Medizin Julia Krabbe möchte das Arbeitsleben sicherer machen
Die Wissenschaftlerin und Ärztin verstärkt seit Juli das Institut für Prävention und Arbeitsmedizin.
Prof. Dr. Julia Krabbe besetzt seit Juli 2024 die Professur für Experimentelle Arbeitsmedizin am IPA, Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. Das Institut der Ruhr-Universität forscht zu verschiedenen arbeitsmedizinischen Themen. Im Vordergrund steht dabei der Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz und in Bildungseinrichtungen. Bereits seit Mai leitet Julia Krabbe gemeinsam mit Dr. Christian Eisenhawer das Kompetenz-Zentrum Medizin am IPA. Bis März 2024 hatte sie an der Aachener Universitätsklinik als Oberärztin die Ambulanz für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin geleitet.
75 Prozent der Todesfälle im Kontext von Berufskrankheiten haben mit Lungenerkrankungen zu tun.
Wer auf dem Bau arbeitet oder den ganzen Tag lang ein Schweißgerät bedient, setzt sich anderen Gefahren aus als Menschen, die im Büro sitzen oder studieren. Auf dem Bau, im Handwerk oder in der Industrie sind es zum Beispiel Partikel und Fasern, die bewusst oder unbewusst eingeatmet werden können und schlimmstenfalls die Lunge schädigen. „75 Prozent der Todesfälle im Kontext von Berufskrankheiten haben mit Lungenerkrankungen zu tun“, erklärt Julia Krabbe. Sie möchte mit ihren Forschungsschwerpunkten mit dazu beitragen, dass die Beschäftigten besser geschützt werden. Zu ihren Schwerpunkten im Bereich der berufsbedingten Atemwegs- und Lungenerkrankungen zählen beispielsweise die Inhalationstoxikologie, die Erforschung von faser- und partikelinduzierten Effekten mittels In-vivo- und Ex-vivo-Modellen sowie Lungenfunktionsuntersuchungen.
Das Team um Julia Krabbe untersucht auf zwei Arten, wie gefährlich bestimmte Partikel und Fasern für die Gesundheit sind. Zum einen geschieht dies in Zellkulturen. Dort können Effekte einer Einwirkung durch Partikel und Fasern, die zum Teil potenziell krebserzeugend sind, im Detail dargestellt werden. Diese Untersuchungen können wichtige Erkenntnisse zur Entstehung von berufsbedingten Erkrankungen liefern.
Ich habe das Glück, mit einem sehr kompetenten Team zusammenzuarbeiten.
Zum anderen werden im Expositionslabor des IPA die Effekte von Gasen, Aerosolen oder Partikeln an freiwilligen Probandinnen und Probanden unter strengen Sicherheitsauflagen und nach Genehmigung durch eine Ethikkommission untersucht. Die Ergebnisse tragen unter anderem mit dazu bei, dass Grenzwerte an Arbeitsplätzen abgeleitet werden können; sie dienen somit dem Schutz der Beschäftigten.
Auch wenn die arbeitsmedizinische Forschung weiterhin vor Herausforderungen unter anderem durch die Einführung neuer Materialien wie beispielsweise Carbon Nanotubes und -fasern steht, haben nach Krabbes Einschätzung heutzutage die Gefährdungen am Arbeitsplatz durch Gefahrstoffe und schwere körperliche Belastungen in Deutschland abgenommen. Das liegt auch an Einrichtungen wie dem IPA, für das sich die Arbeitsmedizinerin ganz bewusst entschieden hat. „Ich habe das Glück, mit einem sehr kompetenten Team zusammenzuarbeiten. Ich möchte dessen erfolgreiche Arbeit fortsetzen und mich neuen Herausforderungen, zum Beispiel bedingt durch Technikinnovationen wie dem zunehmenden Einsatz künstlicher Intelligenz oder dem Klimawandel, stellen“, sagt Julia Krabbe.
Zur Person
Julia Krabbe kam eher zufällig zu ihrer Disziplin: Während des Medizinstudiums in Aachen quälte sie sich durch einen Nebenjob in einer Bahnhofsbuchhandlung. Zum Glück erwähnte der Arbeitsmedizin-Professor in seiner Vorlesung eine freie Hilfskraft-Stelle. Krabbe griff zu und arbeitete fünf Jahre lang am Lehrstuhl des Professors. Sie blieb der Arbeitsmedizin treu, arbeitete allerdings zwischendurch einige Jahre in der klinischen Versorgung. „Doch meine wahre Leidenschaft liegt in der Forschung und das kann ich am IPA hervorragend umsetzen“, sagt sie. Gleichwohl gibt sie ihre Erkenntnisse gern in der Lehre an ihre Studierenden weiter.