Statistik Die besten Spieler der Handball-WM
An der Ruhr-Universität Bochum ist ein Statistiktool entstanden, um die Leistung einzelner Handballspieler zu bewerten. Nun liegen die Ergebnisse für die Heim-WM vor. Ein deutscher Akteur ist vorne im Ranking mit dabei.
Von den Experten in höchsten Tönen gelobt, ins All-Star-Team der Handball-WM gewählt und in der statistischen Analyse ganz vorne dabei: Rückraumspieler Fabian Wiede war der beste deutsche Akteur bei der Weltmeisterschaft, die im Januar 2019 in Deutschland und Dänemark ausgetragen wurde. Zu diesem Ergebnis kommen Jörn Uhrmeister, Fachleiter im Handball an der Fakultät für Sportwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum, und Statistiker Oliver Brosig basierend auf einer Analyse der offiziellen Informationen der WM-Webseite. Bereits bei den Frauen- und Männerturnieren 2018 hatten sie den „Player Score“ als Maß für die Spielerleistung angewendet. Erstmals berechneten Uhrmeister und Brosig den Wert auch für jede einzelne Partie und identifizierten die konstantesten Spieler des Turniers.
In den Player Score fließen als positive Faktoren Tore, Assists, herausgeholte Strafwürfe sowie geblockte Würfe und Ballgewinne in der Abwehr ein. Als negative Faktoren werden Fehlwürfe, technische Fehler, Ballverluste, Zeitstrafen, verursachte Strafwürfe und rote Karten berücksichtigt. Diese Aktionen werden nach Tordifferenz und Spielzeit gewichtet. „Der Player Score bietet Trainern und sportlichen Leitern eine objektive Grundlage, um die Spielerleistung einzuschätzen“, sagt Jörn Uhrmeister. Wie sich der Player Score genau berechnet, ist in einer früheren Presseinformation beschrieben.
Wertvollster Spieler des Turniers
Platz eins im aktuellen Ranking belegte der dänische Superstar Mikkel Hansen, der auch von der internationalen Handballföderation zum wertvollsten Spieler des Turniers gekürt wurde. Er erzielte einen Player Score von 144,5, wobei der Wert umso höher ist, je wertvoller ein Spieler ist. Die folgenden Plätze belegten der Spanier Ferran Sole (133,1) und der Mazedonier Kiril Lazarov (130,2). Der Score für Fabian Wiede betrug 102,9, womit er auf Platz sieben landete. Ebenfalls in den Top Ten fand sich der deutsche Linksaußen Uwe Gensheimer (100,7).
Beim Hauptrundenspiel gegen Kroatien erzielte Fabian Wiede den zweitbesten Wert für ein einzelnes Spiel, der überhaupt im Turnierverlauf zustande kam (38,3); er war höher als der beste Einzelspiel-Score von Mikkel Hansen, der das Halbfinale mit 34,8 Punkten dominierte.
Konstantester Spieler des Turniers war laut der Analyse der Däne Rasmus Lauge.
Übereinstimmung mit All-Star-Team
Uhrmeister und Brosig verglichen ihre Ergebnisse auch mit dem All-Star-Team, das die internationale Handballföderation nach Ende des Turniers bekanntgab, um den besten Spieler auf jeder Position zu benennen. „Zu diesem Zweck haben wir eine Variante des Player Scores ermittelt, in die keine Siebenmeter-Strafwürfe eingehen, da wir nur die Leistung auf der jeweiligen Position bewerten wollten“, erklärt Jörn Uhrmeister. Der Vergleich ergab große Übereinstimmungen: Alle Spieler des All-Star-Teams belegten auch beim Player-Score-Ranking einen Spitzenplatz (Detaillierte Daten zum Download unten auf der Seite). Torhüter werden in dem Ranking nicht erfasst, weil die zur Verfügung stehenden Daten eine Beurteilung dieser Position nicht zulassen.
„Die Erkenntnisse der WM geben uns Gewissheit, dass unser sportstatistisches Modell funktioniert und mit den Wahrnehmungen der Fachjury übereinstimmt beziehungsweise subjektive Eindrücke in Zahlenwerten dokumentiert“, sagt Jörn Uhrmeister.
Einzelne Spiele ausgewertet
Exemplarisch werteten Uhrmeister und Brosig auch einzelne Spiele aus. Im Bronze-Spiel zwischen Deutschland und Frankreich war der Franzose Kentin Mahé der Spieler mit dem besten Player Score (30,4); er wurde auch als „Player of the match“ ausgezeichnet.
Insgesamt erzielte das deutsche Team in der Begegnung allerdings mehr Player-Score-Punkte als die Franzosen (38,3 zu 19,9). Im Vorrundenspiel dieser beiden Mannschaften hatten die Werte dichter beieinandergelegen (36,8 und 28,1). „Das hätte eigentlich für eine Medaille reichen müssen und passt zu der Einschätzung des Bundestrainers, dass die cleverere Mannschaft das Spiel um Platz drei gewonnen hat“, resümiert Uhrmeister. „Frankreich war eigentlich ausrechenbarer als Deutschland, nur drei französische Spieler erzielten einen positiven Player Score im Vergleich zu acht deutschen Spielern.“
Im Finale zwischen Dänemark und Norwegen lagen die Player Scores der beiden Teams deutlich auseinander (51,1 und 16,7). „Das belegt, dass Norwegen quasi chancenlos war“, meint Uhrmeister.