Freitag, der 13. Die Psychologie des Unglücks
Wenn heute etwas schiefläuft, ist das Datum schuld – oder die eigene Erwartung.
Freitag, der 13. gilt für viele als Unglückstag. Manche führen diesen Aberglauben auf die Religion zurück. So gedenkt man an einem Freitag – Karfreitag – der Kreuzigung Jesu Christi. Und die Zahl 13 ist durch Judas verrufen, der als 13. Gast des Abendmahls Jesus verriet.
Im Frankreich des 18. Jahrhunderts war die 13 so gefürchtet, dass sie einen eigenen Beruf hervorbrachte: Ein Quatorzième nahm als 14. Gast am Tisch platz, falls eine Gesellschaft in der unglücklichen Zusammenstellung aus 13 Leuten eintraf. Die Kombination aus den Unglücksboten „Freitag“ und „13“ scheint demnach besonders Verhängnisvolles zu verheißen.
Der Glaube ans Unglück
Laut Sozialpsychologe Prof. Dr. Jens Förster hat Aberglaube vergleichbare Strukturen wie eine Religion: „Die Menschen denken, dass, wenn sie etwas Bestimmtes tun, etwas Bestimmtes passiert. Im Fall von Freitag, dem 13. etwas Schlimmes.“
Förster vertrat bis vor Kurzem den Lehrstuhl für Sozialpsychologie an der RUB. Für ihn ist es nicht entscheidend, wann der Aberglaube um Freitag, den 13. das erste Mal auftauchte, sondern wie er das Hier und Jetzt beeinflusst. „Ich finde es faszinierend, dass solche Geschichten noch heute wirken. Sie zeigen, wie stark unsere Fantasie ist“, so Förster.
Selbsterfüllende Prophezeiung
Morgens das Portemonnaie vergessen, mittags den neuen Anzug beim Essen bekleckern und am Abend auch noch die Blumenvase beim Putzen umstoßen – wenn es an einem Freitag, den 13. besonders schlecht läuft, kann das auf das Phänomen der selbsterfüllenden Prophezeiung zurückzuführen sein.
„Das bedeutet, dass ich an diesem Tag übervorsichtig bin. Manche Menschen können dann vor lauter Angst, dass am Unglückstag etwas passiert, so tollpatschig werden, dass sie tatsächlich stolpern, Unfälle bauen und so weiter. Die Prophezeiung erfüllt sich also“, sagt Förster.
Weniger Unfälle am Unglückstag
Eine Studie, über die der deutsche Automobilclub ADAC Anfang 2017 berichtete, zeigt jedoch, dass an einem Freitag, den 13. nicht mehr Unfälle passieren als an jedem anderen Freitag. Im Gegenteil: Die Zahl der Unfallmeldungen liegt sogar leicht unter dem Durchschnitt.
„Das ist die sogenannte selbstzerstörende Prophezeiung, das Gegenteil der selbsterfüllenden Prophezeiung: Ich habe Angst, dass etwas Schlimmes passiert, und verhalte mich dementsprechend vorsichtiger. In der Psychologie nennen wir das einen Präventionsfokus: Ich schalte auf vorsichtiges Verhalten, gehe keine Risiken ein“, erklärt der Sozialpsychologe.
Zur Sicherheit krankgeschrieben
Trotz fehlender Beweise für die Unglückskraft hat Freitag, der 13. die Menschen fest im Griff. So zeigen Untersuchungen der Kaufmännischen Krankenkasse aus den Jahren 2006 bis 2008, dass drei- bis fünfmal mehr Arbeitnehmer an einem Freitag, den 13. zu Hause blieben als im Durchschnitt. Ob diese tatsächlich alle erkrankt waren oder sich nur als Vorsichtsmaßnahme zum Abwenden schlimmeren Unglücks krankschreiben ließen, geht aus der Studie nicht hervor.
So werden vermutlich auch heute einige Menschen sicherheitshalber das Bett hüten. Danach haben wir zumindest ein paar Monate Ruhe: Der nächste Freitag, der 13. lauert erst im April 2018.