Förderung
1 Million Euro für humanitäre Studien
Die Gerda Henkel Stiftung unterstützt damit auch die Arbeit von Dennis Dijkzeul und dem Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht.
Die Gerda Henkel Stiftung fördert den Ausbau der humanitären Studien in Deutschland mit einer Summe von 1 Million Euro. Unterstützt wird ein gemeinsames Vorhaben von Prof. Dr. Dennis Dijkzeul (Ruhr-Universität Bochum), Prof. Dr. Joël Glasman (Universität Bayreuth) und Privatdozentin Dr. Kristina Roepstorff (Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg). Die Forschenden wollen in den kommenden drei Jahren ein international ausgerichtetes „Wissenschaftsnetzwerk Humanitarian Studies“ etablieren, um die Sichtbarkeit des Forschungsstandortes Deutschland zu stärken. Darüber hinaus führen sie in drei großen Modulen Forschung durch: zu Nichtregierungsorganisationen aus dem Globalen Süden, zu einer Geschichte der Gleichgültigkeit in humanitären Krisen und zu LGBTQI+-Personen, die von humanitären Krisen besonders betroffen sind.
Die Humanitarian Studies befassen sich mit der Entstehung und Dynamik humanitärer Krisen sowie deren gesellschaftlichen Auswirkungen. In einem Gastbeitrag für DIE ZEIT betonen Glasman und Roepstorff, dass Deutschland zwar zu den wichtigsten Gebern humanitärer Hilfe zählt, das Forschungsfeld hierzulande jedoch noch „im Aufbau“ ist – anders als in Ländern wie Großbritannien, Frankreich oder den USA, wo etablierte Strukturen bestehen. Umso wichtiger sei es, das bislang geringe wissenschaftliche Angebot zu stärken, um fundierte Analysen zu ermöglichen und zentrale Fragen der humanitären Hilfe systematisch zu bearbeiten.
Wir brauchen eine unabhängige, wissenschaftlich fundierte Analyse.
Das neu geförderte Projekt verfolgt zudem drei unterschiedliche Schwerpunkte. Einer davon ist das Forschungsprojekt von Dennis Dijkzeul mit dem Titel „Fraught Vulnerabilities – Praktiken der Inklusion und Exklusion von LGBTQI+ Personen in humanitären Krisen“. Es untersucht die Situation von LGBTQI+-Personen, die häufig überproportional von humanitären Krisen betroffen sind. Deren mangelnde Berücksichtigung in Hilfsmaßnahmen verletzt nicht nur grundlegende menschenrechtliche Prinzipien, sondern auch zentrale humanitäre Grundsätze, insbesondere Humanität und Unparteilichkeit. Dijkzeul analysiert nun, auf welche Weise und in welchem Umfang unterschiedliche LGBTQI+-Personen als vulnerabel angesehen und in humanitäre Hilfe einbezogen werden. Der Bochumer Krisenforscher will außerdem herausfinden, welche Widerstände es gibt.
„Um den vielfältigen Herausforderungen humanitärer Krisen wirksam begegnen zu können, braucht es eine unabhängige, wissenschaftlich fundierte Analyse“, sagt Dijkzeul. Er ist Professor für Konflikt- und Organisationsforschung am Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht (IFHV) der Ruhr-Universität. Das IFHV gilt seit Jahren als wichtiger Standort humanitärer Ausbildung im deutschsprachigen Raum. Mit der nun bewilligten Förderung entsteht eine Grundlage, um Forschung, Austausch und institutionelle Strukturen im Bereich der Humanitarian Studies weiter auszubauen und nachhaltig zu verankern.