Interview Haltet die Enzyme auf Trab
„Multidisziplinär, high-tech, innovativ, international ausgerichtet“, so sieht ein Postdoc aus Litauen die Ruhr-Universität nach einem Aufenthalt in Bochum. Ein gemeinsames Forschungsprojekt übertraf seine Erwartungen.
Gemeinsam mit einheimischen Wissenschaftlern entdeckte Dr. Vytautas Petkevicius ein enzymbasiertes Biokatalysatorsystem zur Gewinnung zahlreicher wertvoller Produkte. Im vergangenen Jahr arbeitete der Forscher von der Universität Vilnius, Litauen, mit dem Team von Prof. Dr. Dirk Tischler an der Fakultät für Biologie und Biotechnologie zusammen. Das Ergebnis dieser Kooperation wurde in der Dezemberausgabe 2022 der Zeitschrift Catalysis Sciences and Technology veröffentlicht. Im Interview berichtet Vytautas über diese Ergebnisse und seinen Aufenthalt in Bochum.
Vytautas, warum sind Sie nach Bochum gekommen?
Wir hatten schon öfter Kontakt mit dem Team von Dirk Tischler. Ich war fasziniert von der Qualität und dem Umfang des wissenschaftlichen Outputs seiner relativ kleinen Forschungsgruppe. Auch der Anwendungsbereich der Forschungsgebiete war eng mit meinem Studium verknüpft und schien mir ideal zu sein, um Erfahrungen zu sammeln.
Welchen Eindruck haben Sie von der Ruhr-Universität Bochum?
Multidisziplinär, high-tech, innovativ und international ausgerichtet.
Der Botanische Garten und die Wanderwege zum Kemnader See waren meine Lieblingsorte.
Haben Sie Ihren Aufenthalt hier genossen?
Ich fand es toll! Ich denke, es ist aus verschiedenen Gründen ein Muss, das Arbeitsumfeld hin und wieder zu wechseln. Das gilt vor allem im Bereich der wissenschaftlichen Forschung.
Was hat Ihnen am besten gefallen?
Aus wissenschaftlicher Sicht die Möglichkeit, Experimente durchzuführen und zu analysieren, die damals in unserem Labor noch nicht möglich waren. Hinzu kam das ganze Know-how, die fachlichen Einblicke, die kleinen Details: alles, was für zukünftige Untersuchungen nützlich sein kann.
Aber das ist nur ein kleiner Teil der Dinge, die mir gefallen haben. Dazu gehören auch das freundliche Arbeitsumfeld, die Stadt selbst und die Erkundung der Umgebung. Der Botanische Garten und die Wanderwege zum Kemnader See waren meine Lieblingsorte, um meine Freizeit zu verbringen.
Gab es etwas, das nicht so schön war?
Als Besucher wird man immer viele Fragen zu einfachen, alltäglichen Dingen stellen: „Wo ist Reagenz A, wo ist Reagenz B und so weiter.“ Auf positive Weise könnte man sagen, dass ich mich darüber geärgert habe, anderen möglicherweise lästig zu sein. Da war ich von der Geduld und Ausdauer meiner Kollegen abhängig, die übrigens sehr nett und hilfsbereit waren.
Aus wissenschaftlicher Sicht wären die Ergebnisse des Praktikums eine perfekte Plattform, um Ideen für zukünftige Experimente zu entwickeln.
Was war besonders interessant?
Die verschiedenen Aspekte und Lösungsansätze zu sehen, wenn man ein bestimmtes wissenschaftliches Problem anpackt. Meistens waren es nur winzige Details, bestimmte Unterschiede in der Methodik und die Verwendung anderer Analysetools, aber das machte sie nur noch interessanter!
Gibt es neue Erkenntnisse, die Sie mit nach Hause genommen haben?
Oh ja, natürlich! Ich war überrascht herauszufinden, dass die Deutschen, die stereotypisch als ruhig und ernst gelten, entspannte, lustige und humorvolle Menschen sind – ganz ähnlich wie die Litauer. Aus wissenschaftlicher Sicht wären die Ergebnisse des Praktikums eine perfekte Plattform, um Ideen für zukünftige Experimente zu entwickeln.
Könnten Sie Ihre Forschungsergebnisse aus der Zeit in Bochum erläutern?
Vor meinem Besuch an der Ruhr-Universität untersuchte ich eine bestimmte Gruppe von Enzymen: Nicht-Häm-Di-Eisen-Monooxygenasen und ihre Anwendung als Biokatalysatoren. Wir stellten die Hypothese auf, dass solche Enzyme unter den richtigen Umständen und Reaktionsbedingungen in der Lage sein sollten, eine Vielzahl von potenziell wichtigen chemischen Umwandlungen zu katalysieren – etwas, das dieser speziellen Enzymgruppe noch nicht eindeutig zugeordnet wurde.
Das untersuchte Enzym übertraf unsere Erwartungen.
Professor Tischlers Labor war der richtige Ort, um solche Transformationen zu erforschen, da seine Arbeitsgruppe erfolgreich interdisziplinäre Methoden aus Mikrobiologie, Biochemie und Molekularbiologie kombiniert, um Enzymkatalyse zu analysieren. Bemerkenswerterweise übertraf das untersuchte Enzym unsere Erwartungen und katalysierte einige bisher nicht beschriebene Reaktionen, die für die Synthese von pharmazeutischen oder feinchemischen Produkten von Interesse sein könnten. Die Ausarbeitung unserer Ergebnisse führte zu dieser gemeinsamen Veröffentlichung, die ein einzigartiges und vielseitiges Biokatalysesystem zur Gewinnung wertvoller Produkte beschreibt, das den Einsatz gefährlicher chemischer Methoden vermeidet.
Möchten Sie noch etwas hinzufügen?
Ein Gruß an alle Mitglieder der Forschungsgruppe Mikrobielle Biotechnologie, haltet die Enzyme auf Trab!
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