Präventionsprogramm-Entwicklung Sexuellen Übergriffen unter Jugendlichen vorbeugen
Schätzungen zufolge erlebt jede dritte jugendliche Person sexuell übergriffiges Verhalten durch Gleichaltrige. Um dem entgegenzuwirken, entwickeln Forschende ein neues Präventionsprogramm.
Ein internationales Forschungsteam entwickelt ein Programm zur Prävention von sexuell übergriffigem Verhalten unter Jugendlichen. Der Verbund erhält dafür 400.000 Euro Fördermittel aus dem Programm „Erasmus+ Jugend“. Prof. Dr. Georgios Paslakis von der Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Ruhr-Universität Bochum am Campus Ostwestfalen-Lippe leitet das Vorhaben „Prevention Works“. Es startet am 1. Mai 2024 und läuft für drei Jahre. Neben der Ruhr-Universität Bochum sind Nichtregierungsorganisationen aus anderen europäischen Ländern beteiligt.
Jugendliche werden in die Entwicklung einbezogen
„Internationale Studien schätzen, dass jede dritte jugendliche Person sexuell übergriffiges Verhalten durch Gleichaltrige erlebt“, sagt Georgios Paslakis. „Das Risiko derartiger Übergriffe ist gerade für LGBTQ+-Jugendliche erhöht.“ Jugendarbeiter*innen in allen Ländern Europas würden oft dafür geschult, sexuelle Übergriffe durch Ältere zu adressieren. Aber: „Sexuelle Übergriffe unter Gleichaltrigen werden gerade im Rahmen der Prävention bisher kaum in den Fokus genommen“, unterstreicht Paslakis.
Das möchte das Projektteam ändern. Es entwickelt ein Gruppenpräventionsprogramm, das Jugendliche ab 13 Jahren bis hin zu jungen Erwachsenen im Alter von 30 Jahren adressiert. Begleitend entstehen eine Schulung und Materialien für Sozialarbeiter*innen. Jugendliche, auch solche, die bereits sexuell übergriffiges Verhalten erfahren haben, werden an der Entwicklung beteiligt. „Die Prävention kann nur dann erfolgreich sein, wenn sie die Themen der Jugend aufgreift und in einer Weise adressiert, die zur Arbeitsweise von Jugendarbeiter*innen und den jeweiligen nationalen Gegebenheiten passt“, so Paslakis.
Enttabuisierung angestrebt
Das Projekt richtet sich primär an den nicht formalen Bildungssektor, etwa Jugendzentren. Die Maßnahmen werden daher zuerst durch Jugendarbeiter*innen in den jeweiligen Partnerorganisationen implementiert, die bereits mit Jugendlichen und der Thematik zu tun haben. Einige Organisationen kooperieren aber auch eng mit Schulen.
Der Fokus des Präventionsprogramms liegt auf einer Auseinandersetzung mit Geschlechternormen und -rollen. Den Forschenden ist es darüber hinaus ein Anliegen, das Thema zu enttabuisieren. Begleitend zum Projekt wollen sie daher in lokalen und sozialen Medien darüber aufklären.