Biologie Sexuelle Vermehrung ohne Partner
Wie es Pilzen gelingt, sich ganz allein geschlechtlich zu vermehren, soll ein neues Projekt zeigen.
Über die Vermehrung von Schlauchpilzen weiß man nur wenig. Woraus gehen die Gewebe hervor, die schließlich Sporen bilden? Warum bildet sich wann das schützende Gewebe? Und wie gelingt es Pilzen, sich ohne Partner sexuell fortzupflanzen? Diese Fragen geht Privatdozentin Dr. Ines Teichert vom Arbeitskreis für Allgemeine und Molekulare Botanik der Ruhr-Universität Bochum (RUB) an. Unterstützt mit einer Anschubfinanzierung des Mercator Research Center Ruhr will sie die Differenzierung verschiedener Gewebe von Pilzen molekular untersuchen.
Modellpilz wächst auf Dung
Der Modellpilz, den Ines Teichert untersuchen wird, heißt Sordaria macrospora. „Er wächst auf Dung, zum Beispiel Kuh- oder Schafdung“, erklärt die Forscherin. Er gehört zur Gruppe der filamentösen Ascomyceten. Diese Schlauchpilze bilden im Zuge der sexuellen Entwicklung Fruchtkörper, um die Bildung und den Schutz sexueller Sporen zu gewährleisten. Die Fruchtkörper bestehen aus reproduktiven sowie schützenden Geweben. „Die molekulare Steuerung, die zur Bildung der verschiedenen Gewebetypen führt, und die Kommunikationsfaktoren zwischen Geweben zur Koordination der Fruchtkörperentwicklung sind aber fast gänzlich unverstanden“, stellt Ines Teichert fest.
Dabei kommen Pilze überall vor und haben einen hohen Stellenwert für verschiedene Lebensbereiche. So werden mithilfe von Pilzen hergestellte Produkte unter anderem in der pharmazeutischen und der Lebensmittelindustrie genutzt. „Außerdem sind Pilze an vielfältigen Symbiosen beteiligt, die für unsere Ökosysteme wichtig sind. Es ist daher von großer Wichtigkeit, ihre Differenzierungsprozesse zu verstehen“, unterstreicht die Biologin.
Schonend lange Zeit beobachten
Um herauszufinden, wie die molekulare Entwicklung der Fruchtkörper abläuft, markiert sie bestimmte Proteine und verfolgt ihren Weg während der siebentägigen Entwicklung. Neben grundlegenden molekulargenetischen Experimenten wird sie dafür auch modernste Imaging-Verfahren wie die Light-Sheet-Mikroskopie einsetzen. Dabei wird Licht senkrecht zum beobachteten Objekt eingestrahlt, sodass man sehr schonend und über lange Zeiträume hinweg lebende Organismen beobachten kann. Für diese Experimente wird Ines Teichert mit einer mexikanischen Arbeitsgruppe am Centro de Investigación Científica y de Educación Superior in Ensenada zusammenarbeiten.