An den von ihnen entwickelten Verfahren hat die Pharmaindustrie bereits Interesse gezeigt: Samir El-Mashtoly (links) und Klaus Gerwert © RUB, Kramer

Biophysik Krebsmedikament bei der Arbeit beobachtet

So lässt sich die Wirkweise einer Arznei ganz ohne Marker ergründen.

Welche Wirkorte das Krebsmedikament Neratinib in Zellen erreicht und wie es sich dort chemisch verändert, haben RUB-Forscher mit der Raman-Mikroskopie untersucht. Ein Vorteil der Methode im Vergleich zu anderen Verfahren ist, dass das Medikament dafür nicht mit einem Marker versehen werden muss, der die Verteilung der Substanz nur indirekt anzeigt; stattdessen kann das Medikament selbst beobachtet werden.

„Die Marker sind oft viel größer als das zu untersuchende Molekül und beeinflussen damit stark dessen Verhalten. Nur das markerfreie Verfahren erlaubt, den Wirkstoff direkt zu beobachten“, sagt Prof. Dr. Klaus Gerwert, der über die Ergebnisse gemeinsam mit Dr. Samir El-Mashtoly vom RUB-Lehrstuhl Biophysik in der renommierten Zeitschrift Angewandte Chemie berichtet.

Wirkmechanismen ergründen

Die Bochumer Forscher entwickelten in den vergangenen Jahren neue Raman-spektroskopische Methoden, um die Wirksamkeit und Verteilung von Medikamenten in Krebszellen zu beobachten.

„Das Ergebnis kann helfen, Medikamente weiterzuentwickeln und die Krebstherapie zu verbessern“, sagt Samir El-Mashtoly. „Die Studie zeigt das große Potenzial der Raman-Mikroskopie, um die Wirkmechanismen von Medikamenten zu ergründen. Die Pharmaindustrie hat bereits großes Interesse.“

Zugelassen für Brustkrebs-Behandlung

Neratinib, erhältlich unter dem Handelsnamen Nerlynx, ist seit 2017 für die Behandlung von Brustkrebs zugelassen und wird derzeit in klinischen Studien auch für die Lungenkrebstherapie getestet.

Veröffentlicht

Donnerstag
19. April 2018
11:03 Uhr

Von

Julia Weiler

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