Mar Rus-Calafell möchte Menschen helfen, die Stimmen hören, welche niemand sonst hören kann. © RUB, Marquard

Psychologie Sich gegen die Stimme im Kopf behaupten

Eine virtuelle Verkörperung hilft Betroffenen, die unter belastenden inneren Stimmen leiden, den Alltag besser zu bewältigen. Für eine Studie dazu werden Teilnehmende gesucht.

Etwa jeder zehnte Mensch hört gelegentlich Stimmen, die niemand sonst wahrnimmt. „Viele kommen damit gut klar“, so Prof. Dr. Mar Rus-Calafell, Professorin für Klinische Psychologie und digitale Psychotherapie am Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit der Ruhr-Universität Bochum. Doch für manche Betroffene sind die Stimmen eine Belastung. Sie stören in bestimmten Situationen und erschweren es, den Alltag zu bewältigen. Dagegen bietet Mar Rus-Calafell erstmals in Deutschland eine VR-Therapie im Rahmen einer Studie an: In der AVATAR-Therapie gestalten die Betroffenen eine virtuelle Abbildung der inneren Stimme und treten mit ihr in einen Dialog. Alle Infos finden Interessierte online.

Sich behaupten gegen die Stimme

Gemeinsam mit einem Therapeuten oder einer Therapeutin gestalten die Teilnehmenden der AVATAR-Studie einen digitalen Körper, der der Stimme entspricht, die sie am häufigsten wahrnehmen. So erhalten sie ein Gegenüber, mit dem sie sprechen und dem sie auch widersprechen können. „Es geht darum, die Stimme zu kontrollieren, der Stimme selbstbewusst entgegenzutreten“, erklärt Mar Rus-Calafell. Das planen die Teilnehmenden mit den Therapeut*innen und setzen es mit deren Unterstützung im Dialog mit dem Avatar um.

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Auch mehrere Stimmen werden leiser

Die Wirksamkeit der AVATAR-Therapie wurde international bereits in einigen Studien belegt. Eine Untersuchung, an der Mar Rus-Calafell beteiligt war, zeigte, dass die Teilnehmenden nach der Therapie ihre Stimme seltener hörten und sich seltener von ihr belastet fühlten. In einigen Fällen verstummte die Stimme sogar. Wenn sie mehrere Stimmen hörten, wurden durch den Dialog mit dem Avatar der Hauptstimme auch die anderen Stimmen leiser. In der aktuellen Studie geht es darum, erstmals Nachweise für die Wirksamkeit der AVATAR-Therapie bei deutschen Psychose-Patienten im Frühstadium zu erbringen und die Therapie durch neue immersive VR-Umgebungen zu verbessern, um den Betroffenen zu helfen, ihre Stimme in sozialen Situationen besser zu kontrollieren. Die Teilnehmenden werden zufällig auf zwei Gruppen verteilt. Eine Gruppe erhält die AVATAR-Therapie sofort, die andere Gruppe nach sechs Monaten Wartezeit.

Teilnehmen können Personen ab 16 Jahren, die in der Vergangenheit mindestens eine psychotische Episode erlebt haben und seit mindestens sechs Monaten Stimmen hören. Der Beginn der Störung sollte nicht mehr als fünf Jahre zurückliegen. Die insgesamt 13 bis 16 Termine der Studie finden in der Bochumer Innenstadt statt.

Förderung

Die Studie wird unterstützt durch die Alexander-von-Humboldt-Stiftung und das Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Pressekontakt

Prof. Dr. Mar Rus-Calafell
Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: +49 234 32 24603
E-Mail: mar.rus-calafell@ruhr-uni-bochum.de

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Veröffentlicht

Montag
18. März 2024
09:27 Uhr

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