Arbeitswissenschaft EU-Projekt zu digitaler Transformation in Unternehmen bewilligt
Ein internationales Forschungsteam erarbeitet Lösungen, die Unternehmen und Organisationen dabei unterstützen sollen, die notwendigen Kompetenzen und Strategien für die Digitalisierung zu entwickeln.
Lernfabriken helfen heutzutage, in der Ausbildung digitale Kompetenzen zu erwerben. Einheitliche Qualitätsstandards für die Lernfabriken und Qualifizierungsprogramme für die Bildungsverantwortlichen im Bereich Digitalisierung fehlen bislang jedoch. Das soll das neue internationale Projekt „Digitaler Coach“ ändern, das die Europäische Union seit September 2020 für drei Jahre mit 450.000 Euro im Programm „Erasmus plus – Strategische Partnerschaften“ fördert. Prof. Dr. Martin Kröll vom Institut für Arbeitswissenschaft der Ruhr-Universität Bochum (RUB) leitet das Vorhaben. Ziel ist es, das Aufgabenprofil eines „Digitalen Coaches“ zu etablieren.
Etabliertes Reifegradmodell fließt ein
Das Projekt beschäftigt sich mit der Frage, wie die erforderlichen Kompetenzen gefördert werden können, um die digitale Transformation in Unternehmen oder Organisationen zu gestalten. Dazu entwickelt das Projektteam ein Trainingsprogramm für Digitale Coaches. Es richtet sich an Personen, die in der Aus- und Weiterbildung tätig sind, und vereint zwei bereits etablierte Konzepte: Lernfabriken und das in Bochum vom Lehrstuhl für Produktionssysteme entwickelte Reifegradmodell „Adaption“.
„Adaption wurde in umfangreichen Projekten mit der Praxis entwickelt. Es unterstützt Unternehmen dabei zu bestimmen, wo im Prozess der digitalen Transformation sie aktuell stehen sowie welche konkreten Maßnahmen zu ergreifen sind“, sagt Prof. Dr. Bernd Kuhlenkötter, Leiter der Lern- und Forschungsfabrik an der RUB und Inhaber des Lehrstuhls für Produktionssysteme. Das Reifegradmodell stellt Soll- und Ist-Zustand gegenüber und zeigt dadurch Stärken und Weiterentwicklungsbedarfe hinsichtlich digitaler Kompetenzen von Unternehmen auf. Es hilft außerdem, Kompetenzentwicklungsprogramme und individuelle Zukunftsstrategien für Unternehmen zu erarbeiten.
Im Rahmen des neuen Forschungsprojekts soll das Modell in ausgewählten Ausbildungsbetrieben in verschiedenen EU-Ländern weiterentwickelt, erprobt und implementiert werden. Darüber hinaus erarbeiten die Projektpartner Qualitätsstandards für Lernfabriken. „Lernfabriken bieten Interessierten viele Möglichkeiten, digitale Kompetenzen zu erwerben, wobei es sich als sinnvoll erweist, den Kompetenzerwerb zu professionalisieren und in die bestehende betriebliche Aus- und Weiterbildung zu integrieren“, erklärt Martin Kröll.
Aufgabenprofil des Digitalen Coaches etablieren
Digitale Coaches sollen in Zukunft Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung von digitalen Geschäftsmodellen unterstützen. Sie sollen insbesondere das Denken aus Kundenperspektive sowie branchenübergreifendes Denken fördern und agiles Prozessdenken unter Einbindung aller Prozessbeteiligten verbreiten. Ein zentrales Ziel ist außerdem, die Akzeptanz von digitalen Strategien zu fördern. Dazu können die Digitalen Coaches ihre Kenntnisse über Wertschöpfungsnetzwerke und deren Veränderungen durch Digitalisierung einbringen.
Basierend auf den Ergebnissen entwickelt das Projektteam ein Zertifikatsprogramm für Digitale Coaches. Es besteht aus diversen Selbstlernmodulen zu: Qualitätsmanagement als Grundlage der Digitalisierung in Unternehmen, Unternehmensstrategie zur digitalen Transformation und agiles Projektmanagement, Möglichkeiten und Grenzen des Lerntransfers sowie der Lernortkooperation, Wertschöpfungsprozesse als Ansatzpunkte zur Digitalisierung, Strategien zur Sicherung der Akzeptanz von digitalen Lösungen in Unternehmen, Grenzen und Möglichkeiten der Partizipation bei der Umsetzung von digitalen Lösungen sowie Entwicklung von neuen Geschäftsmodellen vor dem Hintergrund der Digitalisierung und Unternehmenskooperation.