Psychologie Kurze Filme gegen Angst, für starke Nerven
Die Initiative „Familien unter Druck“ will Eltern und Kinder in der Corona-Zeit unterstützen.
Psychisch gesund durch die Krise: Kinderpsychologinnen der Ruhr-Universität Bochum (RUB) und der Philipps-Universität Marburg haben in Zusammenarbeit mit Kinderhilfsorganisationen die Initiative „Familien unter Druck“ gestartet. Mit praktischen Hilfestellungen wollen sie Eltern und ihre Kinder stärken und sie dabei unterstützen, die psychischen Belastungen der Corona-Pandemie zu schultern. Prominente Eltern wie Klaas Heufer-Umlauf, Collien Ulmen-Fernandes, Ralph Caspers und Jörg Pilawa leihen den Erklärfilmen der Initiative ihre Stimmen. Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey hat die Schirmherrschaft über das Projekt übernommen.
Mit den steigenden Corona-Infektionszahlen wachsen auch die Sorgen von Familien: Was kann ich tun, wenn mein Kind Angst hat? Wie kann ich selbst – trotz Stress und Unsicherheit – positiv bleiben und den Familienalltag am besten gestalten? Was hilft, wenn die Nerven blank liegen? Diese und ähnliche Fragen beschäftigen derzeit viele Eltern. Antworten geben zwölf kurze, animierte Erklärvideos der Initiative „Familien unter Druck“ mit einfach umsetzbaren Hilfestellungen und Ratschlägen für den Umgang mit Kindern in psychisch belastenden Situationen. Die Filme sind ab 5. November 2020 auf der Webseite www.familienunterdruck.de abrufbar.
„Familien unter Druck“ baut auf evidenzbasierter Forschung des Londoner King‘s College zu Elterntrainings sowie der Zusammenarbeit mit Eltern und Kindern auf. Ins Leben gerufen wurde die Initiative von Prof. Dr. Silvia Schneider, Direktorin des Forschungs- und Behandlungszentrums für psychische Gesundheit an der RUB, Prof. Dr. Hanna Christiansen, Leiterin der Arbeitsgruppe Klinische Kinder- und Jugendpsychologie am Fachbereich Psychologie der Philipps-Universität Marburg und der Kinderfernsehmoderatorin Malin Büttner.
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey: „Das Jahr 2020 war und ist für viele Familien ein besonderer Kraftakt. Der Familienalltag ist unter Corona-Bedingungen noch turbulenter geworden – für Eltern und für Kinder. Wenn der Druck auf Eltern wächst, ist es gut, wenn sie auf konkrete Hilfestellungen und Ratschläge bauen können. Wie gehe ich mit Ängsten meines Kindes um? Wie bleibe ich ruhig, wenn alles zu viel wird? Und wie behalte ich bei alldem selbst die Nerven? Das Projekt ,Familien unter Druck‘ gibt Antworten auf diese Fragen und trägt so dazu bei, dass Eltern und Kinder besser durch die Krise kommen. Allen Beteiligten danke ich dafür herzlich."
„Herbst und Winter werden eine Herausforderung. Um sich gegen Niedergeschlagenheit in der kalten Jahreszeit zu wappnen hilft es, Routinen beizubehalten und eine Struktur zu schaffen. Das gilt auch besonders für Familien mit Kindern“, sagt Silvia Schneider. Malin Büttner ergänzt: „Die Zeiten sind gerade sehr belastend – für alle. Umso wichtiger ist es, dass man Eltern und Kinder damit nicht alleine lässt.“
Eine der prominenten Stimmen von „Familien unter Druck“ ist Ralph Caspers. Der Autor und Moderator („Wissen macht Ah!“) sagt: „Die Videos basieren auf jahrzehntelanger Forschung führender Fachleute. Feste Strukturen und Routinen im Alltag, Ideen wie eine ,Familienkonferenz‘ oder gemeinsame ,Sorgenzeit‘ - aber auch auf seine eigene Bedürfnisse als Eltern zu achten- all das kann Familien helfen gemeinsam besser durch schwierige Zeiten zu kommen.“
Neue Studie: Schon die Kleinsten sind betroffen
Die Corona-Pandemie setzt Familien unter großen Druck. Erste Studien zeigen: Mehr als 70 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen fühlen sich durch die Corona-Krise seelisch belastet. Stress, Angst und Depressionen haben zugenommen. Jedes vierte Kind berichtet, dass es in der Familie häufiger zu Streit komme als vor der Corona-Krise. Eine neue Studie der RUB mit über 3.000 Eltern zeigt, dass auch schon die ganz Kleinen betroffen sind: Eltern von Babys und Kleinkindern beobachteten während des Lockdowns im Frühjahr 2020 einen Anstieg von Verhaltens- und emotionalen Problemen bei ihren Kindern. Aber auch das Wohlbefinden der Eltern nahm während des Lockdowns ab. Kinderärztinnen und -ärzte sowie Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter warnen vor der Zunahme von häuslicher Gewalt und Gewalt gegen Kinder.
„Mit dem jetzigen Anstieg der Corona-Fallzahlen müssen wir uns darauf einstellen, dass es immer wieder zu partiellen Schließungen der Betreuungseinrichtungen und auch häuslicher Quarantäne kommen kann. Die zusammengestellten Tipps und Tricks können helfen, den Alltag gemeinsam gut zu bewältigen“, erklärt Hanna Christiansen von der Philipps-Universität Marburg.
Über die Erklärvideos