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Warum Hochbegabung kein Garant für Erfolg und Ansehen ist
Bei ihren Mitmenschen lösen ihre Leistungen Bewunderung aus, manchmal aber auch Neid oder Ablehnung: Hochbegabte sind kognitiv zu Höchstleistungen imstande. Scheinbar mühelos bewältigen sie den Schulstoff und studieren in Windeseile anspruchsvolle Fächer. Andere haben ein außergewöhnliches Talent in Musik, Kunst oder Sport. Was ist dran am Mythos Hochbegabung? Wir fragen Dr. Heike Hunneshagen, die Leiterin der Jungen Uni der RUB.
Es gibt hochbegabte Kinder, die ausgerechnet durch schlechte Leistungen auffallen.
Frau Hunneshagen, manche Eltern meinen, ihr Kind sei hochbegabt, weil es durchgängig sehr gute Noten auf dem Zeugnis hat. Reicht das aus, oder was zeichnet Hochbegabung sonst noch aus?
Es wäre schön, wenn es so einfach wäre. Aber nicht immer wird Begabung in Leistung umgesetzt. Es gibt hochbegabte Kinder, die ausgerechnet durch schlechte Leistungen auffallen und bei denen daher zunächst niemand auf die Idee käme, eine Hochbegabung zu vermuten. Das kann unter anderem daran liegen, dass sie unterfordert sind und einfach abschalten.
Die Umgebung, in der ein Kind aufwächst, spielt dabei eine wesentliche Rolle. Wenn Leistung keine Anerkennung erfährt, wird sie sich kaum entfalten.
Welche Fördermöglichkeiten bietet die RUB hochbegabten Kindern, und wie werden die Familien auf die Angebote aufmerksam?
An der RUB haben wir die Junge Uni gegründet. Sie umfasst vielfältige Angebote, die es Schülerinnen und Schülern ermöglichen, frühzeitig die Uni kennenzulernen. Besonders möchte ich auf das Projekt Lotus aufmerksam machen, unseren Workshop für hochbegabte Schülerinnen und Schüler. Er wurde von der Bildungsforscherin Dr. Tanja Baudson entwickelt, die das Angebot auch wissenschaftlich begleitet. Das Ziel ist es, die soziale und emotionale Entwicklung zu fördern. Das gelingt am besten im regen Austausch mit anderen hochbegabten Jugendlichen. Zum Beispiel sprechen sie über Tipps und Tricks für den Schulalltag.
Die Schüleruni ist gerade für Schülerinnen und Schüler, die in der Schule unterfordert sind, ein tolles Angebot.
Ein weiteres Angebot ist unsere Schüleruni, die wir regulär ab der Oberstufe durchführen, in Ausnahmen aber auch schon ab der achten Klasse. Sie macht es möglich, bereits vor dem Abi zu studieren: Schülerstudierende besuchen während der Schulzeit Lehrveranstaltungen an der Universität und können in den meisten Kursen sogar Leistungsnachweise erwerben, die auf das spätere, reguläre Studium angerechnet werden.
Gerade für Schülerinnen und Schüler, die in der Schule unterfordert sind, ist das ein tolles Angebot: Sie können Uni-Luft schnuppern und Leistungen erbringen. Häufig entspannt sich durch den Besuch der Veranstaltungen an der RUB gleichzeitig die schulische Situation. Die Schüler merken, dass ihre hohe Motivation und Leistungsbereitschaft anerkannt, gewünscht und sogar gefördert wird. Gerade wer das in der Schulzeit erfährt, ist auch später bereit, etwas an die Gesellschaft zurückzugeben.
Ist Hochbegabung ein Garant für eine steile Berufskarriere und hohes Ansehen in der Gesellschaft?
Leider nein. Wenn sie nicht entdeckt und gefördert wird, kann sich die Hochbegabung nicht angemessen entfalten. Zudem sind Hochbegabte häufig interessiert an einem speziellen Fachgebiet. Daher findet man sie oftmals eher als Mitarbeitende beziehungsweise Professorin oder Professor in einem Fachgebiet als auf den höchsten Leitungsebenen, die häufig von den Inhalten weiter entfernt sind, und deren Aufgaben eher im Management und Führungsbereich liegen.
Weitere Informationen zum Thema Hochbegabung bei Kindern gibt es am Dienstag, 21. Mai 2019, um 18 Uhr im Blue Square bei der Diskussionsrunde „Einstein Junior – Wenn Kinder (hoch)begabt sind“. Experten aus Schule und Universität sowie die Mutter eines inzwischen erwachsenen hochbegabten Sohnes stellen dann ihre Sichtweise auf das Thema dar.
17. Mai 2019
12.24 Uhr