Marcella Woud receives one of the most important awards for young researchers. © Heike Engelberg

Auszeichnung Heinz-Maier-Leibnitz-Preis für Marcella Woud

Die Forscherin zeigt, dass Interpretationsprozesse und psychische Gesundheit eng verwoben sind.

Die Art, wie wir eine Situation oder unsere Zukunftsaussichten interpretieren, steht in engem Zusammenhang mit unserer psychischen Gesundheit. Diese Erkenntnis leitet Prof. Dr. Marcella Woud an der Fakultät für Psychologie der Ruhr-Universität Bochum in ihren Arbeiten: Sie versucht, die Mechanismen von Interpretationsprozessen besser zu verstehen sowie computergestützte Trainings zu entwickeln, die Behandlungsmöglichkeiten für Menschen, die unter psychischen Störungen leiden, verbessern sollen. Für ihre Arbeit wird sie mit dem diesjährigen Heinz-Maier-Leibnitz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausgezeichnet. Der Preis ist mit 200.000 Euro dotiert, die die ausgezeichneten Forschenden bis zu drei Jahre für ihre weitere Forschungsarbeit verwenden können. Verliehen werden die Preise am 16. Oktober 2023 in Berlin.

Zur Person

Marcella Woud studierte Psychologie an der Radboud Universität Nimwegen (Niederlande), wo sie 2014 in Klinischer Psychologie promovierte. Während ihres Studiums verbrachte sie Forschungsaufenthalte an den Universitäten Oxford und East Anglia (Großbritannien), Harvard (USA) mit einem Elisabeth-Frye-Stipendium, eine jährlich vergebene Auszeichnung der Radboud Universität Nimwegen, welche an die vielversprechendsten und talentiertesten weiblichen Promotionsstudentinnen vergeben wird, sowie Perth (Australien). Nach ihrem Wechsel als Postdoktorandin an die Ruhr-Universität Bochum absolvierte sie zwischen 2015 und 2020 die Weiterbildung zur Psychologischen Psychotherapeutin. 2021 wurde sie zur Juniorprofessorin für „Clinical Psychology and Experimental Psychopathology“ an der Fakultät für Psychologie der Ruhr-Universität ernannt. Ab dem 1. Oktober 2023 wird sie als W3-Professorin an der Georg-August Universität Göttingen ihre Forschung fortsetzen.

Marcella Woud war 2015 Mitglied der Global Young Faculty der Stiftung Mercator und der Universitätsallianz Ruhr und erhielt 2018 die Auszeichnung „APS Rising Star“ der Association for Psychological Sciences, eine Auszeichnung, welche an international besonders herausragende Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler vergeben wird. Sie leitet seit 2021 eine Emmy-Noether-Nachwuchsforschergruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft und ist Principal Investigator im Sonderforschungsbereich 1280 „Extinktionslernen“. Die Mutter zweier Töchter setzt sich neben ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit für die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein sowie die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.

Verzerrte Interpretationen

Menschen, die ein psychisches Trauma erlitten haben, leiden unter verschiedenen Symptomen, darunter zum Beispiel sogenannte Intrusionen, bei denen sie die traumatischen Erlebnisse immer wieder durchleben, etwa in Form von wiederkehrenden mentalen Bildern. „Manche Betroffene interpretieren diese Symptome als ein Zeichen dafür, dass sie das Trauma niemals überwinden werden“, erklärt Marcella Woud. „Dabei gehören sie zum normalen Verarbeitungsprozess.“ Solche kognitiven Verzerrungen kennzeichnen viele psychische Störungen, so zum Beispiel auch Angststörungen und Depressionen. „Depressive Menschen interpretieren ihre Zukunftsaussichten sehr negativ“, erklärt Marcella Woud. „Das kann zur Entstehung und Aufrechterhaltung der Erkrankung beitragen.“

Computertrainings helfen

Diese Erkenntnisse leiteten die Forscherin in der Entwicklung von innovativen Interventionen. Gemeinsam mit ihrem Team entwickelte sie zum Beispiel computergestützte Programme, die Patientinnen und Patienten dabei helfen, störungsrelevante, mehrdeutige Situationen positiv und funktional zu interpretieren. „Wer weniger ängstlich denkt, fühlt sich auch weniger ängstlich.“ Erste Studien zeigten, dass sich durch ein solches Training Erfolge bei der Behandlung psychischer Störungen erzielen lassen.

Der Preis

Der Heinz-Maier-Leibnitz-Preis wird seit 1977 jedes Jahr von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) an hervorragende junge Forscherinnen und Forscher verliehen. Benannt ist er nach dem Atomphysiker und früheren DFG-Präsidenten Heinz Maier-Leibnitz. Der Preis gilt als der wichtigste für den Forschungsnachwuchs in Deutschland. Für die diesjährige Preisrunde waren insgesamt 171 Forscherinnen und Forscher aus allen Fachgebieten vorgeschlagen worden.

Veröffentlicht

Freitag
30. Juni 2023
09:02 Uhr

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