Andrea Locker und Heinz Rudi Spiegel vom Stifterverband nehmen Preisträger Ashis Nandy in die Mitte. © RUB, Marquard

Verleihung Ashis Nandy erhält den Hans-Kilian-Preis

Der indische Psychoanalytiker und Sozialtheoretiker gilt als weltweit gehörter und mitunter streitbarer Intellektueller. Am 9. Mai wurde er an der RUB geehrt.

Der indische Psychoanalytiker und Sozialtheoretiker Prof. Dr. Ashis Nandy erhält 2019 den renommierten und mit 80.000 Euro dotierten Hans-Kilian-Preis. Nandy, einer der führenden Intellektuellen Indiens, ist Mitbegründer der weltweiten Postcolonial Studies. Der Preis wird am 9. Mai 2019 um 16 Uhr im Veranstaltungszentrum der RUB verliehen. Die Veranstaltung ist öffentlich; eine Anmeldung per E-Mail ist erforderlich.

Hans-Kilian-Preis

Der internationale Forschungspreis wird alle zwei Jahre und 2019 zum fünften Mal vergeben. Er würdigt exzellente Leistungen von Personen, die neue Einsichten in die geschichtliche und kulturelle Existenz des Menschen und seine veränderliche Psyche vermitteln. Erster Preisträger war 2011 der Kulturwissenschaftler Hartmut Böhme, es folgten 2013 der Soziologe und Sozialtheoretiker Hans Joas, 2015 die Psychoanalytikerin und Sozialtheoretikerin Jessica R. Benjamin sowie 2017 der Kulturpsychologe Jaan Valsiner.

Benannt ist der Preis nach Hans Kilian (1921 bis 2008), der als Ordinarius für Sozialpsychologie und angewandte Psychoanalyse in Kassel lehrte. Er legte die Grundlagen für eine interdisziplinäre Analyse der biologischen, soziokulturellen und psychischen Evolution des Menschen, den er in der postmodernen globalisierten Welt auf einer neuen Stufe angekommen sah.

Der Preis wird durch die Köhler-Stiftung im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft vergeben. Koordiniert wird er im Hans-Kilian-und-Lotte-Köhler-Centrum, das an der Fakultät für Sozialwissenschaft der RUB angesiedelt ist. Das Institut richtet außerdem regelmäßig internationale Hans-Kilian-Vorlesungen zur sozial- und kulturwissenschaftlichen Psychologie und integrativen Anthropologie aus.

In seinem wissenschaftlichen Lebenswerk sucht Ashis Nandy sowohl die Auseinandersetzung mit als auch den Brückenschlag zwischen westlichen und östlichen Gesellschaften. Zudem ist er als postkolonialer Denker bekannt für seine interdisziplinären und kreativen Ansätze. Mit ihrem internationalen Forschungspreis würdigt die Köhler-Stiftung damit einen weltweit gehörten und mitunter streitbaren Intellektuellen. Bis heute gelingt es ihm immer wieder, mit seiner wissenschaftlichen Arbeit und seiner Kritik auch nachhaltige politische Debatten anzuregen.

Einsatz für Menschenrechte und das Überleben von Kulturen

Ashis Nandys akademische Karriere ist eng mit dem Centre for the Study of Developing Societies in Neu-Delhi verbunden, dem er in den 1990er-Jahren als Direktor vorstand und heute als sogenannter Senior Honorary Fellow angehört. Die internationale Reichweite seiner Arbeit zeigt sich unter anderem in Fellowships an verschiedenen Universitäten in den USA, Großbritannien und Deutschland sowie in der Übernahme des ersten Unesco-Lehrstuhls am Zentrum für europäische Studien der Universität Trier im Jahr 1994. Das Magazin Foreign Affairs zählte ihn 2008 zu den 100 weltweit wichtigsten öffentlichen Intellektuellen. Zeitlebens setzt sich Nandy, Jahrgang 1937, für Menschenrechte und das Überleben von Kulturen ein.

Veröffentlicht

Mittwoch
13. März 2019
09:12 Uhr

Von

Arne Dessaul

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