Orffs weltbekanntes Werk „Carmina Burana“ setzte einen fulminanten Schlusspunkt unter das Sommersemester 2024.
Noch ist die Vorlesungszeit nicht zu Ende, doch wie immer findet kurz vorher Mitte Juli das Semesterkonzert im Audimax statt. So auch am 11. Juli 2024 mit dem Welthit und Ohrwurm „Carmina Burana“ von Carl Orff und dem Stück „Ein Überlebender aus Warschau“ von Arnold Schönberg, dessen 150. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird. Was Chor und Orchester der Ruhr-Universität daraus machten, war nicht weniger als ein fulimantes Finale des Sommersemesters. Das Konzert war an einem angenehmen Sommerabend sehr gut besucht.
Tipp für Kurzentschlossene: Das Konzert wird am Freitag, 12. Juli 2024, noch einmal im Audimax aufgeführt, der Eintritt ist frei.
Die Stücke des Abends
„Die Beuroner Gesänge Carl Orffs sind ein absoluter Welthit – der eröffnende ‚O Fortuna‘-Chor brennt sich unentrinnbar ins Gedächtnis ein“, heißt es in der Ankündigung des Konzerts. „Besungen wird dort die Launenhaftigkeit des Schicksals – und es sind wohl die mit dem Stück verbundenen Ambivalenzen, die diese Komposition bis in die heutige Zeit kennzeichnen und auch die emotionale Reaktion darauf steuern. Dabei spielt sicherlich die Zeit ihrer Entstehung eine große Rolle. So stellen die Universitätsensembles dem 1936 uraufgeführten Werk mit der 1947 entstandenen Kantate ‚A Survivor from Warsaw‘ von Arnold Schönberg ein Werk an die Seite, das unterschiedlicher kaum sein könnte. Dennoch sind die beiden Werke, die in ihrer Entstehung nur gut zehn Jahre voneinander trennen, unauflöslich miteinander verbunden, spiegeln sie doch die Gefühls- und Erlebenswelt ihrer Zeit in einer Weise wider, wie es wahrscheinlich nur Musik vermag. Eine undenkbare (Hör-)Begegnung, die Gedanken anregen soll, vor allem aber erlebt werden muss.“
In guter Tradition wurden unmittelbar vor dem Konzert Preise an Studierende für deren herausragende Abschlussarbeiten verliehen: der Rotary-Preis, der Ruth- und Gert-Massenberg-Preis sowie die Preise der Gesellschaft der Freunde (GdF) „Heinrich Kost“, „Wilhelm Hollenberg“ und „Klaus Marquardt“. Unsere Bildergalerie zeigt die Preisträgerinnen und Preisträger sowie Impressionen von den eindrucksvollen Leistungen der Universitätsensemles:
Rektor Martin Paul hat den Abend im Audimax eröffnet und das Publikum durch die Preisverleihungen geführt. Vor dem großen Auftritt von Chor und Orchester wurden zunächst die „Stars der Wissenschaft“ gekürt.
Gert-Massenberg-Preis für Jan Stindt aus der Fakultät für Bau- und Umweltingenieurwissenschaften. Die Betreuerin und der Betreuer seiner Arbeit wurden hier vertreten durch Patrick Formann (rechts).
Li Wang bekommt den Heinrich-Kost-Preis der Gesellschaft der Freunde (GdF), verliehen durch die Vorsitzende Birgit Fischer (Zweite von rechts) und Geschäftsführer Ulf Eysel (rechts).
Der Heinrich-Kost-Preis wurde dieses Mal geteilt. Auch der Chemiker Jonas Goebel (Mitte) hat ihn für seine Dissertation bekommen. Sein Betreuer Lukas Goossens konnte nicht vor Ort sein und wurde vertreten durch Mario Wiesenfeldt (Zweiter von links).
Den GdF-Preis Dr. Klaus Marquardt hat der Jurist Jan W. Hendricks erhalten (Zweiter von links). Betreut wurde seine Dissertation über Legal Tech-Plattformen wie „flightright“ oder „rightnow“ von Katharina Uffmann (rechts).
Leonard Dung (Zweiter von links) ist mit dem GdF-Preis Wilhelm Hollenberg geehrt worden. In seiner Dissertation, die von Albert Newen betreut wurde (nicht vor Ort), hat er sich intensiv mit Fragen des Bewusstseins von Tieren befasst.
Last but not least hat der Rotary Club Bochum Hellweg, vertreten durch Bernhard Pellens (rechts), eine Masterarbeit ausgezeichnet. Informatikerin Annika Wilde hat darin 72 Cloud-Anwendungen auf ihre Sicherheit überprüft.
Wenn die beiden Universitätsensembles gemeinsam aufspielen, wird jeder Quadratmeter auf der Bühne des Audimax genutzt – somit war es nicht nur auf den Zuschauerrängen gut gefüllt.
Paukenschlag zum Semesterausklang: Wenn Orffs Meisterwerk Carmina Burana sich dramatisch steigert, sind die Schlagwerker im Orchester besonders gefragt. Das hatte Wumms!
Weitere Informationen zu den prämierten Arbeiten finden sich hier:
Ruth-Massenberg-Preis
Dr. Marius Kroll, Fakultät für Mathematik
Betreuer: Prof. Dr. Herold Dehling
Titel der Dissertation: The Empirical Distance Covariance of Weakly Dependet Data
Die Distance Covariance kann man sich wie eine Art abstrakte Formel vorstellen, mithilfe derer man in Zahlen quantifizieren kann, wie stark sich die Werte zweier Messungen – beispielsweise Körpergröße und -gewicht einer zufällig ausgewählten Person – gegenseitig beeinflussen. Auf dieser Grundlage entwickelt Marius Kroll in seiner Dissertation Verfahren, um unter sehr allgemeinen Bedingungen zu prüfen, ob diese sogenannten Zufallsvariablen statistisch unabhängig voneinander sind oder nicht. Darüber hinaus verallgemeinert er zentrale Ergebnisse über die Distance Covariance dahingehend, dass die Zufallsvariablen, das heißt die beobachteten Messwerte, keine Zahlen mehr sein müssen, sondern viel allgemeinere mathematische Objekte sein dürfen.
Gert-Massenberg-Preis
Dr. Jan Stindt, Fakultät für Bau- und Umweltingenieurwissenschaften
Betreuer*in: Prof. Dr. Peter Mark und Prof. Dr. Gisela Lanza, Karlsruhe (beide nicht vor Ort – vertreten durch Dr. Patrick Formann)
Titel der Dissertation: Optimierte Assemblierung seriengefertigter Betonfertigteile
In der Dissertation werden Methoden entwickelt, um Betonfertigteile, ähnlich wie im Automobilbau, schneller und in größeren Stückzahlen in Serie herzustellen. Durch eine rapide Wärmebehandlung wird der Beton schneller erhärtet und die Bauteile werden anschließend zu ressourceneffizienten Tragwerken angeordnet. Toleranzen und Maßabweichungen werden durch gezielte Anordnung und Simulationen ausgeglichen, um die Montage zu erleichtern und Nacharbeiten zu minimieren.
GdF-Preis Heinrich Kost I
Dr. Jonas Goebel, Fakultät für Chemie und Biochemie
Betreuer: Prof. Dr. Lukas Goossens (nicht vor Ort), Drittbetreuer: Mario Wiesenfeldt
Titel der Dissertation: Development of Catalytic C−Cl, C−H and C−C Functionalization Methodologies
Jonas Goebel hat in seiner Dissertation im Bereich der synthetischen organischen Chemie gearbeitet. Dabei liegt sein besonderer Fokus auf der Entwicklung neuer Reaktionen zur Reduktion von Abfällen bei der Synthese von Chemikalien, sowie auf Prozessen, welche die Herstellung bisher unzugänglicher Chemikalien ermöglichen. Ein besonderes Highlight seiner Arbeit ist die Entwicklung eines zentralen Schrittes zur industriellen Umsetzung künstlicher Photosynthese in Zusammenarbeit mit EVONIK.
GdF-Preis Heinrich Kost II
Dr. Li Wang, Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik
Betreuer: Prof. Dr. Julian Schulze
Titel der Dissertation: Process control in low pressure capacitive radio frequency plasmas based on kinetic simulations
Li Wang hat sich im Rahmen ihrer Promotion basierend auf kinetischen Simulationen mit kapazitiv gekoppelten Radio-Frequenz-Niedertemperatur-Plasmen beschäftigt. Derartige Plasmaquellen werden massiv für Ätz- und Beschichtungsprozesse bei der Herstellung von Computerchips eingesetzt. Ihre Arbeit liefert sowohl ein tiefgehendes Grundlagenverständnis der Plasmaphysik in derartigen Entladen als auch neuartige wissensbasierte Konzepte für die Kontrolle und Verbesserung solcher Plasmaprozesse.
GdF-Preis Wilhelm Hollenberg
Leonard Dung, Fakultät für Philosophie und Erziehungswissenschaften
Betreuer: Prof. Dr. Albert Newen
Titel der Dissertation: Animal Consciousness and Beyond: Animal Experience, Feeling Machines and Moral Weight
Die ausgezeichnete Arbeit handelt primär von der Frage, wie sich Bewusstseinszustände, zum Beispiel bewusste Wahrnehmung wie auch Schmerzempfindungen, in Tieren wissenschaftlich erforschen lassen. Sowohl Messmethoden als auch Theorien des Bewusstseins haben sich bislang nahezu ausschließlich auf Menschen beschränkt, was die Frage aufwirft, wie diese Methoden auf Tiere angewandt oder alternative Methoden entwickelt werden können. Kernbeiträge der interdisziplinär ausgerichteten Dissertation sind eine Liste von Gütekriterien für Messmethoden von Tierbewusstsein, ein Ansatz dahingehend, wie sich diese Methoden auch auf Fragen des Bewusstseins in künstlichen Systemen ausweiten lassen, und eine Theorie der Bedeutung von nicht-menschlichem Bewusstsein für Fragen der Tierethik.
GdF-Preis Dr. Klaus Marquardt
Dr. Jan W. Hendricks, Juristische Fakultät
Betreuerin: Prof. Dr. Katharina Uffmann
Titel der Dissertation: Rechtsdurchsetzung mittels Legal-Tech-Plattformen
Die Dissertation befasst sich mit Lücken bei der Rechtsdurchsetzung und damit, wie neue Legal-Tech-Plattformen diese Lücken schließen. Beispiele für solche Anbieter sind etwa „flightright“ für Fluggastrechte, „weniger Miete“ für mietrechtliche Ansprüche oder „rightnow“. Diese Dienstleister bieten auf ihren Webseiten risikolose Anspruchsdurchsetzung bequem erreichbar an. Herausgearbeitet wird zunächst, warum Menschen ihre geldwerten Ansprüche oft nicht durchsetzen. Die identifizierten Gründe werden danach mit den einzelnen Dienstleistungen der Anbieter verknüpft, um deren lückenschließende Wirkung verständlich zu machen. Darauf aufbauend werden der für Rechtsdienstleistungen geltende Rechtsrahmen, unter anderem das Berufsrecht der Anwälte, bewertet und Reformvorschläge erarbeitet.
Rotary Preis Bochum Hellweg
Annika Wilde, Fakultät für Informatik
Betreuer: Prof. Dr. Ghassan Karame
Titel der Masterarbeit: Securing Next-Generation Platforms
In ihrer Masterarbeit hat sich Annika Wilde mit Cloud-Sicherheit beschäftigt. Speziell geht es um Trusted Execution Environments. Das ist eine besondere Hardware, die es ermöglicht, Daten in der Cloud zu verarbeiten, ohne dass der Cloud Provider die Daten jemals im Klartext auslesen kann. Wilde hat die Sicherheit von 72 Anwendungen, die auf dieser Technologie basieren, gegen sogenannte Cloning-Angriffe untersucht.