Renommierte Auszeichnungen Vier neue ERC Starting Grants an der Ruhr-Universität Bochum
Der Europäische Forschungsrat fördert vier neue Projekte an der Ruhr-Universität Bochum mit Millionensummen. Das wollen die Wissenschaftler mit den Mitteln herausfinden.
Gleich fünf Forscherinnen und Forscher der Ruhr-Universität Bochum (RUB) freuen sich über Fördergelder aus einem der hoch dotierten Starting Grants des Europäischen Forschungsrats (ERC).
1,5 Millionen Euro für fünf Jahre erhalten Prof. Dr. Viktoria Däschlein-Gessner, Lehrstuhl für Anorganische Chemie II, Dr. Elisabeth de Boer, Sprache und Literatur Japans, und Dr. Nicolas Plumeré, Forschergruppe Molekulare Nanostrukturen. Dr. Rüdiger Arnzen und Dr. Yury Arzhanov vom Seminar für Orientalistik und Islamwissenschaft sind an einem internationalen Projekt in Kooperation mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften beteiligt.
Chemische Eigenschaften gezielt beeinflussen
Mit den Mitteln aus dem ERC Starting Grant möchte Viktoria Däschlein-Gessner neuartige Ligandensysteme entwickeln. Diese chemischen Systeme werden an Metalle gebunden, um zum Beispiel die Aktivität von Katalysatoren zu beeinflussen oder reaktive Teilchen zu stabilisieren.
Mit Experimenten und computerbasierten Studien wird ihr Team neue Systeme aufbauen, die im Zentrum ein elektronenreiches Kohlenstoffatom besitzen. Das soll ermöglichen, die Eigenschaften und die Reaktionsfreudigkeit der gebundenen Atome und Gruppen gezielt zu steuern.
Günstigere Katalysatoren für die Energieumwandlung
Die ERC-Fördermittel nutzt Nicolas Plumeré, um hoch aktive, aber fragile Katalysatoren für die Energieumwandlung näher zur Anwendung zu bringen. Es ist eine Herausforderung, Strom aus erneuerbaren Energiequellen in eine speicherbare Form umzuwandeln, zum Beispiel in den chemischen Treibstoff Wasserstoff. Dafür ist derzeit meistens das teure und seltene Metall Platin als Katalysator im Einsatz.
Der Chemiker verfolgt das Ziel, eine günstigere Alternative zu schaffen, indem er nickel- oder eisenhaltige Enzyme aus der Natur für diesen Zweck nutzbar macht. Da Katalysatoren aus solchen Elementen häufig instabil sind, möchte der Forscher sie in eine stabilisierende Matrix einbetten.
Völkerwanderungen im prähistorischen Japan
Linguistin Elisabeth de Boer wird im Rahmen des ERC Grants untersuchen, wie die japanische Sprache in Japan ankam und sich dort verbreitet hat. Der japanische Dialekt ist in verschiedenen Regionen des Landes sehr unterschiedlich ausgeprägt. Entgegen der Erwartung haben die Dialekte in einigen weit voneinander entfernt liegenden Gebieten jedoch sehr ähnliche Merkmale.
Im ersten Schritt ihres Projekts möchte de Boer einen verlässlichen Stammbaum der Dialekte erstellen, anhand von Feldstudien, linguistischen Analysen und Forschung an Dokumenten, die in älteren Dialekten verfasst sind. Die Ergebnisse sollen Einblicke in die Wege der prähistorischen Völkerwanderungen erlauben, die das Japanische auf den Inseln verbreitet haben.
Aus dem Griechischen ins Syrische und Arabische
Yury Arzhanov und Rüdiger Arnzen wollen eine lexikalische Datenbank aufbauen mit syrischen und arabischen Übersetzungen wissenschaftlicher und philosophischer Werke, die ihren Ursprung in Griechenland hatten. Sie sind beteiligt an einem mit insgesamt 1,5 Millionen Euro geförderten ERC Starting Grant; Principal Investigator ist Dr. Grigory Kessel von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Die islamische Kultur knüpfte an Wissenschaft und Philosophie aus der griechischen Antike an. Arabische Übersetzer überführten die griechischen Schriften ins Arabische, wobei Syrisch sprechende Gelehrte häufig als Vermittler fungierten. Eine Herausforderung war dabei zum Beispiel, syrische und arabische Entsprechungen für Fachbegriffe zu finden.
Die neue Datenbank – sie trägt den Kunstnamen „Hun@aynNet“ – vergleicht die syrischen Schriften mit den griechischen Originalen und den zugehörigen arabischen Versionen, um systematische Einblicke in die verwendete Terminologie und die Übersetzungstechniken zu gewinnen.