Wir kommunizieren schon lange nicht mehr nur mit Menschen. © RUB, Marquard

Forschungsförderung Wie wir mit intelligenten Systemen kommunizieren und interagieren

Künstliche Intelligenz (KI) boomt und wird unsere soziale Interaktion intensiv prägen. Was macht das mit uns?

Messenger-Dienste, Chatbots, Roboter-Kolleg*innen: Wir interagieren in unserem Alltag schon lange nicht mehr nur mit Menschen. Welche Veränderungen bringt diese Entwicklung mit sich? Wie gestalten wir sie? Und welche Gefahren, aber auch Chancen sind damit verbunden? Mit dieser Thematik befasst sich der Forschungsverbund „INTERACT! Neue Formen der sozialen Interaktion mit intelligenten Systemen“ an der Ruhr-Universität Bochum (RUB), der durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen mit 2 Millionen Euro gefördert wird. Zum interdisziplinären Team um den Sprecher Prof. Dr. Tobias Schlicht (Philosophie) gehören Prof. Dr. Albert Newen und Prof. Dr. Eva Weber-Guskar (Philosophie), Prof. Dr. Nikol Rummel (Erziehungswissenschaft), Prof. Dr. Anna Tuschling (Medienwissenschaft) und Prof. Dr. Matthias Weiß (Wirtschaftswissenschaft).

Menschen sind interaktive Wesen: Gemeinsames Leben, soziale Verständigung und kooperatives Handeln zeichnen uns aus, was gerade in der Pandemie den Alltag so schwermacht, wenn soziale Begegnungen auf ein Minimum reduziert werden müssen. „Eine zentrale Herausforderung für die moderne Gesellschaft ist die Veränderung unserer Interaktion über soziale Medien und mit Systemen Künstlicher Intelligenz. Dabei sehen wir neue Risiken, aber auch unerwartete Chancen“, sagt Tobias Schlicht. Mit dem Siegeszug von Internet und Smartphone sind in fast allen Gesellschaften neue Formen der Kommunikation entstanden, vor allem über soziale Medien. KI-Technologien erfahren einen Entwicklungsboom. Sprachassistenten, Roboter und andere KI-basierte Systeme werden in viele Bereiche des Lebens integriert und prägen zunehmend die soziale Interaktion, zum Beispiel in Pflege- und in Bildungseinrichtungen sowie Unternehmen.

Zentrale Aspekte der sozialen Interaktionsforschung: Verstehen, Fühlen, Handeln

Diese Entwicklungen bringen praktische Möglichkeiten und Herausforderungen mit sich und werfen theoretische wie ethische Fragen auf. Was sind die zentralen Prinzipien, die eine persönliche Mensch-Mensch-Interaktion bestimmen und wie verändern sie sich durch verstärkte Kommunikation über soziale Medien? Einerseits sehen wir durch soziale Medien die Zunahme von einseitiger Information (Filterblasen) und Fake News bis hin zu Verschwörungstheorien; andererseits bieten die sozialen Medien neue Möglichkeiten, soziale Beziehungen zu gestalten und auch für soziale Gruppen (Familien, Freunde), diese über Entfernungen zu bewahren.

Ähnliche Herausforderungen sehen wir beim Austausch mit intelligenten KI-Systemen. Wie sollen wir diese KI-Systeme einschätzen? Übertragen wir die Prinzipien unseres zwischenmenschlichen Umgangs unverändert, droht eine unangemessene Vermenschlichung von Maschinen. KI-Systeme sind zwar zunehmend autonom, keine starr programmierten Maschinen mehr und simulieren sogar Emotionen, doch sie sind weiterhin zu unterscheiden von empfindenden Menschen. Schließlich: Wie können wir die Interaktion und Kooperation zwischen Menschen und KI-Systemen in pädagogischen und Arbeitskontexten am besten gestalten und steuern?

Diesen und anderen Fragen widmet sich das Team von sechs Forscherinnen und Forschern aus den Geistes-, Sozial- und Verhaltenswissenschaften an der RUB. Sie wollen weitere Verbundprojekte wie Forschungsgruppen zur sozialen Interaktion entwickeln und eine nachhaltige Nachwuchsförderung für Promovierende und Postdoktorand*innen organisieren. „Dazu wird das Netzwerk Zug um Zug systematisch erweitert“, erklärt Tobias Schlicht.

Pressekontakt

Prof. Dr. Tobias Schlicht
Institut für Philosophie II
Fakultät für Philosophie und Erziehungswissenschaft
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: +49 234 32 29479
E-Mail: tobias.schlicht@rub.de

Veröffentlicht

Montag
30. August 2021
15:39 Uhr

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