Neurowissenschaften Adriane Icenhour arbeitet mit multimodaler Bildgebung
Die Wissenschaftlerin erforscht das Zusammenspiel von Körper, Gefühlen und Gedanken mithilfe verschiedener Verfahren der Hirnbildgebung.
Aus der Kombination unterschiedlicher bildgebender Verfahren und Methoden der Verhaltenswissenschaften ergibt sich ein tieferes Verständnis davon, wie das Gehirn Reize verarbeitet. Daran arbeitet Prof. Dr. Adriane Icenhour seit September 2023 auf der neu eingerichteten Professur für Affektive Neurowissenschaften an der Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum.
Der Kern ihrer Forschungstätigkeit ist die multimodale Bildgebung. Icenhour kombiniert Verfahren und Methoden miteinander und setzt sie je nach Fragestellung in Beziehung zueinander. Dazu gehören die funktionelle Bildgebung (beispielsweise funktionelle Kernspintomographie), die strukturelle Bildgebung (beispielsweise Magnetresonanztomographie) sowie spektroskopische Verfahren (beispielsweise Magnetresonanzspektroskopie).
Die Hirnbildgebung steht für mich im Zentrum der Neurowissenschaften.
„Die Kombination unterschiedlicher neuro- und verhaltenswissenschaftlicher Methoden entfaltet eine ganz große Bandbreite, mit der wir ein tieferes Verständnis bekommen können, wie das Gehirn bestimmte Reize verarbeitet, wie das Gehirn kommunizieren kann – bis hin zu einer biochemischen Ebene“, so Icenhour. „Die Hirnbildgebung steht für mich im Zentrum der Neurowissenschaften. Meine persönliche Faszination liegt in dem Zusammenspiel und der Kommunikation zwischen Körper, Gefühlen und Gedanken – und wie dies vermittelt über das Gehirn unsere Gesundheit aber auch zahlreiche Krankheiten prägt. Ein Schwerpunkt meiner Arbeit ist der Schmerz, wo man insbesondere bei chronischen Schmerzen eben genau dieses Zusammenspiel und auch die Dysfunktionalität dieses Zusammenspiels beobachten kann.“
Angst verändert die Konzentration der Neurotransmitter
Ein konkretes Beispiel aus ihrer Forschung schildert die Wissenschaftlerin so: „In einer Untersuchung haben wir uns beispielsweise angeschaut, wie sich die Konzentration von inhibitorischen und exzitatorischen Neurotransmittern, den beiden zentralen Botenstoffen Glutamat und GABA, im Gehirn verhalten und wie das mit der Konnektivität des untersuchten Hirnareals zusammenhängt. Wir konnten dort feststellen, dass insbesondere eine zusätzliche Angstsymptomatik bei chronischen Schmerzpatienten mit einer Veränderung dieser Neurotransmitter-Konzentration zusammenhängt und dies auch assoziiert ist mit einer Veränderung der Konnektivität, das heißt der Kommunikation mit anderen Arealen im Gehirn.“
Bestens vernetzt in der Wissenschaftsregion Ruhr
Adriane Icenhour ist an der Ruhr-Universität wie auch im Ruhrgebiet bestens vernetzt. Als Teil der Arbeitsgruppe Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie von Prof. Dr. Sigrid Elsenbruch forscht sie bereits seit Jahren gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen in Bochum an der Kommunikation der Darm-Hirn-Achse insbesondere bei Menschen mit chronischem Viszeralschmerz, etwa Bauchschmerzen oder Durchfall. Sie ist eng eingebunden in das Extinktionsnetzwerk über den Sonderforschungsbereich (SFB) 1280 „Extinktionslernen“, sie unterhält eine sehr enge Kooperation mit dem interdisziplinären Schmerzzentrum und dem Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensimmunbiologie am Universitätsklinikum in Essen und kooperiert seit Kurzem mit dem Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der Technischen Universität Dortmund (IfADo).
Die Anbindung an das Universitätsklinikum der Ruhr-Universität ist gegeben durch Zusammenarbeit am Institut für Forschung und Lehre (IFL) am St.-Josef-Hospital, wo unter anderem ein hochmoderner Forschungsscanner für bildgebende Verfahren zur Verfügung steht. Zudem wird derzeit, gefördert vom Programm „InnovationsFORUM“, ein Kooperationsprojekt mit der Klinischen und Experimentellen Verhaltensmedizin am LWL Universitätsklinikum Bochum realisiert. „Darüber hinaus ist gerade ein Kooperationsprojekt mit dem Knappschaftskrankenhaus gestartet, wo wir mit dem Institut für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie sowie dem Institut für Radiologie, Neuroradiologie und Nuklearmedizin zusammenarbeiten “, erläutert Icenhour.