Fotografie Neue Bilder für die Stiftung Situation Kunst
Der Fotograf Dietmar Riemann hat ihr sein gesamtes Werk geschenkt. Studierende sichten nun die Fotos.
Dietmar Riemann hat der Stiftung Situation Kunst – und damit auch der Ruhr-Universität – im Mai 2022 sein gesamtes fotografisches Werk geschenkt: Fotografien, die seit den späten Siebzigerjahren in der DDR entstanden sind. Vor allem ab 1986, als Riemann mit seiner Familie einen erst im September 1989 positiv beschiedenen Ausreiseantrag gestellt hatte, wurde er zum aufmerksamen Chronisten seines Lebensumfelds. Er hielt es in beeindruckenden, oft bedrückenden, aber immer auch menschlich berührenden Bildern fotografisch fest.
Motive mit enormer Sprengkraft
Seine Motive sind vielfältig und umfassen unter anderem Serien von Schaufenstern, Mauern und Zäunen, Hinterhöfen, Porträts der Menschen aus seiner Umgebung und das Freizeitvergnügen auf der Trabrennbahn. Die Motive erscheinen zunächst alltäglich, besaßen aber aufgrund ihrer subtil kritischen Codierung enorme Sprengkraft. Riemann eckte damit an, zum Beispiel mit der Reihe „Geistig behindert“ (1986 unter dem Titel „Was für eine Insel in was für einem Meer“ als Fotobuch im Hinstorff Verlag erschienen), in der er Menschen mit geistigen Einschränkungen und ihren Alltag in den Blick nimmt.
Gleichzeitig ermöglichen die Fotos neben der ungeschönten Dokumentation des Alltags in der DDR und später in der BRD ein Nachdenken über zeitlose Themen wie Freiheit, zwischenmenschliche Beziehungen sowie Krankheit und Tod.
Natürlich können wir es kaum erwarten, diese großartigen Fotografien auszustellen.
Eva Wruck
„Die Stiftung Situation Kunst freut sich riesig über die großzügige Schenkung des Gesamtwerks von Dietmar Riemann“, sagt Eva Wruck. Sie ist Kuratorin von Situation Kunst, zu der auch das Museum unter Tage gehört. „Natürlich können wir es kaum erwarten, diese großartigen Fotografien auszustellen. Zunächst aber müssen wir die Schenkung aufarbeiten.“
Hier kommt die Besonderheit von Situation Kunst zu tragen: Ein Team von studentischen Beschäftigten ist unter Leitung von Eva Wruck intensiv in den Prozess der Inventarisierung eingebunden. Von der Sichtung der Schenkung über die Katalogisierung und Erfassung in einer Datenbank bis hin zur Einlagerung können die Studierenden wertvolle praxisbezogene Erfahrungen sammeln.