Bilanz Was der Sonderforschungsbereich 642 erreicht hat
Nach zwölf Jahren Proteinforschung fassen die verantwortlichen Wissenschaftler ihre Hauptergebnisse zusammen. Damit füllen sie zwei Ausgaben einer Fachzeitschrift.
26,6 Millionen Euro Fördermittel, 639 wissenschaftliche Veröffentlichungen, 119 Promotionen – diese Zahlen stehen am Ende des Sonderforschungsbereichs (SFB) 642, der von 2004 bis 2016 an der RUB beheimatet war. Die wissenschaftlichen Ergebnisse aus zwölf Jahren gemeinsamer Proteinforschung mit Kollegen aus Dortmund veröffentlichte das Team um Sprecher Prof. Dr. Klaus Gerwert in zwei Ausgaben der Zeitschrift „Biological Chemistry“. Die Druckfassung erschien am 1. Mai 2017.
In dem SFB, gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, untersuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Signalwege und Transportprozesse an biologischen Membranen, die von den Energiespeichermolekülen ATP und GTP abhängig sind. Dabei rankten sich viele Projekte um Schalterproteine der Ras-Familie und ihre Interaktionspartner, welche zahlreiche zelluläre Signalwege beeinflussen und deren Fehlfunktionen Krankheiten wie Krebs verursachen können.
Filme statt Schnappschüsse
Unter anderem klärten die SFB-Forscher die Struktur von 427 Proteinen auf und bestimmten molekulare Reaktionsmechanismen sowohl unter kontrollierten Bedingungen im Reagenzglas als auch in lebenden Zellen.
„Die Vielfalt der Methoden im SFB 642 hat uns erlaubt, nicht nur einzelne Schnappschüsse der Proteinreaktionen und -interaktionen aufzunehmen, sondern sozusagen Filme der Funktionsweise einzelner Proteine und ihrer Wechselwirkungen mit anderen Molekülen zu generieren – und das mit atomarer Auflösung“, erklärt Gerwert, Leiter des Bochumer Lehrstuhls für Biophysik. „Besonders stolz macht mich allerdings, dass sich zwei Nachwuchswissenschaftlerinnen und vier Nachwuchswissenschaftler so weit im SFB entwickeln konnten, dass sie auf externe Professuren berufen wurden.“
Trotz des Endes des Sonderforschungsbereichs bleibt die Proteinforschung fest in Bochum verankert. Aus dem SFB ging 2010 die „Protein Research Unit Ruhr within Europe“ (PURE) hervor, deren Sprecher ebenfalls Klaus Gerwert ist. Das Konsortium hat zum Ziel, die im SFB 642 entwickelten Methoden aus der Proteinforschung in die klinische Praxis zu übertragen. Dabei helfen wird auch der beim Wissenschaftsrat eingeworbene Forschungsbau „Prodi“, der gerade entsteht.
„Wir sind der Deutschen Forschungsgemeinschaft und ihren Gutachtern sehr dankbar für die Unterstützung in den vergangenen zwölf Jahren“, sagt Klaus Gerwert. „Der Sonderforschungsbereich 642 ist ein Beispiel dafür, wie das SFB-Programm exzellente Wissenschaft an den Universitäten fördern und dort dauerhafte Strukturveränderungen bewirken kann, um die Einrichtungen international sichtbarer und wettbewerbsfähiger zu machen.“
Kooperation im Ruhrgebiet
Im SFB 642 kooperierte die Ruhr-Universität Bochum mit der Technischen Universität Dortmund und dem Max-Planck-Institut für Molekulare Physiologie in Dortmund. Er war somit einer der ersten drittmittelfinanzierten Forschungsverbünde innerhalb der später entstandenen Universitätsallianz Ruhr.