Arktis-Expedition Rentiere und Eisbären in freier Wildbahn
Studieren kann richtig spannend sein. Zum Beispiel, wenn man eine Reise in den ganz hohen Norden macht.
Sie gehört sicherlich zu den Sahnestücken im Angebot des Optionalbereichs: die Spitzbergen-Expedition von Geograf André Baumeister. 18 Studierende verschiedener Fachrichtungen dürfen dabei sein, wenn am 16. September 2016 der Flieger Richtung Arktis abhebt.
Dann haben sie zwei Wochen lang Gelegenheit, die einmalige Landschaft und ihre Entstehungsgeschichte kennenzulernen. Die Grundlagen der Geografie haben sie sich bereits in Bochum in einem Vorbereitungskurs angeeignet.
Spitzbergen, das offiziell „Svalbard“ heißt und zu Norwegen gehört, besteht aus vielen kleinen Inseln; sie liegen im Nordatlantik, weit oberhalb des Polarkreises. „Das Tolle an dem Ort ist: Man findet auf kleiner Fläche alle möglichen Lebensräume“, schwärmt Baumeister. Grund dafür ist unter anderem, dass im Osten der eisige Polarstrom das Klima prägt, wohingegen im Westen der wärmere Golfstrom vorherrscht.
Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt
Generell ist es auf Spitzbergen jedoch kalt. Die Durchschnittstemperatur liegt deutlich unter dem Gefrierpunkt. Der Sommer beschränkt sich auf die Monate Juli und August. Tiere und Pflanzen haben sich dieser extrem kurzen Vegetationsperiode auf ganz unterschiedliche Art und Weise angepasst. Dies zu beobachten, ist genauso Teil der Expedition wie die Spurensuche nach Hinweisen auf die Eiszeiten.
Wenn die Bochumer Gruppe ankommt, beginnt in der Arktis die sogenannte Twilight-Phase. Das bedeutet, dass es nicht mehr 24 Stunden lang hell ist, sondern nachts die Dämmerung einsetzt. Einige Wochen später wird es dann überhaupt nicht mehr hell.
Dass Menschen sich Anfang des 20. Jahrhunderts trotz all der widrigen Umstände in Spitzbergen angesiedelt haben, hat vor allem mit der Entdeckung großer Kohlevorkommen zu tun. Heute ist die Region in erster Linie als großes Freilandlabor bekannt: Viele Nationen schicken ihre Wissenschaftler hierher, um den Klimawandel zu untersuchen und andere naturwissenschaftliche Fragen zu beantworten.
Fitness ist Grundbedingung
Die Studierenden der RUB müssen während ihres Aufenthalts mit Nachtfrost und dem erstem Schnee rechnen. Allein deswegen ist die Expedition nichts für zart Besaitete – denn geschlafen wird in Zelten. Körperliche Fitness ist eine Grundbedingung, wenn man mitmachen möchte. Schließlich legt die Gruppe die meisten Wege zu Fuß zurück, bepackt mit schweren Rucksäcken.
Die Anmeldezahlen sind dennoch hoch. Kein Wunder, denn wann hat man im Studium schon einmal die Gelegenheit, Eisbären in freier Wildbahn zu beobachten? „Gesteine und Pflanzen sind schon recht interessant für die meisten“, so Baumeister. „Aber Rentiere und Eisbären sind der absolute Renner, die möchten alle gerne sehen.“ Angst vor einer allzu innigen Begegnung mit einem Bären müssen die Studierenden nicht haben: Die Guides, die die Gruppe begleiten, sind für Notfälle mit Gewehren ausgerüstet.
Wenn man so einmalige Erlebnisse miteinander teilt, entwickelt sich schnell ein Gemeinschaftsgefühl
André Baumeister
Doch nicht nur das Abenteuerfeeling macht die Exkursion zu etwas ganz Besonderem. „Wenn man so einmalige Erlebnisse miteinander teilt, entwickelt sich schnell ein Gemeinschaftsgefühl“, beschreibt Baumeister die Stimmung bei seinen Reisen. Lagerfeuer und die obligatorische Abschiedsparty dürfen natürlich auch nicht fehlen.
Ganz billig ist die Reise leider nicht. 1.500 Euro zuzüglich Flugkosten muss jeder Teilnehmer zahlen. Im Vergleich zu kommerziellen Reisen ist das aber noch günstig. Schließlich deckt der Preis alle anfallenden Kosten, und die sind in Skandinavien bekanntermaßen hoch.
Wer jetzt neugierig geworden ist auf Spitzbergen und die Exkursion, dem kann geholfen werden: André Baumeister führt während der Reise einen Blog mit Texten und Fotos.