Das Bochumer Team macht Botenstoffe mithilfe von Kohlenstoff-Nanoröhren sichtbar. © RUB, Kramer

Neue Methode Nanoröhren als optische Stoppuhr für den Nachweis von Botenstoffen

Kohlenstoff-Nanoröhren leuchten in Anwesenheit von Dopamin nicht nur heller, sondern auch länger. Die Leuchtdauer kann als neue Messgröße zum Nachweis von Botenstoffen dienen.

Ein interdisziplinäres Forschungsteam aus Bochum und Duisburg hat einen neuen Weg gefunden, um den wichtigen Botenstoff Dopamin im Gehirn nachzuweisen. Die Forschenden nutzten Kohlenstoff-Nanoröhren dafür. In früheren Studien hatte das Team um Prof. Dr. Sebastian Kruß bereits gezeigt, dass die Röhren in Anwesenheit von Dopamin heller leuchten. Nun zeigte die interdisziplinäre Gruppe, dass sich auch die Dauer des Leuchtens verändert. „Es ist das erste Mal, dass ein so wichtiger Botenstoff wie Dopamin auf diese Art und Weise nachgewiesen werden konnte“, sagt Sebastian Kruß. „Wir sind davon überzeugt, dass sich dadurch eine neue Plattform eröffnet, die auch den besseren Nachweis von anderen humanen Botenstoffen wie Serotonin ermöglicht.“ Die Arbeiten waren eine Kooperation von Kruß’ beiden Arbeitsgruppen in der physikalischen Chemie an der Ruhr-Universität Bochum und am Fraunhofer-Institut für Mikroelektronische Schaltungen und Systeme (IMS).

Die Ergebnisse beschreibt ein Team um Linda Sistemich und Sebastian Kruß von der Ruhr-Universität Bochum zusammen mit Kolleginnen und Kollegen vom IMS und der Universität Duisburg-Essen in der Zeitschrift Angewandte Chemie – International Edition, online veröffentlicht am 9. März 2023.

Mit Dopamin leuchten die Nanoröhren nicht nur heller, sondern auch länger

Bei den verwendeten Sensoren handelt es sich um Röhren aus Kohlenstoff, die 100.000-mal dünner sind als ein menschliches Haar. Werden sie mit sichtbarem Licht bestrahlt, können sie selbst Licht im Nah-Infrarotbereich, also bei einer für Menschen nicht sichtbaren Wellenlänge von 1.000 Nanometern, aussenden.

Bochumer Forschungsteam: Linda Sistemich und Sebastian Kruß © RUB, Kramer

Vorangegangene Studien unter der Leitung von Sebastian Kruß hatten ergeben, dass bestimmte mit Biopolymeren modifizierte Kohlenstoff-Nanoröhren heller leuchten, wenn sie mit Dopamin in Berührung kommen. In der neuen Studie betrachteten die Forschenden, wie lange es dauert, bis die Nanoröhren dieses Licht im Nah-Infraroten ausgesendet haben.

Mit einer Stoppuhr erfassten sie die Zeit, die die Lichtteilchen von dem Zeitpunkt an brauchten, an dem die Nanoröhre bestrahlt wurde, bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Lichtteilchen von der Nanoröhre ausgesendet wurden. „Um eine solche Zeitspanne zu messen, benötigen wir besondere Stoppuhren, denn die Aussendung des Lichts ist 100 Millionen Mal schneller als der Lidschlag eines Menschen“, veranschaulicht Linda Sistemich.

Vorteile für die Messung in Organismen

Diese sogenannte Lebenszeit des Lichtes ist charakteristisch für unterschiedliche Stoffe und stellt ein robusteres Signal im Vergleich zur Helligkeit dar. Während die Helligkeit davon abhängig ist, wie viele Schichten an Zellen das Licht durchdringen muss, bis es gemessen werden kann, bleibt die Lebenszeit des Lichts davon unbeeinflusst. Dadurch, dass jedes einzelne Lichtteilchen die Information über die Lebenszeit in sich trägt, ist jedes gemessene Teilchen ein Zugewinn an Information, unabhängig davon, wie viele Teilchen gemessen werden. „Das ist vor allem vorteilhaft, wenn man, wie wir, nicht nur in einfachen wässrigen Lösungen misst, sondern auch in komplizierten Umgebungen wie in der Zellkultur oder im Organismus selbst“, erklärt Sebastian Kruß.

Veröffentlicht

Mittwoch
12. April 2023
10:57 Uhr

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