Integration durch Sport „Wenn ich eine Pflanze gieße, erwarte ich, dass sie wächst.“
Er sprach nur wenig Deutsch, als er sein Studium an der Ruhr-Uni begann. Dank des Sports kam Koshoi Sultanaliev dennoch schnell an.
Als er nach Bochum gekommen ist, sei es manchmal schwer für ihn gewesen, schreibt Koshoi Sultanaliev in einer langen Danke-E-Mail an den Hochschulsport Bochum. Doch im Sport habe das keine Rolle gespielt und so fand er Freunde und lernte die Sprache.
Koshoi Sultanaliev kam zunächst für den Bachelor aus seiner Heimat Kirgisistan an die Ruhr-Universität. Aktuell studiert er im Master an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft und arbeitet in der Unternehmensberatung.
Emotionale Mail
Fast neun Jahre lang war der Kampfsportler Übungsleiter beim Hochschulsport Bochum. Wir haben mit ihm darüber gesprochen, was ihn zu zum Hochschulsport gebracht hat und was seine ehemaligen Kursteilnehmenden wohl immer von ihm in Erinnerung behalten werden.
Du hast dem Hochschulsport Bochum vor Kurzem eine emotionale Mail geschrieben. Wie kam es dazu?
Koshoi Sultanaliev: Ich habe einfach eine Dankbarkeit gespürt. Und nur Danke zu sagen, war mir zu wenig. Ich konnte meine emotionale Verbundenheit und Dankbarkeit nur so mitteilen. Mit dem Brief konnte ich ausdrücken, wie wichtig es für mich war, Teil des Hochschulsports zu sein.
Auszüge aus der Mail an den Hochschulsport
Was führte dich zum Hochschulsport als du vor etwa neun Jahren an die RUB gekommen bist?
Sultanaliev: Ich bin mit einem ausländischen Studentenvisum aus Kirgisistan nach Deutschland gekommen. Eine Bedingung des Visums war, dass ich nur maximal 20 Stunden pro Woche arbeiten darf. Das war für mich zu wenig, um über die Runden zu kommen.
Eine Freundin hat mich auf den Hochschulsport hingewiesen und ich habe erfahren, dass die Honorartätigkeit dort nicht zu den maximal 20 Stunden gezählt wird.
In der Sporthalle braucht man keine Wörter.
Koshoi Sultanaliev
Ich mache seit der ersten Klasse Kampfsport. Bis zur fünften Klasse habe ich Taekwondo gekämpft. Hier in Bochum habe ich beim PSV Bochum geboxt und bin auch auf einigen Turnieren angetreten.
Was war für dich das Besondere an der Arbeit als Übungsleitender beim Hochschulsport?
Sultanaliev: Dass hier die Kommunikation nicht unbedingt mit Wörtern geschehen muss, sondern über die Interaktion mit den Studierenden. Ich konnte am Anfang noch nicht so gut Deutsch.
In der Sporthalle braucht man aber auch keine Wörter und wir waren allen gleich, unabhängig von unseren Sprachkenntnissen.
Was, glaubst du, werden deine Kursteilnehmenden immer von dir in Erinnerung behalten?
Sultanaliev: Ich weiß es ziemlich genau, weil sie mir ein passendes Abschiedsgeschenk gemacht haben: eine Pflanze.
Ich habe in meinem Kurs ab und zu gesagt: „Wenn ich eine Pflanze gieße, erwarte ich, dass die Pflanze auch wächst.“ Ich habe die Teilnehmenden gebeten, dass sie am nächsten Morgen nach den Kursen immer nochmal kurz an das denken sollen, was sie im Kurs gelernt haben.
Mir macht es mehr Spaß, wenn ich sie wachsen sehe. Ich finde, es ist verlorene Energie, wenn sie im Kurs nur schwitzen. Sie sollten auch lernen und sich entwickeln.
Ich habe mich immer gefreut, wenn ich jemanden gesehen habe, der sich entwickelt. Die habe ich dann besonders gefördert.
Kurzinterview mit Christian Sendes