Diabetologe Michael Nauck wird in Stockholm ausgezeichnet.
© St. Josef-Hospital

Medizin Michael Nauck erhält die Claude-Bernard-Medaille

Der RUB-Diabetologe war an der Entwicklung neuer Wirkstoffe beteiligt, die für einen Durchbruch in der Therapie gesorgt haben.

40 Jahre lang und damit fast sein gesamtes Berufsleben hindurch hat sich Prof. Dr. Michael Nauck in den Dienst der Diabetes-Behandlung und vor allem der Forschung gestellt. Das von ihm maßgeblich mitentwickelte Therapieprinzip der sogenannten GLP-1-Rezeptor-Agonisten hat der Diabetes-Therapie zu einem Quantensprung verholfen und international schon Millionen von Patientinnen und Patienten mit Diabetes Typ 2 geholfen. Dafür wird der Leiter der klinischen Forschung Diabetes im St. Josef-Hospital (Klinikum der Ruhr-Universität Bochum) von der European Association for the Study of Diabetes (EASD) am 20. September 2022 mit der Claude-Bernard-Medaille geehrt, der höchsten Auszeichnung, die in dieser medizinischen Disziplin für innovative Forschung zu vergeben ist.

Betroffene nehmen ab und sind erleichtert

GLP-1-Rezeptor-Agonisten haben gegenüber dem herkömmlichen Insulin und weiteren Medikamenten erhebliche Vorteile: Sie verhindern die sonst übliche und von den Patienten gefürchtete Gewichtszunahme – im Gegenteil: Die Patienten nehmen deutlich ab und empfinden dies als riesige Erleichterung. Je nach Präparat sind es 3 bis 12 Kilo, mitunter mehr als 20.

Gefährliche Unterzuckerungen sind nahezu ausgeschlossen. Signifikant sinkt ferner das Risiko kardiovaskulärer Folgeerkrankungen wie Schlaganfall und Herzinfarkt, die bei Diabetes vermehrt vorkommen und eine häufige Todesursache sind. „Für Patienten mit solchen Risiken, die vielleicht sogar schon einen Schlaganfall oder Herzinfarkt erleiden mussten, ist der Einsatz von GLP-1-Rezeptor-Agonisten nach den ärztlichen Leitlinien heute fast verpflichtend“, sagt Michael Nauck.

Wirkung wie Hormone aus dem Dünndarm

GLP-1-Medikamente wirken nicht wie das vor rund 100 Jahren entdeckte Insulin, sondern ähnlich wie Hormone aus dem Dünndarm, sogenannte Inkretine, die die körpereigene Insulinproduktion anregen. Anders als bei Insulin, für das bei jedem Patienten individuell mit viel Aufwand die passende Dosierung gefunden werden muss, gibt es bei GLP-1-Rezeptor-Agonisten eine Standarddosierung. Eine Spritze pro Woche reicht heute meistens aus. Inzwischen wird daran gearbeitet, das Medikament auch als Tablette zu verabreichen. Weitere Forschungen beziehen sich auf Nachfolgesubstanzen, die auch über einen zweiten Hormonrezeptor wirken. Nach ersten Studien sinkt das Körpergewicht dort noch viel stärker.

„Ich bin erstaunt, welches Entwicklungspotenzial das Therapieprinzip GLP-1 bewiesen hat, wodurch unseren Patienten mit Typ-2-Diabetes alle zwei bis drei Jahre Präparate mit immer noch deutlich stärkerer Wirkung auf Stoffwechselkontrolle und Körpergewicht zur Verfügung stehen“, betont Michael Nauck. „Das lässt auch für die Zukunft weitere erhebliche Fortschritte erwarten.“

Veröffentlicht

Dienstag
20. September 2022
10:42 Uhr

Von

Dr. Jürgen Frech

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