. Bei der WM gibt es Kommentatoren und Kamerateams, und einfach alles ist anders. 2016 fand ich das schon überwältigend. Jetzt kann ich von den Erfahrungen profitieren.

An meiner Konzentrationsfähigkeit muss ich nicht mehr so viel arbeiten. Ich schaffe es in zehn Stunden, 40 Spiele zu spielen. Noch mehr rausholen könnte ich aber, wenn ich körperlich noch fitter werden würde. Das wirkt sich auch auf die mentale Fitness aus.

Das Computerspiel bestimmt schon komplett Ihren Alltag, oder?
Es vergehen keine 24 Stunden, in denen ich nicht einmal an Fifa denke. Das gehört nun zu meinem Leben dazu.

Und Ihr Ziel ist es, 2018 den Titel zu holen?
Ja, auf jeden Fall. Es ist möglich für mich. Ich habe am Finaltag der WM Geburtstag. Wenn ich dann das Turnier gewinne, wäre das natürlich ein super Start ins neue Lebensjahrzehnt.

Was ist E-Sport?

E-Sport ist die Abkürzung für elektronischer Sport. Gemeint sind damit Computerspiele der unterschiedlichsten Art. In verschiedenen nationalen und internationalen Ligen treten die Spieler der jeweiligen Computerspiele wie Fifa oder League of Legends gegeneinander an. Über die Ligen qualifiziert man sich für große Turniere wie Weltmeisterschaften. Inzwischen haben einige deutsche Fußballvereine auch E-Sport-Sparten und eigene Profis verpflichtet. Neben dem VfL Bochum zum Beispiel Schalke 04 oder RB Leipzig.

Veröffentlicht

Dienstag
03. Juli 2018
09:00 Uhr

Von

Katharina Gregor

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